In der heutigen Geschichte geht es um das beste Stück des Rüden bzw. jene beiden Teile daran, die für eine Menge Ärger verantwortlich sein können.
Wie der geneigte Leser der Rowdygeschichten schon herausgefunden hat, handelte es sich bei meinem Schwarzen wohl um ein sogenanntes Alphamännchen. Auch die Kämpfe mit Rambo, der ein ebensolches Verhalten zeigte, läßt darauf schließen. Und - ich sags euch - irgendwann ist das Maß mal voll. Bei Rowdy war es bereits übervoll.
Man kann es nicht anders beschreiben, Rowdy war regelrecht liebeskrank, wenn die Hündinnen in der Umgebung läufig wurden. Schwupps - weg war er, ich sah nur noch einen Kondensstreifen von ihm und dann hieß es: Los und suchen oder die Postbotin erzählte mir, wo sie ihn an einer Haustür herumschnuffeln gesehen hat.
Wußte ich bereits von einer läufigen Hündin, die das Herz oder besser den Geruchssinn meines Hundes erobert hatte, liess ich ihn natürlich nicht mehr frei herumlaufen. Leider musste er dann morgens im Haus bleiben, was ihn zu einem wahren Konzert von Jaul- und Winseltönen animierte. Man könnte meinen, Modern Talking hätte mein Wohnzimmer zu ihrem Proberaum erklärt. Was dieser Hund für Töne hervorbrachte!
Und kaum öffnete ich die Türe nur einen Spalt, war der Derwisch schon fast an mir vorbeigehuscht und -Hurra!! - schon unterwegs zur Angebeteten oder besser Angeheulten. So erreichte mich eines Morgens ein Anruf einer aufgebrachten Hundebesitzerin, die mir beinahe schnappatmend mitteilte, dass ein großer schwarzer Rüde gerade ihren Garten umdekorierte.
Anruferin: "Haben sie einen schwarzen Hund? So einen großen mit Ringelrute und einem bunten Halsband?"
Ich (OMG!): "Jaaaaa?"
Anruferin (erbost): "Können Sie den bitte SOFORT abholen?"
Ich (Ouha!): "Äh, ja, hat er was angestellt?"
Anruferin: "DAS KANN MAN WOHL SAGEN!!!"
Ich (kleinlaut): "Ich komme sofort, wohin denn?"
Anruferin (mittlerweile sehr laut): "Er hat meine Blumenzwiebeln ausgebuddelt, meine Wäsche abgehängt, die Haustüre zerkratzt und nun will er zu meiner kleinen Sissi ins Schlafzimmer! Luisenstraße 34!"
Ich (Telefon einen halben Meter vom Ohr weghaltend): "Bin unterwegs."
Schwang mich mit Leine und einer kleinen Springgerte, die ich kurz vor dem Anruf aufgelesen hatte, auf mein Rad und fuhr, nein raste, zur angegebenen Adresse. Und fand meinen Hund angebunden mit einem Stück Wäscheleine am Gartenzaun vor. Ich war stinkwütend, um mich herum ein Durcheinander, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Rowdy hechelte und fiepte, sein Objekt der Begierde kläffte.
Schimpfend wie ein Rohrspatz knotete ich mein verkommenes Hundetier vom Zaun los. Die Anruferin näherte sich mit energischen Schritten.
"Sie wollen ihn doch wohl nicht schlagen? Der ist doch so süüüß!" Sie hatte die Gerte in meiner Hand erblickt, die ich aus Versehen in der Hand behalten hatte. Natürlich war ich sauer auf Rowdy, aber schlagen wollte ich ihn damit natürlich nicht !!!
Aber wie sich die Stimmung der Dame geändert hatte, war schon bemerkenswert. Plötzlich war sie Rowdy-Fan, er hatte sie wohl in der Zwischenzeit um die Pfote gewickelt.
"Äh, die Schäden werde ich meiner Versicherung mitteilen."
"Aach, das ist doch alles halb so schlimm! Die Wäsche ist wieder in der Maschine, die Blumen setze ich gleich wieder und mein Mann streicht gleich die Haustüre neu. Alles nicht so wild. Nur schlagen Sie ihn bitte nicht!"
