Sonntag, 4. Januar 2015

Die Schmitzens - Silvestervorboten aus der Hölle!

Ach ja.
Weihnachten war (endlich) überstanden, alle Süßigkeiten verputzt, alle Geschenke ausgiebig ausprobiert. Aber mit der überraschend eingetretenen Besinnlichkeit war es auch schlagartig vorbei, als Onkel Udo seine CD einlegte, zum Titel "Weihnachtsmann vom Dach" mitgröhlte, den Lautstärkeregler aufdrehte und Dackel Arno mit den Worten "Komm, EINER geht noch bis zum Pupillenstillstand! Das Leben ist KURZ!"  einen großen Schluck Bommerlunder in seinen Wassernapf schüttete!  Tina schrie auf, hatte sie den Stolz der Zuchtstation "Hohe Bracht" doch gerade den Krallen des Säuferkomas entrissen und sie war weiss Gott nicht erbaut über einen weiteren Alkoholiker in der näheren Familie, als Ralf geistesgegenwärtig reagierte, die Flasche Bommerlunder in seine Gewalt brachte und sich erstmal selbst einen ordentlichen Becher davon genehmigte. Was wiederum von Onkel Udo mit einem "Soo gefällst du mir viel besser, mein Junge" und einem Schulterklopfer kommentiert wurde. Tina verdrehte genervt die Augen. Es war ja erst 10 Uhr morgens!
Als dann auch noch die Playstation von Marco zu neuem Leben erwachte, welcher sich sofort begeistert daran machte, einen Angriff auf die amerikanische Fliegerbasis "Pearl Harbor" zu planen und durchzuführen, war das Chaos wieder komplett. Seufzend schnappte Tina sich Dackel, Tochter nebst Puppe und ihre Winterjacke, um selbigem zu entfliehen.
Immerhin hatte es in der Nacht ein wenig geschneit und der Anblick versöhnte die Hausfrau beinahe mit ihrer bemerkenswerten Weihnacht. Arno schnuffelte begeistert am Wegrand herum, Sophie und Lisa warfen einander Schneebälle zu (genaugenommen natürlich nur Sophie, aber aus Solidarität hatte sie ihrer besten Puppenfreundin einen Schneeball in die Hello-Kitty-Kapuze gesteckt) und es herrschte eine herrliche Ruhe in der Reihenhaussiedlung. Tina ließ die kalte Winterluft tief in ihre Lungen eindringen und merkte, wie ihr Blutdruck wieder Werte unterhalb der 200/140 erreichte. Im neuen Jahr würde es dringend mal wieder Zeit für einen Herz-Kreislauf-Check.

Daran dachte Tina zurück, als sie den Kartoffelsalat für die Silvesterfeier zubereitete. Ihr Mann Ralf hatte sich außerdem Frikadellen gewünscht, Käsewürfel mit Weintrauben waren schon fertig und Onkel Udo würde einen wahren Prachtkerl von Mettigel zur Party mitbringen. Die Kinder bevorzugten allerdings eine Fertigpizza "Quattro Staggione" mit extraviel Käse drauf. Das war für Tina ein Vorteil, denn - wir erinnern uns - ihre Kochkunst hielt sich stark in Grenzen.

Wie friedlich das Haus gerade war. Arno pennte mitten auf dem Sofa, Sophie frisierte ihre Lisa um und die Männer waren gerade im Baumarkt, um Böller und Raketen für Mitternacht einzukaufen. Der Sekt stand schon kalt, gerade schnippelte Tina die Kartoffeln klein, um sie in den Salat zu geben, als der BIG BEN-Sound erklang. Tina schaute auf die Uhr, gerade mal halb vier am Nachmittag!

