Samstag, 30. August 2014

Der tägliche Wahnsinn

Ja, Wahnsinn. Was ist mit den Leuten heutzutage los? Ist die Welt wirklich so kalt und rücksichtslos, wie sie sich darstellt?
Ich bin manchmal echt erschüttert, was man jeden Tag auf deutschen Straßen erleben muss. Ich bin in einigen Kleinstädten unterwegs und auf Landstraßen, aber das haut mir manchmal echt den Boden ins Gesicht.
Richtig, ich schreibe heute mal von kleinen und großen Unverschämtheiten im Straßenverkehr!
Und das fängt schon in unserer kleinen verträumten Straße mit Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuschen an. Der Kampf "Einheimische vs. Touristen" ist hier im vollen Gange. Zum besseren Verständnis: Ich lebe in einer kleinen Stadt zwischen Münster und Osnabrück, die sich dem Tourismus verschrieben hat. Leider. Denn die Besucher sind oft nicht in der Lage, Schilder zu lesen (Anliegerstraße) und folgen lieber blind ihrem Navigationsgerät auf dem kürzesten Weg zum malerischen Marktplatz mit Fresstempeln oder zur beliebten Freilichtbühne.
Wenn man also hier losfahren möchte, sieht man sich unter Umständen mit einem GEGNER konfrontiert, der an den zahlreichen Engstellen auf keinen Fall derjenige sein will, der ausweicht. womöglich noch im Rückwärtsgang. Schließlich ist man hier zu Gast und wenn auch völlig unberechtigt in die Straße (oder besser Gasse) eingefahren, hat man ihm Platz zu machen und am besten noch mit rotem Teppich und ausführlichen Begrüßungsfloskeln zu begegnen.
Ja ne, is klar.
Also, man fährt los und hat zu bestimmten Tageszeiten erstmal ein-zwei Diskussionen mit Leuten, die ihren Führerschein anscheinend wirklich im Lotto gewonnen haben (habe das bis vor ein paar Jahren für einen Mythos gehalten).
Dann fährt man auf die Bundesstraße in Richtung Autobahnabfahrt und dort gibt es verschiedene Phänomene zu beobachten.
Erstmal den sog."Schrecken der A30", der dort alles in Grund und Boden gefahren hat und diesen Geschwindigkeitsrausch auf der Bundesstraße weiter ausleben will. Meist mit hochpreisigem Auto unterwegs und vielen PS, Nummernschild einer x-beliebigen Großstadt, zeigt er uns Landeiern mal, wie Auto gefahren wird. Vier-fünf Fahrzeuge in Kolonne überholen vor der Kurve mit einer Geschwindigkeit, die unsere sehr aufmerksame Polizei schon aufhorchen läßt. Ich glaube, dass hier schon sehr viele Punkte vergeben wurden. ;-)
Dann das Modell "Kapitän der Landstraße". Typischerweise mit gelbschwarzen Nummernschild unterwegs, Mercedes A-Klasse oder was Großes von Renault oder Citroen und ebenfalls von der nahen A30 kommend. Und weil aus dem Ausland stammend, werden hier erst einmal die Verkehrsregeln neu definiert. Am Kreisverkehr wird beim Reinfahren geblinkt, dafür nicht beim Rausfahren. Das Tempo auf den Landstraßen wird auf -sagen wir mal - 67 km/h reduziert, weil man sich ja am Anblick von Erderhebungen erfreuen muss. Die immer länger werdende Schlange von Fahrzeugen wird dabei komsequent ignoriert, bis der oben erwähnte "Schrecken der A30" zuschlägt und alle 14 Autos auf einen Schlag überholt. Der Stauanführer verliert daraufhin die Nerven und beschleunigt auf 70 km/h.
Aber auch unter Einheimischen gibt es Reibereien. Beliebtestes Delikt im Stadtverkehr: Vollständiger Verzicht auf die Benutzung der Fahrtrichtungsanzeiger, im Volksmund auch "Blinker" genannt. Ich mein, wozu auch, es geht ja schließlich niemanden was an, wo ich hinfahren will, oder? Wir werden auch so schon genug überwacht.
Allerdings ist es doch ärgerlich, wenn die Mitteilnehmer zu faul sind, zu erahnen, dass ich nun furios einen Spurwechsel vollziehen will. Sollen sich nicht so anstellen. Blinken ist nur was für Anfänger, oder?
Auch steigender Beliebtheit erfreut sich das sog. "Anschleichen an die rote Ampel". Der Sinn hat sich mir noch nicht erschlossen, warum man auf der Bundesstraße so richtig Gas geben muss und innerstädisch 200 m vor einer roten Ampel so dermaßen angekrochen kommt, dass der sich unweigerlich bildende Rückstau bis hinter die vorherige rote Ampel reicht. Leute, WAS SOLL DAS DENN! Habt ihr das Anfahren verlernt? Oder macht die moderne Start-Stop-Automatik Probleme?
In einer 30er Zone muss dann zum Ausgleich dafür schneidige 65 gefahren werden. Auch vor der Schule und dem Kindergarten und dem Seniorenheim. Die können ja aufpassen.
Vorfahrt achten? Warum denn, schließlich habe ich den dicken SUV. Sollen die anderen doch auf mich aufpassen. Weg da, jetzt komm ICH!
Handyverbot am Steuer? Ach, so ein Quatsch. Schließlich muss ich meine Mitmenschen über jeden gefahrenen Meter auf dem Laufenden halten. Ich frage mich, was ist morgens um halb sieben so wichtig, dass man das Handy einfach nicht vom Ohr nehmen kann? Was haben wir früher eigentlich ohne Handy gemacht? Sind wir beim Autofahren verloren gegangen?
Bis auf einige wenige Ausnahmen glaub ich das kaum.
Und da ist noch so vieles, was man hier anführen könnte. Und alles entsteht aus einer Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mitmenschen heraus, die immer mehr Überhand nimmt.
Da freut man sich doch umso mehr über ein Lächeln von einem Fussgänger, den man mit einer freundlichen Geste die Straße überqueren lässt, bevor er auf der Verkehrsinsel Wurzeln schlagen muss.

Ich finde manche AutofahrerInnen gelinde ausgedrückt echt zum Kotzen. Sorry, aber das muss mal gesagt bzw. geschrieben werden dürfen.

Wo immer ihr heute hinfahren wollt, bitte benehmt euch nicht so, wie ich es hier beschrieben habe. Jeder kann diese kalte Welt ein ganz kleines bißchen wärmer machen.
Liebe Grüße von

eurer Copine

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