Montag, 8. September 2014

Die Weltreiterspiele 2014

...sind vorbei. Endlich? Oder Gottseidank? Oder schade?
Für die deutschen Teilnehmer ist vieles gut gelaufen, Vieles, aber nicht alles. Was die Fachpresse über die Zustände hinter den Kulissen bloggte und berichtete, passt eher in die Sparte "Worst EVER Games" oder "Dieses WEG wird kein leichtes sein" bis hin zu "Will Einfach Weg". Der Wortspiele gibt es genügend (mein Dank hier an die St-Georg-Redaktion, dessen Blog das ganze Drama anschaulich dokumentiert hat: http://www.st-georg.de/blog/index.php  Prädikat: Lesenswert!).
Was bleibt übrig? Schon die grandiosen Leistungen unserer Dressurdamen zum Auftakt, die mit Mannschaftsgold belohnt wurden! Tolle Bilder von lockeren, rittigen Pferden mit gut sitzenden und fein einwirkenden Reiterinnen (hier beziehe ich ausdrücklich die Einzelgoldmedaillengewinnerin Charlotte Dujardin (GBR) und Valegro mit ein!) macht doch Hoffnung auf ein Überdenken der Ausbildungswege der Dressurpferde, auch wenn natürlich überall nur mit Wasser gekocht wird. Wo war eigentlich Totilas und Matthias Alexander Rath? Achja, der Wunderhengst hatte sich nach kurzer Erfolgswelle ja wieder ein Wehwehchen zugezogen. Besonders vermisst wurde er im Dressurviereck aber irgendwie nicht. Bezeichnend. Über die gleiche Mannschafts-Medaille durfte sich  die deutsche Vielseitigkeitsequipe freuen! Im tiefen Boden von Haras du Pin leisteten die Pferde Übermenschliches, wenn man sowas von einem Pferd überhaupt sagen kann. In diesem Fall also Überpferdliches, etwas, was die Sportkameraden von Michael Jung, Ingrid Klimke, Sandra Auffahrt und Co. hoffentlich nicht so bald wieder bringen müssen. Für Sandra und ihren Wolle gab es hier auch die langersehnte Einzelgoldmedaille, wohlverdient wie nie, würde ich sagen. :-) Hoffentlich hat sie lange Freude daran und für Wolle jeden Tag bitte einen extragroßen Korb Möhren.
Tja, die Organisation. Besonders schwächelte sie wohl in einer Nischensportart namens Distanzreiten, dessen Name selbsterklärend ist. Wie sonst kann es zu solch furchtbaren Unfällen kommen, in dem ein Pferd vom tiefen Matsch über eine nicht gesicherte Brücke, dann steil bergab wieder in den Matsch rutschenderweise mit dem Kopf gegen einen Baum rennt? Das Pferd kann dazu kein Statement mehr abgeben, es ist tot. Die Reiterin soll nach einigen Tagen aus dem Koma erwacht sein, die Veranstalter verhängten hier eine Nachrichtensperre. Nachrichtensperre? Was soll das denn? So werden natürlich auch pferdesportfeindliche Gerüchte angeheizt, gefüttert, quasi gemästet, denn es bleibt der Phantasie eines jeden einzelnen überlassen, was mit der Reiterin geschehen ist, wie es dazu kommen konnte, ob sie etwas dazu sagen will oder überhaupt kann. Es ist schrecklich, aber es wäre eventuell vermeidbar gewesen, hätten die Verantwortlichen früher reagiert und diese Klippen entschärft.
Immerhin im Cross Country wurden 2 als tückisch angesehene Sprünge herausgenommen worden, wobei ein gewisser Fisch mit einer stylischen Strauchbürste als schmaler Einsprung ins Wasser diesen Part nun übernommen zu haben schien. Mich sollte es nicht wundern, wenn einige Reiter von nun an eine erworbene Abneigung gegen Fischgerichte entwickelt haben - oder erst recht Appetit darauf. ;-)
Bevor ich zu den Springwettbewerben komme, möchte ich mich an dieser Stelle einmal für das reichhaltige Angebot im TV bedanken. DANKE FÜR NIX! Hätte ein einfach zu bedienender  Internetstream aus Dubai nicht Bilder aus Caen live übertragen, wäre der Frust noch tiefer gewesen beim geneigten Reitsportzuschauer. Danken wir also "Scheich-TV" für die prima Übertragung des gesamten Cross-Country-Events und dem- oder derjenigen, der/die den Link hierzu über einschlägige Internetforen verbreitet hat. Vielen VS-Freunden hat das den Samstag gerettet. Danke!
So, und dann das Debakel der deutschen Springreiter in der 2. Woche. Debakel? Warum?
Tja, der undankbare vierte Platz in der Nationenwertung hat nicht gerade für Jubelstürme gesorgt. Shit happens.
Aber es gibt ja noch eine Einzelwertung. Hier kann man noch ein paar Kastanien aus dem Feuer holen, wenn man denn will.
Aber: Ein gewisser Herr C.A. wollte wohl nicht, dabei hätte er sogar noch Chancen auf das Top Four-Finale gehabt!
Herr L.B. wäre noch in der Top 30 gewesen, verzichtete aber auf eine weitere Teilnahme. Ok, das verstehe ich, wenn es keine Chance auf eine gute Einzelplazierung mehr gibt. Tapfer weiter machten Daniel Deußer und Marcus Ehning, aber der übliche Pechfehler machte die Hoffnung auf das Finale zunichte. Und das tut mir wirklich leid, denn man hat es wenigstens versucht!
Nunja, also keine Medaille für die Springreiter, Der Planet wird sich trotzdem weiterdrehen. Aber es bleibt ein fader Nachgeschmack.
Oh, wäre es hier z.B. um Fussball gegangen: Man stelle sich vor, der Bundestrainer und einige Spieler hätten bei der WM in der Vorrunde zurückgezogen!!!
Oder einige Spieler hätten gesagt: "ach nee, keine Chance mehr auf den Titel. Ich fahr' heim" oder so.
Die hätten hier nicht mehr einreisen müssen. Der Internetshitstorm hätte alle Dimensionen gesprengt, man hätte Personenschutz gebraucht etc. Der Lynchmob ist gnadenlos.
Da haben wir es ja hier nur mit einem Shitstörmchen zu tun. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass jeder selber wissen muss, was er tut. Ich wäre aber auch für einen Kader, wo jeder, der die Leistung bringt, mal eine Chance bekommt, um zu beweisen, dass er oder sie genügend Biss hat. Leider haben sich ein oder zwei Reiter mit ihrer Aktion ent-Idolisiert oder auf Bildzeitungsniveau: Sie haben den Schwanz eingezogen.
Tja, das sind nur ein paar Gedanken von mir zu den Wörstequestriangähms. Ich für meinen Teil bin froh, dass es nun vorbei ist. Ich bin traurig über den Tod von 2 Pferden, das Zweite ein VS-Pferd vom Briten Harry Meade, Wild Lone, der nach dem Gelände mutmasslich einem Aorten-Abriss erlag. :-(
Vielleicht lernt auch der deutsche Dachverband nun etwas in Sachen Nachwuchsförderung dazu. Lasst die guten Pferde nicht einfach ausser Landes ziehen! Die Niederländer haben da das bessere System. Denn sonst hat der Ausverkauf mehr Konsequenzen als ein paar verpasste Medaillen für Springreiter.

Was immer ihr heute Schönes gewonnen habt: Freut euch wie Bolle darüber. :-)

Liebe Grüße von
Copine, deren viereckige Augen vom Streamgucken langsam wieder Normalform annehmen. ;-)

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