Sonntag, 7. August 2016

Mäxchen bloggt: Rinderwahnsinn zum Quadrat!

Hallo, liebe Freunde des gepflegten Shettypowerblogs, ich melde mich mal wieder direkt von der Front des Rinderwahnsinns, und zuletzt war hier aber mal richtig was los! Das glaubt ihr nicht, was ich neulich erlebt habe!
Und wie der große Tollpatsch abgegangen ist, Grundgütiger. Das hätte auch richtig schief gehen können. Mannmannmann.
Aber von vorne: Die Zweibeinerfamilie, die der Meinung ist, dass wir ihnen gehören, packten ihre Sachen für einen schönen Urlaubstrip. Das ist immer ganz gut, denn wir werden trotzdem gut versorgt und außerdem wird die große Heuraufe dann immer ordentlich vollgepackt. Ja ok, die Wiesen sind auch gut gewachsen dieses Jahr, aber stellt euch mal vor: Immer nur Salat! Nee, zwischendurch mal so 'ne amtliche Portion gutes Heu ist auch nicht zu verachten. Und außerdem sind auf den Weiden ja immer noch diese scheußlichen Stechbremsen!
Na, so weit, so gut. Unsere beiden gehörnten Mädels waren mit von der Partie, wir chillten gemütlich nach einer Heuportion auf der Koppel unterm Baum im Schatten und träumten so vor uns hin. Alles gut, alles prima, jeder hängt so seinen Gedanken nach und auf einmal fängt die dicke Lotti an zu grunzen! Ich denk so bei mir "Was die wohl gerade träumt?!" da setzt die sich hin und stöhnt und ächzt und schnauft! Holla die Waldfee! Unsere Leute kommen doch übermorgen erst wieder!
Romi, der blöde Hirsch, fängt direkt an, sich über Lotti - die in letzter Zeit ganz schön proper geworden war - herzuziehen: "Hihi, die blöde Kuh kriegt den Arsch nicht mehr hoch! Zuviel gefuttert!" und hüpft wie ein junges Rehböcklein vor ihr auf und ab. Da läßt die einen Schrei los, dass ich dachte, mich tritt ein Pferd!
"ES KOMMT! Ich glaub ES KOMMT! JETZT GLEICH! HOLT EINEN ARZT!"
Ouha, denk ich. Was auch immer jetzt kommt, es scheint ihr schwer zu schaffen zu machen. Ich mein, Lotti ist ja hin und wieder etwas labil und deshalb auch bei mir in der Shetty-Traumatherapie, aber wenn die scheue Gehörnte nach einem Arzt brüllt, dann könnte das auch was ernstes sein. Normal macht die das ja nicht, ne?
Ich versuche erstmal, den Tollpatsch von Schlimmerem abzuhalten, aber der ist bereits im Showmodus und trrabt wie von Sinnen mit Kopf hoch und Schweif hoch im Kreis um uns herum, wiehert wie am Spieß und ist gar nicht mehr zu beruhigen. Da! Vom Haus her kommt jemand! Es muss der Typ sein, der sich gerade um unser Wohl kümmert. Na, jetzt kann er sich mal kümmern, denn wenn es das ist, was ich denke, dass es das ist, dann.... wird das eine interessante Nacht werden!
Immer noch tänzelt der Tollpatsch um uns herum wie das Rumpelstilzchen ums Lagerfeuer und kräht seine Schadenfreude heraus. Endlich ist der Zweibeiner bei uns, schaut wie ein Auto, sieht die Lotti mittlerweile auf der Seite liegen und kommt gerade recht, um zu beobachten, wie sich hinten zwei winzige gespaltene Hüfchen ans Licht der Welt drängen. Es ist tatsächlich eine amtliche Geburt, die hier gerade stattfindet. Lotti liegt in den Wehen!!!
Rosi, die ja selber noch eine halbe Portion ist, bleibt zum Glück besonnen. Sie leckt Lotti über das Maus, um sie zu trösten, denn sie scheint entsetzliche Schmerzen zu haben, die Ärmste! Es wird gerade dunkel und der Kümmerer hängt an seinem Handy und telefoniert, anscheinend mit der Tierärztin. Danach erscheint er mir etwas ruhiger zu sein.
Ich seh schon kommen, dass mein kleines Wartezimmer hinter der Heuraufe bald brechend voll sein wird. So eine Geburt kann schwere Traumata auslösen, und mittlerweile haben sich beinahe alle Tiere des Hofes in respektvollem Abstand zu uns gesellt. Fast wie an Weihnachten! ;-)
Mit einem letzten, riesengroßen Seufzer landet auf einmal etwas glitschiges Braunes ins Gras unter der alten Eiche. Irre, Lotti ist soeben Mutter geworden!!! Und wir waren live dabei!!
Wer jetzt denkt "das Schlimmste ist geschafft", der irrt sich allerdings: Für Lotti ist Zeit zum Sauberlecken des Kälbchens, bissl aufräumen und die Milchbar anschmeißen und für den bedauernswerten Zweibeiner ist es Zeit, den völlig ausgeflippten Romi einzufangen und auf eine andere Koppel zu bringen. Der findet den Nachwuchs nämlich gar nicht lustig!! Ok, ich werd ja freiwillig mitgehen, um den Tollpatsch wieder zu erden, bevor er sich verletzt - ihr wisst ja, was DAS bedeuten würde. Das brauche ich nun wirklich nicht, seit knapp eineinhalb Jahren ist er ja wieder fit auf den Beinen und das soll bitte auch so bleiben!!
Trotzdem lehne ich mich entspannt zurück und beobachte Lotti bei ihrem neuen Job als Mama - oh schau, das Kleine steht schon fast auf allen Vieren! - und den Zweibeiner, wie er verzweifelt hinter Romi herrennt, um ihn einzufangen. Mit Pferden hat er es anscheinend nicht so, sonst hätte er längst einen Eimer mit Futter geholt. Ich wäre dann so gnädig, mich einfangen zu lassen und dann ... oh, jetzt ist er selber auf die Idee gekommen!
Nach einer guten halben Stunde hat Romi anscheinend seine Show beendet, schnaubend und schwitzend fällt er in den Schritt und lässt sich so langsam auf den Futtereimer ein. Seite an Seite schlendern wir auf die andere Koppel, überlassen die Mädels dem Kalb und ihrem Schicksal und knabbern zwischendurch ein wenig Heu.
Ist immer schön, wenn wieder Ruhe einkehrt!
Von weitem beobachte ich die rührende Szene noch etwas weiter, es scheint alles in Ordnung zu sein. Oh guck, der Kleine hat die Milchbar gefunden und trinkt jetzt selig bei Mama!
Romi brummt noch was von "das hat uns hier gerade noch gefehlt" und "der soll bloß nicht denken, der wäre was Besseres als ich" und fällt dann in den Schlaf. Ausgepowert hat er sich ja nun genug!
Ich sinniere noch ein bißchen über die Ereignisse, höre den Typen noch aufgeregt mit unserer Zweibeinerfamilie telefonieren und stelle mir gerade ihre überraschten Gesichter vor. Hihi!
Hier wird es tatsächlich niemals langweilig, und das mitten auf dem platten Lande!
So, ich werd mal Schluss machen für heute, morgen wird ein anstrengender Tag mit Romis Therapiestunde und so.

Liebe Grüße
Euer Mäxchen (Patenonkel im Praktikum)! ;-)

PS. Es ist übrigens ein kleiner Bulle! 

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