Samstag, 25. April 2015

Der schwarze Hund und das Meer Vol. I: Vorbereitung und Nachlese

Eines Tages bimmelte mein Telefon, und es meldete sich meine Oma mit den Worten: "Hallo Kind! Wie geht es Rowdy? (Sie liebte Hunde und hatte 18 Jahre lang eine kleine Mischlingshündin namens "Pinki") Und du so? Habt ihr Lust, mit mir und Tante Marie in den Urlaub zu fahren?!"
So war sie, die Oma. Immer direkt heraus und sofort auf den Punkt. Ich kam kaum dazu, zu fragen, wann und wohin und da kam schon die Antwort: "Wir könnten vom 2. Juni an das Häuschen für 2 Wochen haben!"
Das "Häuschen" war eine kleine, aber feine Ferienwohnung an der belgischen Küste, in der wir früher schon fast jeden Sommer Urlaub gemacht haben. Einmal sogar mit 3 Hunden! Das war wirklich witzig, im Anbetracht der Tatsache, dass wir mit unseren beiden Schäferhunden und der kleinen Pinki den ganzen Weg von Siegen bis Oostende mit der Bahn gefahren sind. :-)
Aber zurück zum "Häuschen". Es gehörte meiner Tante Marie und war wirklich toll eingerichtet und auf jeden Fall eine Reise wert. Und gleich für 2 Wochen! Ich kam kaum dazu, zu sagen "Oh ja, Omi, das ist eine wirklich tolle Idee! Ich werde direkt Urlaub einreichen und dann können wir los. Ich freu mich drauf!" da hörte ich Omas Stimme "Ich sag dann Tante Marie Bescheid, ne, Kind? Und dein schwarzes Monster nehmen wir natürlich mit! Tschüss!" - und aufgelegt.
Das schwarze Monster war Omas Bezeichnung für Rowdy, der sie, als ich einmal ins Krankenhaus musste, ordentlich auf Trab gehalten hatte. Er war für die alte Dame natürlich viieel zu temperamentvoll und sie hatte alle Mühe, ihn beim Gassigehen unter Kontrolle zu behalten. Rowdy war seinen Freilauf natürlich gewöhnt und verstand gar nicht, warum Oma ihn nicht von der Leine lassen konnte! Er wäre natürlich direkt nach Hause gerannt, dort, wo er sich so pudelwohl fühlen konnte, wie er es verdiente nach seiner traurigen Vorgeschichte.
Oma hatte dann in ihrer Not ein Stachelhalsband gekauft "MEINE GÜTE, DER HUND ZIEHT JA WIE EIN KARRENGAUL! Hast du ihn denn gar nicht erzogen?! " Vorwurfsvoll hochgezogene Augenbraue über der Brille inklusive. Mein schwacher Einwand, Rowdy hätte bereits eine bestandene Begleithundeprüfung nebst Wesenstest und einen ausgezeichneten Ruf im Hundeverein in seiner Vita brachte den stahlblauen Blick nicht zum Erweichen.
"Naja, wenigstens hat er einen gesünderen Appetit als du, Kind!" schmollte sie noch ein wenig und reichte Rowdy eine Bockwurst. "Vegetarier, Kind, das IST doch nix!" Fehlte nur noch der Zusatz "Was sollen die Nachbarn sagen!" aber seit geraumer Zeit liess ich mir in meine Ernährung von niemandem mehr reinreden. Und wenn sie mir noch so sehr ihren erstklassigen Sauerbraten oder butterzarte Rouladen anpreisen mochte. ;-)
Nun, immerhin gab Rowdy ihr artig ein Pfötchen zum Dank. Das stimmte sie so versöhnlich, dass er gleich noch ein paar Wurstzipfel und eine Scheibe Schinken erntete. Würde ich nach dem Urlaub einen dreimal so dicken Hund haben?
"Ommaaaa, der bekommt genug zu fressen, der braucht nicht auch noch Wurst!"
"Kind, guck mal, wie dürre dein Hund ist! Der ist ja nur Haut und Knochen!"
"Der ist genau richtig so, wie er ist, Omma. Man soll bei leichtem Druck noch die Rippen..."
"GENAU! Dem stehen die Rippen raus! Früher haben unsere Hunde immer was vom Tisch gekriegt, denk mal an die arme Dolly!"
