Samstag, 4. Oktober 2014

Hilfe! Ab morgen gibt es nichts mehr zu kaufen!

Hurra, ein Feiertag, der nicht auf einen Sonntag fällt! So ist es diesmal der 03.Oktober, der Tag der Deutschen Einheit, ein Freitag und somit ein langes und stressfreies Wochenende. Das ist doch wirklich mal ein Grund, sich zu freuen! Das Wetter spielt auch mit, alles ist wunderbar. Oh, Momentchen. Ist denn noch genug im Kühlschrank, um den Gästeansturm oder die Grillparty mühelos mit Nahrungsmitteln zu beschicken?
Also rein ins Auto, reichlich Körbe und die EC-Karte mitnehmen und ab zum Supermarkt. Am besten früh, dann sind sie alle noch nicht auf den Beinen. Zur Öffnungszeit da sein, da hat man noch Platz zwischen den Regalen und der Parkplatz ist auch noch nicht so voll.
Doch die Schlange bei der Einfahrt zum Aldipennynettolidl zeigt sehr deutlich, dass man nicht der/die Einzige ist, die diesen Gedanken hatte!
Vor lauter Angst vor dem Kühlschrankkollaps hat sich augenscheinlich die halbe Republik aufgemacht, ihre Vorräte aufzustocken. Der Einzelhandel redet hier übrigens gerne von Hamsterkäufen. Ich finde diesen Ausdruck furchtbar und stelle mir Käfige voll mit lauter puschligen, süßen Teddyhamstern vor, die ängstlich aus schwarzen Knopfaugen auf die Horden von Kaufwilligen starren: Was wird mich im neuen Zuhause erwarten und wieviele von uns werden in den anthrazitfarbenen Familien-Kombi passen? ;-)
Nein, natürlich kaufen die Leute keine possierlichen, nachtaktiven Kleinnager mit dicken Backen in größeren Mengen.
Sie kaufen wie wild das, was es im Überangebot in Geschäften und Märkten halt zu kaufen gibt: Lebensmittel.
Man könnte allen Ernstes meinen, es stehe ein Krieg bevor, Aldipennylidl gäben alle ihre Filialen gleichzeitig auf oder/und es stünde ab morgen wenigstens ein Schneesturm im Wetterbericht, der die Straßen unpassierbar macht. Und da will man doch wenigstens was im Kühlschrank haben, falls sich doch Freunde oder Verwandte einen Weg durch das Packeis schlagen und urplötzlich auf der eingeschneiten Matte stehen.
Man muss auf alles vorbereitet sein.
Zu den oben genannten Katastrophenszenarien möchte ich mir übrigens überhaupt nicht vorstellen, wie es wäre, wenn der Nachrichtensprecher tatsächlich so ein Ereignis verkünden würde. Wenn alle schon wegen eines immerhin im voraus planbaren Feiertag am Ende einer arbeitsreichen Woche ausrasten.
Ja, ausrasten ist das richtige Wort.
Versucht doch mal, euren Einkauf an einem solchen Vorfeiertagstag in weniger als einer halben Stunde durchzuziehen. Nettozeit (nein, nicht IM Netto!) im Laden meine ich. Parkplatzallüren ziehe ich großzügig ab. Mit Einkauf meine ich mindestens 20 Teile, die in einem Einkaufswagen befördert werden sollen.
Na?
Die erste Eskalation kann man übrigens schon bei den Einkaufswagen erleben. Da wird verzweifelt nach Ein-Euro-Münzen gekramt, im günstigsten Fall passt auch noch ein 50-Cent-Stück, damit man überhaupt einen Wagen ergattern kann. Aber ist euch auch schon mal aufgefallen, dass ausgerechnet in dem schmalen Gang in der Einkaufswagengarage nach passendem Kleingeld gesucht werden muss? Es könnte ja vorher schon jemand ausgerechnet den Wagen, den sich der Kleingeldsucher vorher präventiv ausgeguckt hat, loseisen und mitnehmen. Geht ja gar nicht!
An dieser Stelle mal ein Lifehack: In die 1€-Schlitze passen übrigens auch das gute alte 1-DM-Stück und der Kopf eines normalen Zylinderschlossschlüssels, sofern er denn rund ist. Falls man nur die EC-Karte eingesteckt hat, ist das eine gute Lösung, bevor man in die Filiale rennt und die Kassiererin um einen Kleinstkredit anbetteln muss, weil sich der doofe Einkaufschip mal wieder in durchsichtige Materie aufgelöst hat.
Nehmen wir mal an, es sind vier Ketten mit Einkaufswagen am Abstellplatz. Drei sind bis auf ein-zwei Wagen leer und die Wagen unterwegs und eine ist noch voll. Aber keiner geht dran. Warum nicht? Weil sich etwas Müll im vorderen Wagen befindet. Etwa ein Einkaufszettel und ein Kassenbon oder etwas Grünzeug, so wie das, was außen am Blumenkohl dran ist und nicht im heimischen Biomüll landen sollte. Oder eine Plastiktüte mit etwas undefinierbaren aussen dran.
Darum packt die Reihe keiner an. Es will ja niemand des anderen Müllabfuhr sein. Lieber nimmt man einen Wagen aus der "leeren" Reihe, auch wenn das eine Rad quietscht und blockiert. Alles ist besser als der eine Wagen mit dem Grünzeug drin, was mit einem Griff entsorgt wäre. Übrigens ist es sehr viel unhygienischer, den Griff des Wagens dauernd mit bloßen Händen anzupacken als mal eben die Sifftüte aus dem Wagen zu nehmen. Aber das ist ein Thema für sich, hihi.

