Donnerstag, 8. Januar 2015

Duchess Jeannie und der Katzenflüsterer, Teil 2

Im vorigen Teil der Jeannie-Geschichte beschrieb ich ja ziemlich wortreich, wie die kleine Lady nicht in ihren Transportkorb wollte.
Heute beschreibe ich, wie Jeannie wieder nicht in ihren Transportkorb wollte.
Nur war es beinahe noch dramatischer, denn meine ausgeklügelte Falle funktionierte nun nicht mehr!
Mir war wirklich drei Tage vorher schon flau im Magen, wenn ich daran dachte, die Bestie das Untier das nette kleine schwarze Kätzchen wieder in den Korb zu packen. Packen war jetzt auch der richtige Ausdruck!
Ihr schwante schon Dunkles, als ich mich bei ihr einschleimte, um sie im richtigen Augenblick am Nackenfell zu erwischen. Ich warf tagelang mit Leckerlies nur so um mich (natürlich nur eine bestimmte Sorte, die Madame auch mag...) tastete mich an ihren wirklich langen Ohren an den Nacken heran und kraulte und streichelte und krabbelte sie, dass ihr Motor auf allen sechs Zylindern schnurrte.
Ja, und dann war der Tag gekommen. 15:00 Uhr beim Tierarzt, dem Magier mit den Katzentrösterhänden, dem Guru der entnervten Katzenbesitzerinnen.
"Jeannie komm, wir fahren zu deinem Freund Dr. R.!" schmeichelte ich der Kleinen, holte nassforsch den Korb aus der Ecke, wo er nun 2 Wochen lang verachtet wurde und dachte allen Ernstes, das geht jetzt wie geschmiert (na, irgendwo im Hinterkopf natürlich auch wieder nicht, sonst wäre mir ja nicht so flau zumute gewesen).
DAS LIEBLINGSLECKERLIE schlechthin wie ein Mantra vor mir herführend, lockte ich die Duchess zu mir, fuhr mit dem Finger über ihre kleine Stirn zwischen die Ohren zum Nacken und ....flupp!

...war sie weg.

Verschwunden. Unauffindbar. Dematerialisiert. In Luft aufgelöst.

Mist. Es war halb drei und um fünf nach drei würde das Wartezimmer brechend voll sein. Dr. R. ist ein beliebter und guter Tierarzt hier im Ort.

Ich fand Jeannie unter dem Bett. Rückzugsort Nr. 1. Als ich unter selbiges kroch, musste ich niesen (jaja, ich sollte hier öfter saubermachen..) und Jeannie stob davon, als wenn der Leibhaftige hinter ihr her wäre. Immerhin. Ich schloss die Tür zum Schlafzimmer hinter mir und fand die Kleine auf der Treppe auf dem Weg in die Küche. In 2 Sätzen saß sie im Regal, schnell holte ich den Korb und wollte sie jetzt cool mit dem Muttergriff aufklauben und in den Korb setzen. Da hatte ich aber nicht damit gerechnet, dass sie irgendwie mit einem Eichhörnchen verwandt sein muss! Sie glitschte mir durch die Finger (Katzen können sich nicht nur plüschig und breit machen, sondern auch schmal und glatt wie ein Aal, diese Zauberwesen ^^) und schwupp war sie die Treppe wieder hoch und im Badezimmer verschwunden. Dort sass sie mitten in der Badewanne und sah nun ungefähr so aus:

Oh oh. Gefahr im Verzug. Wenn das Katzenauge ausschaut wie eine totale Sonnenfinsternis, heisst das höchste Alarmbereitschaft. Wenn sich der Pupillenhintergrund auch noch rötlich verfärbt: Lauft, so schnell ihr könnt, denn sonst wird die Büchse der Pandora geöffnet. Und ja, in diesem Fall bringt eine "schwarze" Katze durchaus auch mal Unglück in Form eines bösen Kratzers oder gar Bisses.
Nun knurrte es auch noch auch der Wanne. Ich nahm mir ein Handtuch. Tür zu und nun mal nicht so zimperlich, Copine. Was habe ich schon mit großen Pferden und Hunden hantiert und so eine kleine Miezekatze lässt mich zögern und zittern? Oder war es die Angst vor einem totalen Vertrauensverlust, der mehr schmerzt als ein Kratzer am Arm? Wahrscheinlich letzteres.
Egal, wat mut, dat mut und nu geht es rund mit der Paula.. äh, Jeannie. Viertel vor drei.
Ich warf mein Handtuch über den Bösen Blick und schob meine Hand hinterher. Hurra! Das Nackenfell hielt ich nun fest wie der Ertrinkende den rettenden Strohhalm und schob den Korb unter den Plüschhintern. Fast wäre sie mir nochmal weggeglitscht, aber dann war das Ding zu und Jeannie eingetuppert. Wieder wütende Proteste aus dem Innenraum! Hah, damit beeindruckst du mich nicht mehr. Ich verlud meine wertvolle Fracht im Auto, ignorierte das klagende Maunzen und fuhr die drei Straßen hoch zur Praxis.
Und wieder passierte die Metamorphose, genau wie beim ersten Mal: Ich hatte eine Traumpatientin im Korb! Tapfer wie eine Pantherin ertrug sie die 2. Impfung, liess sich nochmal abhorchen, und nach getaner Tat verkrümelte sie sich auf ihr Handtuch im Körbchen. Der Tierarzt lobte sie und gab ein Leckerchen, was sie damenhaft annahm und zerkrümelte. Ich meine sogar beobachtet zu haben, wie sie ihm leicht über den Finger leckte, obwohl er sie gepiekst hatte! Na sowas!
Ich trug die Traumpatientin heim, liess sie wieder frei, rechnete damit, nun drei Tage mit dem Plüschpopo nicht angeguckt zu werden - aber die Wirkung vom Doc wirkte anscheinend noch nach, denn Mylady liess sich schon 10 Minuten nach der Freilassung wieder anlocken und anfassen. Hurraaa!
Nur die Einfangaktion müssen wir noch stark verbessern. Bald schon ist der OP-Termin für die Kastration, den ich heute vereinbart hatte. Mir ist fast schon wieder flau im Magen, wenn ich daran denke. ;-)


Frohes neues Jahr allen KatzenfreundInnen und euren Lieblingen!
Liebe Grüße vom Copinchen und Jeanninchen


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Empfohlener Beitrag

Eine weihnachtliche Soap-Opera aus irgendeinem Mehrzweckstall im Münsterland! Die HauptdarstellerInnen: Mäxchen Romi aka "...