Kapitel IV: Es ist soweit - Heiligabend ist da!
Mäxchen blickte zufrieden in die Runde. Alle Tiere hatten sich noch einmal in der großen Paddockbox eingefunden, um gemeinsam den Heiligen Abend zu feiern und ihr Krippenspiel aufzuführen.
Die letzten beiden Tage waren wie im Fluge vergangen mit Proben, Styling, Kostümierungen und natürlich dem, was die Tiere des Hofes sonst so taten: Quaken, Quieken, Schnattern, Maunzen, Muhen, Wiehern, Bellen, und natürlich fressen und schlafen. Aber etwas war anders als sonst: Alle Tiere gingen heute respektvoll und freundlich miteinander um! Sogar Jammi, der ewig fauchende und nörgelnde Gänserich, hatte ein paar nette Worte auf Hochdeutsch für seine Mitbewohner gefunden:
"Liebe Fangemeinde, ich wünsche euch allen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest. Möge es auch diesmal ohne Gänsebraten stattfinden."
Für Jammi war das natürlich ganz wichtig. Aber allein die Tatsache, dass er diese Worte dialektfrei über die Lippen bzw. den Schnabel bekommen hatte, zauberte allen Tieren ein Lächeln ins Gesicht. Sie fanden seinen Gießener Dialekt nämlich ganz furchtbar, nur hatte sich bisher keiner getraut, ihm das ins Gesicht zu sagen. Man wusste ja, wie aggressiv der Kerl werden konnte.
Nun war es beinahe soweit: Jeder wusste, wann er wo zu sein hatte und was zu tun war. Sogar Romi, der sich extra zu diesem Anlass eingeflochten hatte und seine braune Lieblingsthermodecke trug (obwohl die Temperaturen in diesem Dezember alles andere als winterlich waren), hatte seinen Part gut einstudiert und murmelte die ganzen Tage vorher seinen Text vor sich hin: "O, seht doch, meine Katze .. äh, Maria ist hochschwanger und wir brauchen dringend einen Platz zum Übernachten! Bitte gebt uns eine Paddockbox ääh, ein Zimmer!"
Luzie, die Maria, brachte sogar trotz Sterilisation die nötige Schwangerenfigur mit. Ihr neues Lieblingsfutter war aber auch zu lecker und eine Maus hat schließlich auch 85 Kalorien pro Stück. Allerdings nahm sie sich schon die ganze Zeit, spätestens nach der Kostümprobe, vor, sich im neuen Jahr bei "I make your cat sexy dotcom" anzumelden, einem neuem Online-Fitness- und Ernährungsprogramm für die gestresste Stall-und Stubentigerin wie Luzie. Aber eins nach dem anderen.
Die Entchen spielten ihre Rolle perfekt, indem sie das taten, was sie immer taten: Herumlaufen und aufgeregt schnattern. Charlie, der Hirte, hatte sie aber im Griff. Dieser harmloseste aller Hunde hatte sogar Sanktionen angedroht, wenn eines aus der Reihe tanzen sollte: Er würde es gnadenlos anbellen!
Die heiligen drei Meerschweinchen hatten sich unterdessen richtig ausstaffiert. Sie hatten als Gaben für das Jesuskind Resi die besten Knabberstangen für Nagetiere, eineinhalb Möhren und auserlesene Nüsse aus dem Futternapf ausgewählt, um ihre Rolle perfekt zu spielen. Denn - mal ehrlich - wer braucht schon Weihrauch und Myrrhe, wenn man gar nicht so richtig weiss, was das überhaupt ist?
Kleine Krönchen aus Kastanien und Gewänder aus einem gefundenen Stück Tuch und etwas Goldfolie aus dem gelben Sack rundeten ihre Kostümchen ab. Und immer noch freuten sie sich wie Bolle, diese coole Rolle abgestaubt zu haben und quiekten ununterbrochen: "Wir sind die drei Könige aus dem fernen Morgenland und möchten dem Highlander ääh, dem Heiland huldigen!"
Maria Luzie widerstand heute sogar ihrem natürlichen Drang, die drei wuseligen Nager als Beutetiere zu betrachten und wenigstens mit einer Pfote nach ihnen zu schlagen, sondern nahm huldvoll die guten Gaben entgegen und lächelte ihr reizendstes Katzenlächeln!
Mäxchen und Jammi ergänzten als Ochse und Eselchen das Gesamtbild. Hier war nicht viel Text vonnöten, sondern nur friedliches Beisammensein und Freude über das Erreichte. Mäxchen war außerdem heilfroh, keinen Text aufsagen zu müssen, denn .. ihr wisst ja, er spricht eigentlich nicht gerne vor Leuten.
Die "No Angels", wie sich die Görlies seit neuestem nennen, sangen in den höchsten Tönen (den höchsten, die einer Kuh eben möglich sind) die ganze Zeit von der Ehre Gottes in der Höhe und Frieden auf Erden den Menschen, dabei waren sie schick herausgeputzt mit einer weissen Gardine als Engelsgewändern und Heiligenscheinen. Ein starkes Trio!
Als Krippe für das Jesuskind diente die große Heuraufe, in die das Kälbchen Resi hervorragend hineinpasste. Man musste zwar etwas heben und schieben, um das immerhin 130kg-Kalb dort hineinzubugsieren, aber am Ende war das Ergebnis äußerst zufriedenstellend: "Da liegt es, das Kälbchen auf Heu und auf Stroh!"
Die letzten Vorbereitungen neigten sich dem Ende zu, man nahm unauffällig die Abendmahlzeit ein und es dämmerte schon früh an diesem 24. Dezember.
"Wir treffen uns um Mitternacht hier bei der Heuraufe und dann spielen wir die Weihnachtsgeschichte", hatte Mäxchen vorgeschlagen und alle waren einverstanden. Sogar Romi, dem sein Schlaf vor Mitternacht eigentlich heilig ist, nickte eifrig mit dem Araberkopf. Oh, er würde so ein perfekter Josef sein!
Und genauso war es: Alle fanden sich pünktlich ein (sogar Romi!) spielten und sangen unter dem strahlenden Vollmond die Weihnachtsgeschichte! Und als das Jesusresilein im frischen Stroh lag und die drei kleinen Könige freudequiekend ihre Gaben dargebracht hatten, Ochs und Esel, Maria und Josef, die No-Engel, der freundliche Hirte und seine Schafentchen, als sie kurz innehielten und lauschten, da bemerkten sie die Tiere des Waldes, die gekommen waren. Die Rehe, ein paar Hasen, die Käuzchen mit ihrem Huhuuu, sogar ein Fuchs und ein Habichtspärchen, einige Eichhörnchen, die besonders fasziniert von den Heiligen Drei Königsmeerschweinchen waren, Hamster und Mäuse und ein Schwarm von Kohlmeisen, die den Gesang der "No Angels" unterstützten. Es war einfach himmlisch! Und sie alle wurden angelockt von einem seltsamen, golden schimmernden Leuchten rund um den Mehrzweckstall, der soo viele unterschiedliche, aber auch friedliche und kluge Tiere beherbergt....
Ich wünsche allen LeserInnen ein frohes und friedliches Weihnachtsfest und bitte vergesst die Tiere nicht!
Friede auf Erden für 2016 und ganz
Friede auf Erden für 2016 und ganz
liebe Grüße
euer Copinchen! :-)
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