Mittwoch, 3. September 2014

Das Leben ist kein Ponyhof II

Hi, ich bin's nochmal, euer Mäxchen!

Oh, wenn ihr mich nur sehen könntet, ihr würdet vor Mitleid zerfließen. Grau und trübe sind meine Tage. Als Schattengewächs meines Klienten (habe meine Berufsbezeichnung derweil geändert in "Bewährungshelfer für rückfallgefährdete Equiden^^) friste ich weiterhin ein bedauernswertes Dasein. Immerhin wurden die Haftbedingungen gerade etwas entschärft, aber der Große hat ja nix besseres zu tun, als sich eine wenig dekorative Macke über dem linken Auge zuzuziehen. Hoffentlich hat das nicht wieder eine Verschärfung in Form von Stallarrest zur Folge. Ich glaube, ich schreibe mal eine E-mail an P:ETA oder sowas. Amnesty antwortet ja leider nicht.
Der Sommer geht dahin und mit ihm die leckersten Weidegräser. Aber die kann ich mir ja sowieso nur vom teilweise gepflasterten Außenbereich aus angucken. Drei freche Rehe haben sich zu uns gesellt und zeigen uns, was Freiheit ist: Naschen, mampfen und dann einfach über die Wiese hüpfen und dann ab in den Wald. Wie ich sie beneide! Ich bin doch nur der Freitag vom Robinson Crusoe, der kleinste aller Hobbits mit den behaartesten Füßen und der Patachon vom Pat. Der Doof vom Dick allerdings nicht, denn in meinem kleinen Köpfchen rotieren mehr Synapsen als ihr glauben würdet. Eines Tages komme ich über euch, und dann Gnade euch der Shettygott!
Nun, dem Klienten geht es ja jetzt besser, er darf wieder ein bisschen traben und wenn er bei einer Viertelstunde angekommen ist, sollen die Tore zur Koppel wieder für uns geöffnet werden. Soll sich mal beeilen, der Tollpatsch, bevor der Birnenbaum mit seinen leckeren Früchten abgeerntet und für uns nur der faulende Rest übrigbleibt! Mein genialer Plan mit dem Gegen-den-Stamm-treten-und-dann-regnet-es-leckeres-Obst konnte dieses Jahr noch nicht in die Tat umgesetzt werden. Manchmal wünsche ich mir, ich wäre ein Shire-Horse, dann würde ich die Zäune einfach überklettern und das Paradies wäre mein ganz allein.
Ok, man wird ja wohl mal träumen dürfen. Aber wäre ich ein Shire, hätte der Klient nichts mehr zu lachen. Dann wäre ER der Zwerg und müsste den ganzen Tag machen, was ICH will. Und das wäre kein Möhrenknabbern, das sage ich euch. Er würde meine Hufe lecken und mir den Bauch kraulen, denn an meinen Widerrist und Mähnenkamm käme er nicht mehr heran. Und der würde mich nochmal treten? Dann würde er sich wünschen, nie geboren worden zu sein, dieser Sohn einer arabischen Zirkustusse mit Federbusch aufm Kopp. Also sowas!
Er denkt ja immer, er wäre was besonderes, weil er so ein interessanter Typ ist mit Wüstenblut und er stamme von den 12 Stuten des Propheten ab.
Oh, kennt ihr eigentlich diese Sage? Ich kann sie auswendig, er prahlt ja dauernd damit. Also: Der Prophet Mohammed hatte 100 Stuten und führte sie in die Wüste, aber dort gab es wenig bis kein Futter und auch nur spärlich Wasser, wie das in Wüsten so üblich ist. Dort blieb er 40 Tage und liess die Stuten dürsten und hungern (artgerechte Haltung ist das aber nicht! Womöglich gab es noch nicht mal einen Paddock!), dann führte er sie zu einer fetten Oase und ließ sie laufen.
Kurz bevor die ersten Weiber an der Wasserstelle ankamen, pfiff er sie zurück (Was ist das eigentlich für eine Art und Weise? Gab wohl damals noch kein Clickertraining! ). Und von den 100 Stuten machten 12 wieder kehrt und liefen zurück zu ihrem Herrn (da kann man mal sehen, wie dämlich manche Weiber sind. Ich hätte nach so einer Low-Water-Diet natürlich erstmal ein Vollbad genommen! Aber das ist wohl der Grund, warum Shetties im Koran keine Erwähnung finden. Schade eigentlich ^^).
Nun, mein Klient behauptet jedenfalls nun steif und fest, von einer dieser 12 sehr robust gehaltenen Stuten abzustammen. Da muss ich aber lachen. Moment: vielleicht ist das ja der Grund, warum er immer in den Wasserbottich äppelt: Er will diese Dirty-Water-Challenge nachspielen! Aber schon nach einer halben Stunde (!!!!) bekommt er dann so einen Durst, dass er den Bottich durch die Gegend pfeffert und mit den Hufen gegen die Wand ballert, als ginge es ihm ans Leben. Schrieb ich schon, dass er ein fürchterliches Weichei ist? Araberblut! HAHAHA!
So, bevor ich wieder etwas wirklich Gemeines schreibe und er mich dann wieder nicht an die Abendration Heu lässt, sage ich lieber mal Tschüss für heute.
Ich halte euch auf dem laufenden oder wie meine britischen Ponykollegen sagen würden: To be continued and have a nice day.

Ach, und: Wann immer euch heute ein Shetland-Pony über den Weg läuft, bedauert es entsprechend. Stellvertretend für mich, quasi.
Es grüßt euch euer
Mäxchen!

1 Kommentar:

  1. Oh, armes Mäxchen. Deinen Leidensgenossen als "Beisteh"-Pony werde ich dann morgen von dir grüßen. Dem steht auch immer ein Zaun im Weg. Aber im Gegensatz zu dir hatte er Glück diesen Sommer und konnte seinen Birnbaum (mit der Shetty-Arschbombentechnik) abernten.
    Halt die Ohren hoch! Es kommen auch wieder bessere Zeiten!

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