Dienstag, 14. Oktober 2014

Rowdy vs. Rambo

Was wohl in so einem Rüden vorgeht, wenn er plötzlich "Konkurrenz" bekommt?
Auf jeden Fall muss es ihm schwer zu schaffen machen.
Es ergab sich, dass ein neuer Reitlehrer zu uns auf die Anlage kam und er brachte nebst Frau und Kind und ein paar Pferden auch einen Hund mit: Rambo!
Rambo war quasi die Schäferhund-Version von meinem Rowdy. Groß, schwarz, freundlich, verspielt wie mein Hund. Und auch er mochte Katzen nicht besonders. Trotzdem passte sein Name eigentlich nicht besonders gut zu ihm.
Eigentlich hätten die beiden best friends werden können.
Wurden sie aber nicht, leider ....denn...
Ich denke, wir haben es versemmelt. Wir, die Menschen hinter den beiden schwarzen, ebenbürtigen Hunden.
Dabei wollten wir das sooooo professionell angehen.
Sie sollten sich früh morgens quasi wie zufällig treffen und in Ruhe ihren Status abchecken. Gut gedacht, oder? So gingen wir morgens schon etwas früher zum Stall und ließen die Hunde herumstromern, aus verschiedenen Richtungen kommend. Fröhlich pfeifend sozusagen.
Und sie trafen aufeinander. Mit voller Wucht sogar.
Kurzes vorn-und-hinten-beschnüffeln und schon ging so richtig die Post ab!!
Knurren, fletschen, beißen, schwarze Fellbüschel fliegen, das volle Programm zogen die beiden ab. Wir standen (noch)  ziemlich cool daneben: "lass sie gewähren" "die machen das schon unter sich aus" "ganz normal ist das". 
Bis, ja, bis wir die erste Blutspur entdeckten. Da war es mit der Coolness aber ganz schnell vorbei!
Zeitgleich stürzten wir uns mit Indianergeheul auf unsere verzankten Hundetiere, trennten sie voneinander und untersuchten sie intensiv. Die Probanden wollten wieder aufeinander los, aber wir hatten sie nun im eisernen Griff. Rowdy hatte einen kleinen Riss im Ohr davongetragen und Rambo eine Schramme an der Vorderpfote. Nichts lebensbedrohlichens also.  Leider wirkte es wohl auf uns wie eine Szene aus einem amerikanischen Actionfilm, in dem Hundekämpfe auf Leben und Tod vor der geifernden Menge der Wettmafia abgehalten werden und sich zwischen das Gekrächze der Hunde noch Anfeuerungsrufe mischen: "Los, Rowdy, zeigs ihm! Mach ihn fertig!" - "Rambo, come on, reiss ihm die Kehle auf, dem Bastard!" 
Und die Höllenhunde knurren und ziehen die Lefzen hoch, um ihren mörderischen Zähnen mehr Ausdruck zu verleihen, bis sie schließlich die Eingeweide des jeweils anderen in den Fängen halten....

Soweit das Kopfkino. Nun standen sie beide da, mit 10 Metern Abstand, und knurrten sich immer noch an. Wir beschlossen, den Kampf vorläufig  nicht in eine zweite Runde gehen zu lassen und zogen mit dem G'scherr von dannen.
Anmerkung der Autorin: Liebe Hundeexerten! Falls ihr den folgenden Blödsinn gar nicht lesen wollt, wäre es vielleicht besser, nun ein anderes Thema anzuklicken und dieses Fenster vollständig zu schließen. Besser ist besser. Für Jugendliche unter 18 Jahre gilt folgender Hinweis: Marschmarsch, Computer aus und besser Hausaufgaben machen. Und ja nicht nachmachen. Danke für die Aufmerksamkeit.

Später sprachen wir über diese mißglückte Zusammenführung und wie wir diese Scharte wieder auswetzen könnten, damit die beiden wenigstens nebeneinander co-existieren könnten, ohne einander zu zerfleischen.
Idee 1: Zuhause lassen (unakzeptabel)
Idee 2. Anbinden (genauso unakzeptabel)
Idee 3: Wiederholung des Treffens, ausgerüstet mit 1.Hilfe-Paket und Maulkörben (Hmmmhmm)