Dolly war eine der Schäferhunde, eine ganz arme Maus, die wir nur aus Mitleid mit aus dem Tierheim genommen haben. Eigentlich wollten wir uns einen kleinen süßen  Hund holen und dann kamen wir mit 2 ausgewachsenen Schäferhunden nach Hause, einem hübschen, wohlerzogenen Rüden und einer völlig unterernährten, grausam gequälten und ängstlichen Hündin, Dolly eben. Nach etlichen Monaten mit Omas Fütterung, viel Liebe und Zuneigung wurde aus Dolly tatsächlich wieder eine Hündin mit glänzendem Fell und Freude am Leben. Ihre Ängstlichkeit gegenüber bestimmten Personengruppen konnte sie allerdings niemals ganz ablegen. Oma hingegen liebte sie -natürlich auch wegen der Wurstzipfel und was sonst noch so "vom Tisch fiel" - abgöttisch. Dolly verdanke ich übrigens einiges: Sie frass zuverlässig das auf, was ich nicht mochte, und zwar blitzschnell, unauffällig und ohne Spuren zu hinterlassen. Bis auf ein Abendessen namens "Dicke Bohnen", vor denen ich stundenlang sitzen musste. Ich hasse sie noch heute, ich kriege das einfach nicht herunter. Dolly schleckte in einem unbewachten Augenblick den Teller leer, ich rief "Fertig" und durfte vom Tisch aufstehen! Leider war dieses Mahl selbst für Dollys eisernen Magen zu eklig, denn sie begann zu würgen "Chhechh.....chcheechh....chcheeechuaaah!" und brachte das Essen vollständig wieder zum Vorschein. Oh oh. Dolly tat mir sehr leid, dass ich sie zu meinem Vorteil missbraucht hatte und ihr davon schlecht wurde. :-(
Rowdy, der trotz Kastration immer noch eine gute, sportliche Hundefigur besass, nun aber mit der armen Dolly zu vergleichen, fand ich aber jetzt unfair. Ich holte zum Gegenschlag aus:
"Deine Pinki war jedenfalls nicht allzu mager" , holte tief Luft und erwartete den Gegenschlag. Auf Pinki ließ Oma mal so gar nix kommen. Aber als dünn konnte man die kleine Mischlingshündin beim aller-aller besten Willen nicht bezeichnen.
"Oooh, warte ab!" zischte sie. "Diesen Racker kriegen wir auch noch hin." "Racker" war Omis Name für Rowdy. Mir wurde angst und bange, würde sie Rowdy im Urlaub genauso nach Strich und Faden verwöhnen wie Pinki, dessen Tod sie übrigens niemals verwinden konnte? Immerhin hat Pinki ihre strenge "Diät" achtzehn Jahre lang durchgehalten. Nach ihrem Ende stand lange Zeit noch immer frisches Wasser für sie da, das Spielzeug in ihrem Körbchen und die Leine mit dem Lieblingshalsband lag parat.
Rowdy hatte sie jedenfalls ganz doll gerne, denn bei ihr gab es immer Sachen, die in meinem Kühlschrank nicht vorkamen. 
So, und nun noch einmal Urlaub wie in alten Zeiten. Oma hatte gerade ihren 80. Geburtstag gefeiert und wollte nach ihren Worten "noch einmal" nach Bredene bei Oostend ins "Häuschen".
Und ich hatte nach stressigen Zeiten auch mal wieder Lust auf eine Urlaubsreise, auch wenn es eine mitsamt Tante Marie sein sollte.
Tante Marie ist eine sehr konservative, streitbare Person mit einer schicken Villa, einem großen Haus, einem Geschäft für gehobene Damenoberbekleidung (ich werde nie den gescheiterten Versuch vergessen, mich in eines ihrer Abendroben zu zwingen! "KIND, du bist einfach KEINE DAME!" war Omas vernichtender Kommentar dazu) und einem schnellen Auto. Außerdem hatte sie natürlich einen Mann und 2 Kinder, die im Gegensatz zu mir als "Wohlerzogen" galten! Tantchens strengem Regiment sei Dank. Cousine und Cousin hatten natürlich NIEMALS Probleme mit der Schule, waren immer tipptopp angezogen, hatten Abitur und Studium bereits geschafft und waren echte Vorzeige-Exemplare. Auf uns, also mich und meinen Geschwistern, blickten sie immer ein wenig herab bei Familienfeiern oder auch gemeinsamen Urlauben in Bredene (wir hatten dann ein anderes "Häuschen" gemietet und zwar genau daneben). Niemals hätten sie mit uns gespielt, dies taten sie nur, wenn ihnen von ihrer Mama so geheißen wurde. Susanne, die Cousine also, ging zwar auch zum Reiten, besass allerdings ein eigenes Pferd auf einer schicken Anlage, denn "sie hatte es halt zu etwas gebracht". Ok, auf das Pferd war ich neidisch gewesen, als Teenie. Auf alles andere aber eher nicht.
 Mit Tantchens schnellen Auto sollten wir drei nebst Rowdy also über Köln, Aachen, Brüssel und Brügge zum Häuschen fahren und
...was sich dabei so zugetragen hat, das erzähle ich euch in der nächsten Folge! :-)

Oh, ich hab doch glatt einen  Link zu einem solchen "Häuschen" gefunden:

 http://www.traum-ferienwohnungen.de/96011.htm


Liebe Grüße und viel Erfolg bei der Urlaubsplanung wünscht euch
euer Copinchen! 


"


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