Dienstag, 16. September 2014

Mit Rowdy durch dick und dünn! Vol. II

Mein Hund Rowdy war ja ein echter Schatz, andererseits war mir wirklich klar, dass man einem solchen Hund in dieser Größe ein wenig Erziehung angedeihen lassen musste. Dieser Entschluss kam mir, nachdem er mir dezent anzeigte, dass er nicht gerne allein gelassen werden würde. Seine zarten Hinweise reichten vom ausgeräumten Mülleimer über einen zerkleinerten Polstersessel (der mir nicht einmal gehörte..) bis hin zu einem bis zur Unkenntlichkeit zerbissenen Fünfzigmarkschein, der zwar mir gehörte, aber nicht als Hundeleckerlie dienen sollte.
Meine Schimpfe darüber nahm er jedesmal relativ geknickt hin, mit schuldbewusst gesenktem Blick und ganz langen Hängeohren, um mir 30 Sekunden später wieder seinen Quietsche-Igel zum Werfen zu bringen.
Es nutzte nichts, er musste ordentlich erzogen und zu einem guten Begleiter ausgebildet werden. Er durfte zwar morgens überwiegend frei herumlaufen, aber unsere Spaziergänge an der Leine in der Öffentlichkeit waren gelinde ausgedrückt ziemlich chaotisch. Er zog an der Leine hierhin und dorthin, kläffte bei einsetzender Dämmerung Omas mit Gehhilfen so an, dass sie panisch die Straßenseite wechselten und machte unsere Einkaufsaktionen zu wahren Survivaltrainings. Versucht doch mal, mit einem ziehenden, bellenden Halbstarken an der Leine plus 2 schweren Einkaufstüten, die jeden Moment zu reißen drohen, einen längeren Fussweg hinzulegen. Und das mindestens einmal in der Woche.
Ich wollte einen ordentlichen Hund, wie gesagt. Einen, der eventuell wegen seiner Optik die Blicke auf sich zog und nicht wegen unsäglichem Benehmen. So ging ich mit ihm zum Hundeverein und meldete uns dort an.
Und wie ich dort vor den bereits beschriebenen Personen stehe, die uns wie gesagt mit teils sehr missbilligender Mine mustern, da strolcht mein als lernwillig und unverbraucht angeprisener Vierbeiner auf dem Hundeplatz herum und legt eine dicke Hinterlassenschaft mitten auf das eingezäunte Areal. Die Augenbrauen zogen sich noch höher in die Stirn, der knackige Bursch' grinst mich unverhohlen an und der Vorstand holt schon mal die Kornflasche aus der Theke, denn ein solch schweres Vergehen kostet eine Runde Hochprozentiges an alle, die es gesehen (und gerochen) haben! 
Dann kam er wieder an meine Seite, von der er sich wirklich sehr leise davongestohlen hatte, setzte sich ab und strahlte mit seinem unnachahmlichen Labrador-wie-Fuchur-von-der-unendlichen-Geschichte-Grinsen in die Runde.
Die Hovawart-Tante war einer Ohnmacht nahe, griff gierig nach dem ihr dargebotenen Getränk und kippte es auf Ex hinunter. Damit hatte sie die nächste Runde an der Backe, denn sie hatte mein "Cheers" schließlich nicht abgewartet! Das ist fast so schlimm wie ein dicker Hundehaufen in der Mitte des Hundeplatzes und wieder kreiste die Flasche. Mir wurde schon blümerant zumute und so beseitigte ich den Anlass der ersten Runde Westfälischen Kimmenkorn geschwind', leinte meinen Sünder an und zeigte ihm leicht schwankend den Platz. Ich vertrage sowas nämlich nicht, aber hier wurde anscheinend auch ein Training in der Leistungsklasse im Kampftrinken angeboten.
Nun schaute mich mein Hund zur Abwechslung mal komisch an. Ich machte innerlich eine kleine Inventur des heutigen Nachmittags.
Wir waren theoretisch hier, um dem Hund eine gewissenhafte Erziehung angedeihen zu lassen.
Praktisch lief ich nun mit roten Ohren und um Gleichgewicht ringend hinter eben diesem Hund an der Leine her, der mich wie immer von a nach b zog. Unter den Blicken zweier jagdlich gekleideter Herren, von denen ener der Präsident und der andere recht attraktiv war und unter gewissen herablassenden Blicken einer Dame mit zwei distinguiert wirkenden Hovawarten, die sich wohl niemals zu einer solchen Aktion hinreissen lassen würden. Theoretisch.
Kichernd brachte ich meinen Hund in die ihm zugewiesene Box. War doch ein lustiger Nachmittag. Der Einstand war ganz unserer chaotischen Natur entsprechend gelaufen und nach dem Erledigen der Formalitäten war immer noch Zeit genug, den ursprünglichen Plan des Hundetrainings zu verfolgen. Und den hochnäsigen Rassehunden würden wir es auch noch zeigen. Später, wenn wir wieder nüchtern sind. ;-)

Auf dem Heimweg ging es mir schon wieder besser. Alkohol ist wirklich iieh. Total iiiehh.

Was immer ihr heute zu euch genommen habt, ich hoffe, es war bekömmlich!

Viele Hundegrüße von
Copine, die das Fuchur-Grinsen von Rowdy niemals vergessen wird.

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