Vor der Tür: Kevin. Er hatte schon eine Whatsapp mit Fotos vom eingekauften Knallzeug von Marco erhalten und konnte es kaum erwarten, die Dinger auszuprobieren.
"Is der Maakoo daaa?" fragte er ungeduldig.
"Nein, der ist noch mit seinem Papa unterwegs", antwortete Tina leicht genervt. Die Frikadellen mussten noch gebraten werden.
"Mannoooo. Die solln sich ma beeiln!" moserte Kevin. Zum Glück war besagter Baumarkt 20 km weit entfernt und es würde noch eine Weile dauern bis zur Rückkehr des Sohnemannes.
"Siehst ja, wenn unser Auto kommt", entgegnete Tina, schloss die Türe vor Kevins Nase und machte sich weiter ans Werk.

Eine gute halbe Stunde später fuhr Ralf in seinem Dacia Logan vor. Der geräumige Kofferraum: Randvoll mit Böllern, Raketen, Knallfröschen und Ballerzeug in allen Größen und Farben. Marco platzte bald vor Stolz.
Kevin kam wie Usain Bolt aus dem Nachbarhaus gerannt. "GEILGEILGEILALTAAA!" brachte er atemlos hervor. Andächtig bestaunten die Jungs den Inhalt des Kofferraums. Vergessen waren Playstation und Xbox, das hier war echt und zum Anfassen.

Ralf begann, vorbei an den offenen Mündern der Jungs die Kisten und Kartons in den Schuppen der Doppelhaushälfte zu schleppen. Hierbei hätte ihm allerdings auffallen müssen, dass beim Tragen des letzten Kartons keine Jungs mehr staunend am Auto standen, stattdessen die kleine Kiste mit den Polenböllern fehlte, die Ralf noch auf dem Parkplatz zum Schnäppchenpreis von einem Typen mit osteuropäischem Dialekt erstehen konnte. Was den manchmal etwas maulfaulen Marco zu dem Ausruf "IST DAS MEEGA PHÄTT, MANN, ALTA" hinriss.

Kopfschüttelnd nahm Ralf die Knallfrösche aus der letzten Kiste. Mit denen sollten die Bengel schon mal die Nachbarschaft sanft auf das bevorstehende Feuerwerk Marke "VARTA VOLKSSTURM" einstimmen. Doch von den Jungs fehlte plötzlich jede Spur. Werden sich schon wieder anfinden, dachte Ralf optimistisch.

Der verführerische Duft frisch angebratener Frikadellen lockte Ralf und Arno schließlich in die Küche.

"Naa,  habt ihr wieder Millionen für Knallzeugs ausgegeben?" fragte Tina ihren Mann. Wie viele paar Schuhe, schicke Klamotten und Mascaratuben hätte man dafür shoppen können.
"Echte Männer brauchen das zu Silvester", konterte Ralf trocken.
"Achja? Und wo haben die sich versteckt?" entgegnete Tina und feierte sich innerlich für ihre schlagfertige Antwort. Grinsend wusch sie sich das Hackfleisch von den Fingern. Ralf - wir wissen nun schon, er hasst es, wenn Tina witzig ist - knurrte mit Blick auf die vier Hackfleischfladen:  "Ich kann ja noch ein paar einladen. Dann brauchen wir aber mehr Frikadellen" und verschwand aus der Küche.

In diesem Moment klingelte Ralfs Samsung Galaxy XXL. Onkel Udo fragte an, ob Tina noch genug Platz im Kühlschrank hat - für einen gewaltigen Mettigel.






Ob die Buben noch einmal in 2014 auftauchen, ob die Frikadellen diesesmal den strengen Anforderungen von Ralf genügen und ob Dackel Arno den Mettigel nebst Onkel Udo erfolgreich bekämpft, erfahrt ihr im Jahresabschlussteil von "Die Schmitzens"! :-)

Liebe Grüße vom
Copinchen





2 Kommentare:

  1. Mich erinnert das an Tom Gerhardts "Voll normaal"-Familie. Das ist jetzt 20 Jahre her - Udo ist bestimmt mit Tommy in die gleiche Klasse gegangen. :-)

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  2. Hehe.. das könnte sein!
    Manche Dinge setzen sich einfach im Hinterstübchen fest..;-)

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