"Oh, äh.." - irgendwie hatte dieser verdammte Hund es nun geschafft, dass ICH nun als die Böse dastand. "Nein, ich habe die Gerte nur eben gefunden", was besseres fiel mir nicht ein. Skeptisch beäugte sie mich und meine Gerte.
Sissi, die umworbene Hündin, machte laut: "WIFF!"
Rowdy, der Schwerenöter, machte jämmerlich: "WUUH!"
Ich, die Böse, machte: "Komm jetzt, Hund!"
Die Dame machte: "Auf Wiedersehen" und winkte Rowdy hinterher, seufzend.
Zuhause war es für die große Standpauke ja schon zu spät, deshalb beschränkte ich mich auf ein "DU BLÖDER HUND!" und warf wütend die Gerte in die Ecke, wo ich sie gefunden hatte.
Nachdem Rowdy sich von dieser Geschichte erholt hatte und ich auch, gab es aus der anderen Richtung wieder "heiße-Hündinnen-Alarm". Diesmal handelte es sich um eine Rottweilerdame, die allerdings mit einem anderen Rotti auf einem Gelände herumlief, um dieses zu bewachen.
Wieder einmal machte Rowdy sich blitzschnell vom Acker, in die andere Richtung. Die Rottweiler bewachten ein Freibadgelände und dahin rannte er nun. Ich konnte leider nicht sofort hinterher, denn die Pferde mussten erst gefüttert werden.
Schon kurz bevor ich damit fertig war, kam mein Hund zurück. Normalerweise dauerten solche Ausflüge von ihm bis zu drei Stunden, diesmal nur eine halbe. Dafür bot er ein Bild des Jammers!
Er blutete wie verrückt aus einer Wunde am Ohr. Und als ich das Fell zur Seite schob, sah ich auch warum: Es fehlte ihm glatt ein Stück vom Schlappohr! So wie wenn jemand in ein Butterbrot gebissen hätte. Und es hörte und hörte nicht auf zu bluten.
Entsetzt rief ich den Tierarzt an. Der meinte, ich solle den Hund sofort in seine Praxis bringen, sonst könnte er sogar verbluten, denn die Ohren seien sehr dicht mit Blutgefäßen besiedelt.
Ich tat, wie mir geheißen. Ich war krank vor Sorge um Rowdy, das sah aber auch zu schlimm aus. Ein ganzes Stück Ohr war einfach weg!
Der Tierarzt legte ihn sofort in eine Vollnarkose, rasierte den Rest vom Schlappohr sauber und begann, die Wundränder zu säubern und .. ja, es sah aus wie ein Lötkolben, mit dem er die Blutung stillen wollte.
Bei jeder Berührung damit jaulte mein armer Rowdy laut auf, obwohl er ja in Narkose lag. Der Tierarzt arbeitete schnell und stellte dann noch die Schicksalsfrage: "Wollen wir ihn noch kastrieren, wo er gerade in Narkose liegt?!"
Ich sagte spontan "JA", denn so konnte es ja nicht weitergehen. Rowdy sollte ja nicht Papa werden und ohne die Dinger ginge es ihm sicher besser. So hielt ich noch die Instrumente und half unter Tränen bei dem Werk, hoffte, dass Rowdy mir das nicht allzu übel nehmen würde.
Fiepend wachte er auf, benebelt, unorientiert und nicht mehr komplett. Aber es half ja nichts. Er würde noch umkommen durch seine Triebhaftigkeit. Nun sollte damit endgültig Schluss sein.
Ich pflegte ihn und verwöhnte ihn nach Strich und Faden (schlechtes Gewissen?!) und hatte noch im Hinterkopf, dass er laut Tierarzt "noch einen letzten Schuss" zur Verfügung hätte.
Und wer diesen letzten Schuss abbekam, das erzähle ich euch in der nächsten dramatischen Folge von "Auf den Hund gekommen". :-)
Liebe Hundegrüße von
Copine!
BEYOND GOOD AND EVIL - WELCOME TO MY WORLD! Das Leben ist kein Ponyhof und manchmal bekommt die zweite Maus erst den Käse. Hier bekommt ihr einen kleinen Eindruck meiner Gedanken über alltägliche Dinge, mit denen wir uns herumschlagen müssen, meine Tiere und den Rest der Welt. :-) Ihr könnt mich auf Twitter treffen unter @Copine001!
Sonntag, 2. November 2014
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