Mittwoch, 3. Dezember 2014

Love Story - es wird ro(wdy)mantisch!

Oh ja. *seufz* Zündet für diese Geschichte Kerzen an, vergesst den Valentinstag und seine roten Herzchen, das hier ist noch viiieel ergreifender als Titanic, Bodyguard und Vom Winde verweht zusammen.
Auch Hunde haben eine romantische Ader. In dieser Episode lest ihr, wie Rowdy mit seiner Liebsten ein Weilchen von der Bildfläche verschwand und was dies für Folgen hatte!
Aisha hiess die Holde, die Eine, die Angebetete. Und Aisha war eigentlich das komplette Gegenteil von dem agilen, lauf- und spielfreudigen Rüden. Aisha war eine Berner Sennenhündin: Gemütlich, entschleunigt und immer für einen guten Happen zwischendurch zu haben, was man ihr figürlich auch ansehen konnte. Aisha war diejenige, die vor dem Vereinslokal saß und kleinen Kindern ihr gerade gekauftes Eis aus der Hand nahm und einfach auffraß. Aisha war diejenige, die bei einem Ausritt zwar artig und folgsam war (im krassen Gegensatz zu meinem Rowdy übrigens), sich aber an der Weggabelung zum Rundritt unter einen Baum legte und wartete, bis wir mit den Pferden die Runde mit Galoppstrecke gemacht hatten, sich bei unserer Wiederankunft gemächlich erhob, gähnte, sich streckte und sich dann kommentarlos wieder zum Heimweg anschloss. Die Galoppstrecke empfand sie wohl als zu anstrengend.
Diese Aisha hatte des Rowdys Herz erobert. Er stand auf sie, auch außerhalb ihrer Hitze, ihr mütterliches Wesen, ihr seelenvoller Blick hatte wohl eine gewisse Wirkung auf den Rüden, der sonst eher - nennen wir es mal so - oberflächliche Liebschaften pflegte. Er hüpfte um Aisha herum, brachte ihr seine Stöckchen und Spielzeuge, forderte sie zum Wettrennen auf (wobei er sie sogar einmal GEWINNEN LIESS!!) und lag ihr nach der Action im Reiterstübchen quasi zu Füßen. Wirklich eine große Romanze, unfassbar faszinierend. Die doch etwas übergewichtige Aisha legte ihr natürliches Phlegma ihrem Herzbuben zuliebe vorübergehend sogar ab und spielte wirklich ausgelassen mit ihm, was ihn natürlich entzückte. Es war einfach nur Liebe und nennt mich ruhig hoffnungslos kitschig, sogar auf den ersten Blick.
Diese Hündin gehörte dem Vorsitzenden des Vereins, bei dem ich angestellt war, bzw. seiner Frau, die auch schon mal an die Tür klopfte und fragte, ob Rowdy gerade Zeit hätte und ein wenig Aishas Bewegungsdefizit ausgleichen könnte.
So auch an diesem kalten, verschneiten Dezemberabend! Es war schon längst dunkel, es lag gefühlt ein halber Meter Schnee und es war wirklich bitterkalt. Aisha hatte gerade ihre Hitze hinter sich und Rowdy war, wir erinnern uns, seit einer Weile kastriert, aber noch mit dem berühmten "letzten Schuss in der Flinte" unterwegs, wie der Tierarzt es ausdrückte. Nun, Heidi sagte, es wäre vorbei mit Aishas Läufigkeit, und so überließen wir die beiden Hunde auf dem Außengelände ihrer Spielfreude. Nicht ahnend, dass es noch ein stressiger Freitagabend werden würde!
Rowdy und seine Aisha hüpften wie die Hasen durch den Schnee, rannten ausgelassen, lagen nach einer Weile hechelnd im Schnee, um sich gegenseitig die Klümpchen aus den Pfoten zu schlecken, jagten geworfenen Schneebällen nach und ... waren auf einmal spurlos verschwunden!
Fröstelnd schauten Heidi und ich uns an. Ja, was war denn nun los?
Alles Rufen und Pfeifen war wirkungslos. Die waren wirklich weg!
Nun hat Schnee ja die hervorragende Eigenschaft, Spuren sichtbar zu machen. So stapften wir los. Zwei größere Hunde waren nebeneinanderher Richtung Wald galoppiert. Kein Walt-Disney-Film hätte das besser hinbekommen.
Im Wald allerdings verlor sich die Spur, denn die dichten Fichten (hihi) verhinderten eine Schneedecke. Rowdy und Aisha blieben verschwunden und wir wurden immer unruhiger. Riefen, suchten, liefen immer tiefer in den Wald, Richtung Hundehütte vom Schäferhundverein (schon bekannt aus einer früheren Geschichte).
Und was glaubt ihr, wer kam wedelnd und hechelnd und mit der ganz großen Unschuldsmine hervorgetrabt?
Richtig, unser canides Traumpaar!
Nun hatte Rowdy eine kleine Eigenheit: Wenn er irgendwie, ähm, zum Schuss gekommen war, trug er seine Rute für ein paar Stunden nicht gerollt auf dem Rücken, sondern sie hing dann eher runter. Ja, hihi, ich habe mal den Tierarzt befragt, weil ich dachte, Rowdy hätte sich die Rute gebrochen, da war so ein Knick drin und er grinste nur breit und sagte mit schelmischem Blinzeln, mein Hund hätte wohl irgendwo eine Gelegenheit nicht ausgelassen. Ich war wirklich schockiert, das könnt ihr mir glauben.
Also, Rowdys Ringelrute hing also charakteristisch mit Knick herunter und ich wusste, was das bedeutete. Sein letzter Schuss ist in der Hündin meines obersten Chefs gelandet. Oh mein Gott.
Heidi fragte natürlich, warum ich so erschrocken schaute. Die Hunde waren ja heil und unversehrt wieder da und schienen auch nichts kaputt gemacht zu haben!
"Ja, kaputt ist wohl nichts, aber .... geh mit Aisha mal lieber zum Tierarzt!" antwortete ich nach Luft schnappend. "Wieso, meinst du, die haben...." fragte sie mit großen Augen. "Sie haben." nickte ich.
Rowdy schaute seinen treuesten Blick, Aisha ihren hungrigsten und so leinten wir die beiden Ausreißer an und gingen zurück zur Reithalle. Rowdy schleckte seiner Liebsten zum Abschied einmal quer über die braunweisse Schnauze, es war wirklich herzzerreißend!
Zwei Tage später ging mein Telefon: Aishas Herrchen am Apparat. Etwas ungehalten teilte er mir mit, dass Rowdys letzter Schuss ein Volltreffer war, Aisha hätte aber eine "Spritze danach" bekommen und wäre drüber hinweg. Zwischen Entsetzen und einem breiten Grinsen schwankend rief ich meinen Hund, strich ihm über seine breite Stirn und sagte zu ihm "Meine Güte, wären das hübsche Welpen geworden. Rowdy, aber Alimente können wir uns doch gar nicht leisten!!"
Wieder einmal schien es mir, als ob sein Gesicht, dass aussah wie das des Fuchur aus der Unendlichen Geschichte in Schwarz, lächelte. Ich bin mir ganz sicher, dass er gerade an  seine liebste  Aisha dachte.


Mit romantischen Grüßen
Eure Copine  ;-)


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