Hat man sich dann endlich in die langen Gassen des Supermarktes durchgefightet, steht man vor mehreren Problemen. Überall stehen Leute mit Einkaufswagen vor den Waren, die man gern haben möchte. Huch, und die gucken jetzt schon so gereizt! Einige haben ihre Kleinkinder mit reingenommen, damit die nicht im Wagen verbruzzeln bei der Hitze. Ist ja löblich und in Ordnung, solange eben jene Kleinkinder schon ansatzweise Grundbegriffe der menschlichen Gesellschaft verinnerlicht bekommen haben und nicht vor jedem Regal herumtoben, kreischen, schreien und/oder in kollektives Wutgeheul ausbrechen, weil sie ihre Schoki nicht bekommen haben und Mutti stattdessen Äpfel einkauft. Viel Spaß an der Kasse mit den Quengelwaren an dieser Stelle.
Und bei dem nun beginnenden Slalom durch fremde abgeparkte Einkaufswagen, Schlangen von Leuten an den Pfandflaschenautomaten (warum auch immer), Paletten mit Einräumwaren + herumwuselnden Personal, Kindern, Pfützen von heruntergefallenen Joghurtbechern in verschiedenen Geschmacksrichtungen kommt man dann irgendwann auf die Zielgerade, die schwerer zu erreichen war als die des Grand National Hindernisrennens in England als Vorletzter.
Und wieder kommt ein supermarkttypisches Tier ins Spiel: DIE SCHLANGE an der Kasse. An Tagen wie diesen wird aus einer harmlos anmutenden Ringelnatter allerdings eine Anaconda biblischen Ausmaßes, sozusagen die XXL-Ausgabe der liebreizenden Riesenschlange. Und apropos reizend: Beinahe alle "Teilnehmer" dieser Schlange an der Kasse sind bis aufs Äußerste gereizt!
Ich stehe vor der Ansammlung der Wartenden also wie einst der Hobbit vor dem Berg, wo er seinen Ring (EC-Karte) reinwerfen soll und beobachte folgendes: Da wird von militanten Profieinkäufern der Platz auf dem Warentransportband limitiert "DAS MUSS JETZT ABER REICHEN!", da fliegen Warentrennstäbe nebst beleidigte Blicke tief, da werden ungelenke Einkaufswagen in Achillessehnen geschubst oder wenigstens an Hinterteile, was wiederum mit hochgiftigen (Königskobra!) Blicken quittiert wird. So langsam kommt auch die Durchschnittsfamilie mit den beiden hyperaktiven Kindern in den Zielbereich! Und schon erfüllt sich die Prophezeiung, unter all' diese unerfreulichen Szenen mischt sich noch ein langandauernder Signalton aus der Kehle eines Vierjährigen, der nun mal gar nicht einsehen mag, warum er jetzt hier keine Kinderüberraschung aus dem Regal nehmen und auf der Stelle öffnen darf. Gibt stattdessen gleich einen Apfel, versucht die Mutter zu beschwichtigen. Ich kann mir ein Grinsen trotz des ganzes Stresses nicht verkneifen, sorry. Aber das Gesicht des Kleinen ist wirklich einmalig, bevor das Schnütchen im blässlichen Gesichtchen zu einer hochroten Alarmleuchte mutiert und plötzlich wirft der Schlingel sich zu Boden und mag sich so gar nicht mehr beruhigen, bis endlich das +#+@?=&verdammte Ü-Ei in den Einkaufswagen kullert. Mutter 0 - 1 Einzelhandel.
So, nach dieser kleinen Unterhaltungseinlage bin ich nun an der Reihe, meine Plünnen in affenartiger Geschwindigkeit auf das von Opa Kunze millimetergenau eingeteilte Warentransportband zu schmeißen, es über einen Scanner ziehen zu lassen und noch schneller wieder zielgenau in den Einkaufwagen zu .. ja, was ist das eigentlich? Werfen? Legen? Schmeißen? Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte. Jedenfalls ist es wichtig, meiner bescheidenen Meinung nach, Eier erst ans Ende des eigenen Einkaufs zu legen und die Flaschen und Milchtetrapacks nach vorne. Sonst gibt es Eier-Tomaten-Joghurtsalat aus eigener Doofheit und am Ende will dann niemand mehr den Einkaufswagen benutzen, den ich zuvor hatte.
Ist doch auch irgendwo eine Niederlage, oder? ;-)

Man sieht, das Thema ist unerschöpflich und ich könnte noch seitenlang weiterschreiben. Aber: Bald ist ja Weihnachten (lol, die Lebkuchen und Marzipankartoffeln liegen jetzt schon im Regal!) und da könnte man dieses Thema sicherlich noch mal aufgreifen. Arbeitstitel: Hilfe, die Welt geht unter! :-)

Es wünscht euch ein stressarmes Restwochenende
das völlig geschaffte Copinchen, dass dem ganzen Theater am Donnerstag aus dem Wege gehen wollte und deshalb heute in der Einkaufhölle war. Aber darüber später mehr. :-)

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