Montag, 25. August 2014

Der kleine Unterschied oder Gilbert in a bo(x)ttle

Ouha, da lässt man einmal die Katze des Hauses an den Laptop und schon postet sie in beinahe narzisstischer Anmutung ein Bild nach dem anderen von sich. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Das eitle kleine Ding!

Ich entschuldige mich in aller Form für dieses Flooding von Katzenbildern und werde mit ihr schimpfen. Ganz gewiss werde ich das. Gleich nachher. Oder morgen. Oder nächste Woche.

Immerhin hat sie die Rechtschreibprüfung benutzt. Das clevere Tier. Fast kann man ihr gar nicht mehr böse sein.

Das kann man sowieso nicht. Denn sie ist ja schon irgendwie goldig, oder? Und sie macht normalerweise so gut wie keinen Blödsinn! Wenn man von den halsbrecherischen Kletteraktionen auf dem Dach des Hauses mal so absieht. Ich hoffe, sie weiss was sie tut.

Und wo wir schon mal dabei sind, erzähle ich jetzt mal, wie Jeannie an uns oder besser wir an Jeannie geraten sind.
Es war ein verregneter vorletzter Dezembertag 2012. Hier herrschte absolute Trauer, denn der einzigartige Kater "Hexer" war am 2. Weihnachtstag von uns gegangen. Er musste nach einem Hirn-Aneurymsa leider eingeschläfert werden. Ein rabenschwarzes Weihnachtsfest war das. Ich hoffe, dass die Entscheidung, ihn gehen zu lassen, die Richtige war, denn ein Freigängerleben war nicht mehr möglich und selbst das freie Bewegen in der Wohnung wurde zur Gefahr, denn er stürzte dauernd. Seine linke Seite war dysfunktional, irreparabel.
Ruhe in Frieden, mein kleiner schwarzweisser Freund. Du warst ein echter Kämpfer und ich vermisse dich immer noch sehr.
Der Legende nach vererbt eine Katze einen guten Platz an eine andere Katze, wenn sie über die Regenbogenbrücke gehen muss. So geschah es auch in unserem Fall. Das Ergebnis habt ihr ja im vorherigen Post sehen können. Und das kam so:
Nach einer ganzen Woche ununterbrochenen Weinens packte mich mein Lebensgefährte beim Schopf und sagte, das müsse nun aufhören. Und schon befand ich mich im Auto auf dem Weg ins örtliche Tierheim. 
Bereits im Eingangsbereich saßen Katzen in ihrem Auslauf: Große, kleine, schwarze, lang- und kurzhaarig, rote, getigerte, gefleckte und gescheckte Tiere, die ausgesetzt oder abgegeben wurden. Die meisten sassen in einer Ecke und man spürte förmlich ihr Mustern, andere kamen erhobenen Schwanzes ans Gitter und warben um Beachtung. Sie alle hatten eins gemeinsam: Die Hoffnung, diesen Ort bald verlassen zu können.
Wir wurden zu den Katzenzimmern geführt. Sieben Stück an der Zahl, alle voll mit Katzen, Kratzbäumen,  Schlafkissen, Näpfen und Spielzeugmäusen.
Ich schlug vor, einen Kater mitzunehmen. Kastriert. Die Mitarbeiterin zeigte auf ein paar Tiere, die vor sich hinträumten. Wie es mit mir immer so ist, ich konnte mich natürlich nicht entscheiden.
Mein Freund schaute ein schwarzes Katzentier an, und dieses schaute zurück Mit großen grünen, verschreckten Augen "Der meint doch jetzt nicht mich?!?!"
"Lass uns den doch nehmen", meinte er plötzlich. "Sieht hübsch aus."
"Ach, den mit dem Knickschwanz? Gerne" sagte die Mitarbeiterin.
Wir schauten auf den Katalog an der Tür. Mit dem weissen Lätzchen und den grünen Augen im Tiefschwarz, das musste "Gilbert" sein. Knickschwanz, naja, Nobody is perfect.
"Kann man den noch umtaufen?" fragte ich schüchtern. Diese ganze Situation nagte an meinem Katzenherz. Soviele Katzen, die niemand mehr wollte. Und nur eine durfte ich mitnehmen.
Gilbert war ehrlich gesagt wenig begeistert darüber, dass die Tierheimfrau ihn nun packte und in unsere Transportbox setzte. Er hatte sich wohl auf einen chilligen Samstag auf der obersten Ebene des Kratzbaums eingerichtet. Pustekuchen.
Erstmal ins Büro und die Formalitäten erledigen. Wie jedes Tierheimtier hatte auch unser Kandidat einen Chip hinter dem linken Ohr bekommen. Gilbert wurde wieder mal gepackt, wirkte darob wenig begeistert, der Chip wurde ausgelesen -PIEP! und die Daten in den Impfpass übertragen.
"Oh", sagte die Frau. "Gilbert ist wohl doch kein Kater, sondern eine Katze."
"Oh", sagte ich. "Naja, nun sitzt sie halt in unserm Korb."
Die Frau strich das "bert" von Gilbert im Impfausweis durch. So einfach ist das.
"Ist sie denn kastriert und geimpft?" fragte ich.
"Äh - nein. Sie hat eine Spritze bekommen und leider die zweite nicht mehr. Sie sehen ja, was hier los ist. Soll sie denn nach draußen?"
"Selbstverständlich."
"Dann sollte sie noch kastriert werden. Und neu grundimmunisiert."
"Ja ne, is klar."
Es war mir mittlerweile wurscht, ob Gilbert nun ein Bert oder eine Gil ist. Ich wollte mit ihr heim und ihr des Hexers Erbe anvertrauen. Und mal gucken, wie sie guckt.
Endlich daheim angekommen, guckte die Katze wie ein Auto, aber nur aus dem Korb heraus. Sie war sehr scheu und traute dem Braten nicht. Wie wir erfuhren, war sie als Kätzchen halbwild auf die Welt gekommen und vom Tierschutz eingesammelt und ins Tierheim verbracht worden, wo sie erstmal einen Schnupfen überstehen musste (deshalb die vergeigte Impfaktion). Und man hatte sie seitdem kaum behandeln können, weil sie vor dem Tierarzt panisch geflohen war (ich möchte mir gar nicht vorstellen, was da abgegangen ist).
Ok. Nun war sie hier und schaute so ängstlich und war dennoch so wahnsinnig süß, dass ich ihr das Label "Bezaubernde Jeannie" verpasste. Denn sie brauchte ja nun eh einen neuen Namen, da sie ja auf keinen Fall mehr "Gilbert" heissen sollte (allein schon!).
Und nun bezauberte Jeannie ihre neue Umgebung erstmal von "unter dem Bett" aus, denn da war sie ruckzuck und ohne Vorankündigung hingehuscht. Schnell, schwarz und lautlos. Und dort verharrte sie erstmal eine Weile, gefühlte zwei Wochen lang. Nur der Futternapf war morgens leer und das Klo benutzt (immerhin). Vielleicht wäre der Name "Unsichtbare Jeannie" auch ganz passend gewesen. Ghost-Modus halt.

...to be continued!

Was immer ihr heute adoptieren wollt, schaut mal nach dem "kleinen Unterschied". Obwohl  es eigentlich auch wurscht ist. ;-)

Es grüßt euch eure bezauberte
Copine






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