Samstag, 3. Oktober 2015

Tag der Deutschen Einheit? Looking for Freedom!

Es ist also heute der 25. Jahrestag der Wiedervereinigung zweier deutscher Staaten, der festlich begangen wird. Das heisst, Politiker aus Ost und West schwingen sich zu großen Reden auf, es gibt Musik  - aber bitte keine Hottentottenmucke, sondern was Getragenes, was dem Anlass entspricht - und anschließend wird gebechert. Man soll die Feste bekanntlich feiern, wie sie fallen!
Das TV-Programm, ein ewiger Quell der Freude in letzter Zeit, gräbt ebenfalls tief in der Historie der Wiedervereinigung und zeigt unermüdlich jene Szenen des Mauerfalls, die uns damals wirklich Freudentränen und Gänsehäute epischen Ausmaßes beschert haben. Also, jedenfalls den meisten.
Bevor ich jetzt aber allzu festlich und nostalgisch werde, muss ich die Frage stellen: Was ist eigentlich mit der deutschen Einheit im Alltag? Also jenseits des 3. Oktobers, der dieses Jahr unglücklicherweise auf einen Samstag fällt und damit noch nicht mal für ein längeres Wochenende sorgt?
Tja.
Wo ist sie, wenn gerade mal keine Fussball-WM im eigenen Land stattfindet?
Auf den Straßen und Autobahnen des Landes ist sie jedenfalls nicht. Da finden eher Kriege statt zwischen den aufgemotzten Sportwagen jenseits der 200-PS-Marke und den stets blankpolierten und ebenfalls hochmotorisierten Limousinen vermeintlich hochwertiger Hersteller. Da bleibt man mit dem Heckscheibenaufkleber "I love Tempolimit 120" besser auf den huckeligen Landstraßen der Nation.
A propos Landstraßen: Auch hier ein Grabenkampf. Mit dem Solibeitrag, der immer noch existiert, ist der Osten schön  kernsaniert worden, der Westen bräuchte mittlerweile dringend auch so eine kleine Renovierung. Was haben wir früher entsetzt geschaut, wenn man in der ehemaligen DDR hinter die Kulissen blicken durfte und den Verfall von Gebäuden und Straßen erblickten!
Nunja, äh, das dürfte sich ja mittlerweile geändert haben. NRW zumindest bröselt vor sich hin, viele  Kommunen sind platt und pleite, Schulen und Sportstätten verfallen zusehends. Der Bund stellt sich hier taub und blind, denn die Schwarze EInheitsnull (ich meine hier jetzt ausdrücklich NICHT Herrn Schäuble) interessiert das nicht die Bohne.
Ok, also Einheit. Wo findet man die noch? Auf Mallorca am Ballermann? Bei den Löhnen und Renten (warum zum Teufel sind die immer noch so unterschiedlich, nach 25 Jahren!) ? Im Bundestag? Bei der Bewältigung der größten Flüchtlingskrise, die das 21. Jahrhundert bisher zu stemmen hat? Beim Einkauf im Supermarkt? Auf dem Arbeitsamt bzw. Agentur für Arbeit?
Hmmm. Ich denke an die Bilder von 1989 ff, wo sich Ossi und Wessi weinend in den Armen lag, endlich vereint bzw. wiedervereint, den Freudentaumel, der auch mich berührte, obwohl ich keine Verwandtschaft "drüben" hatte, um die ich mich hätte sorgen müssen. Stichwort Unrechtsstaat.
Ich habe mich gefreut, die "Ossis" endlich in Freiheit zu sehen, mit ihren Trabbis und ihren angesagten "Schneejeans" und Vokuhila-Frisuren  (ok, natürlich nicht alle und auch die "Wessis" haben sich damals modisch nicht gerade mit Ruhm bekleckert!), "THE HOFF" trällerte sein "Looking for Freedom" und die Scorpions legten mit "Wind of change" nach. Funfact: David Hasselhoff denkt bis heute, er hätte mit dem Song die Mauer zu Fall gebracht! ;-)
Bewegend: SED-Politiker Günter Schabowski mit seinem Zettel zum Vorlesen auf der Pressekonferenz, die das Wort "Unverzüglich" zu einer Legende werden liess.
Hans-Dietrich Genscher, an dessen Ansprache vom Balkon der Prager Botschaft ich hier mit einem Youtube-Video erinnern möchte. Übrigens galt damals schon #refugeeswelcome, denn ca. 4500 Wirtschaftsflüchtlinge standen unter dem Balkon und freuten sich wie Bolle, dass die Grenze geöffnet wurde! Nur zur Erinnerung, am Rande. ;-)


Dem ist nichts mehr hinzuzufügen und das mache ich jetzt auch nicht mehr. Schönen Einheitstag noch und ich köpf gleich noch 'ne Flasche Rotkäppchen-Sekt. :-)
Feiert schön, wünscht
Euer Copinchen!

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