Hmmmhmm ist ja fast wie "So machen wir's" und so rüsteten wir unsere Champions mit Maulkörben aus und ließen sie von der Leine. Sofort machten sie da weiter, wo sie tags zuvor aufgehört hatten und die Geräuschkulisse war sogar noch dramatischer, weil man sich mit zusammengebundenen Schnauzen auf ganz ganz böses Knurren beschränken muss, dies aber mit der maximalen Lautstärke und Intensität.
Wir standen nicht ganz soo cool wie beim ersten Mal daneben. Die Hunde gaben richtig Gas und meine Knie zitterten.
"Es kann doch nichts passieren."
Doch, es konnte. Rambo riss Rowdys Maulkorb einfach im Eifer des Gefechts herunter und nun hatte Rowdy freie Bahn. Rambo quiekte wie am Spieß und wieder sprangen wir wie der Namenspate, nur ohne Stirnband, ins Geschehen und trennten sie wieder. Diesmal blutete Rambos Öhrchen ein bisschen und ich musste dafür etwas herbe Kritik einstecken: "MAN, TYPISCH WEIBER! ZU BLÖD, NEN MAULKORB RICHTIG FESTZUMACHEN!! 
Oh, war ich sauer. Ich befahl meinem leise triumphierenden Kampf-Hund, mir zu folgen und zog tödlich beleidigt von dannen. Meine Kommunikation im Betrieb beschränkte ich daraufhin auf das Nötigste.
Abends entschuldigte er sich dann und schlug eine dritte Runde mit besserem Equipment vor. Rambo mit seinem Nylonmaulkorb hatte Rowdys Ledermaulkorb nämlich kaputtgerissen. Deshalb war der ab. So.
Er hatte auch schon einen nagelneuen durchgehenden Nylonmaulkorb für Rowdy besorgt und wedelte damit vor meiner Nase herum. "Ich wüßte jemanden, dem der auch gut stehen würde", entgegnete ich trocken.

Ok, nächstes Duell im Morgengrauen. Rowdy 1 - 0 Rambo
Wieder gingen sie aufeinander los wie zwei Kampfhähne, wieder dieses Knurren und hörbare Zähneblecken und wieder flogen Fellbüschel durch die Luft. Und wieder warteten wir daneben, dass die beiden endlich ihre Rangordnung klären würden.
Oh, oh. Diesmal war es Rambo, dessen Schnauze plötzlich frei war und der ungehemmt wieder mal in Rowdys Ohren beißen konnte. Diesmal war es Rowdy, der aufjaulte und verzweifelt versuchte, den Angriff abzuwehren. Wieder waren es wir beide, die sich mit einem Hechtsprung in das verkeilte Fellbündel warfen und trennten. 
Rowdy 1 - 1 Rambo, so der neue Zwischenstand.
Ein "AHA! NUR WEIBER KÖNNEN ALSO NICHT VERNÜNFTIG EINEN MAULKORB FESTMACHEN, JA???? " konnte ich mir nicht verkneifen und zog ab, um die so mißhandelte Kreatur zu verarzten. Diesmal blutete die Schnauze, denn die Oberlippe hatte einen Riss.
Langsam sahen beide aus, als wären sie in einen Krieg gezogen. So konnte es auch nicht weitergehen.
Und zwei Mitarbeiter, die wegen sowas nicht mehr miteinander arbeiten können, konnte sich der Betrieb auch nicht leisten.
Wir nahmen beide an die Leine und banden sie stundenlang nebeneinander an, so dass sie sich sehen, aber nicht erreichen konnten. Und sie ignorierten einander.
Wir liefen mit ihnen angeleint durch den Wald und sie ignorierten einander.
Wir sperrten sie in zwei leere Boxen und sie ignorierten einander.
Aber wenn sie zufällig ohne Leine aufeinander trafen, dann gingen sie sofort wieder aufeinander los.
Wir haben es direkt am Anfang vermurkst. Wenn es damals schon Martin Rütters Sendung gegeben hätte, wir hätten ihn deswegen angerufen.
Sie blieben Feinde fürs Leben. Nichtmal, als Rowdy kastriert werden musste und Rambo wenig später auch, haben sie diese Feindschaft begraben. Traurig, aber nicht zu ändern. Rambo zog eines Tages mit seiner Familie wieder weg, aber die 2 Jahre waren wirklich hart für die Hunde und auch für uns.
Für Lösungen einen solchen Problems bin ich übrigens aufgeschlossen. Was hätte man noch machen können, um die beiden aneinander zu gewöhnen?

Mit nachdenklichen Hunde-Grüßen:
Eure Copine





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