Samstag, 6. Juni 2020

Einkauf am Limit?! Ein Erfahrungsbericht...

Ja, mir ist schon klar, dass wir in einer Ausnahmezeit leben. Und diese Ausnahmezeit bringt mit sich, dass man sich an gewisse Regeln halten muss. Und das tue ich auch, konsequent mit Mund-Nasenschutz unterwegs, Abstand halten ist für mich auch nicht das große Problem. Bis jetzt bin ich ganz gut durch die Coronazeit gekommen.

Es kann aber vorkommen, dass nicht immer alles nach Plan läuft. So wie neulich. Ich wollte auf dem Heimweg von der Arbeit noch einen Einkauf erledigen. Aber... hm. Der Chip für den Einkaufswagen war einfach nicht auffindbar und eine Ein-Euro-Münze ebenfalls nicht.
Normalerweise meide ich Einkaufswagen sowieso und renne immer mit meinem blauen Einkaufskörbchen durch den Supermarkt. Den hatte ich schon in der Hand. Leider war aber gerade keine Möglichkeit, einen pflichtgemäßen Einkaufswagen zu ergattern. Die 50-Cent-Münze, die ich noch irgendwo in der Ablage meines Autos gefunden hatte, wollte nicht in diesen Schlitz passen, der den Wagen freigibt.

Aaargh. Ein großes Schild vor dem Discounter wies auf die Pflicht hin, einen Einkaufswagen zu benutzen. Das vorsorglich mit einem Bindfaden angebrachte Flasche Desinfektionsmittel war allerdings leer und die Küchenrolle ebenso. Aber egal. Ich bin nicht unbedingt ein Fan von Alltagsanarchie, aber der Zweck heiligt die Mittel. Also ohne Wagen rein ins Vergnügen, den Tragegriff vom Körbchen fest umklammert. Entschlossen. Es geht jetzt nun mal nicht anders.

In der Filiale war es nicht sonderlich voll und im Abstand halten bin ich ziemlich gut. Mittlerweile macht es mich sogar schon nervös, wenn im TV Situationen mit vielen Menschen gezeigt werden, die einander sogar in den Arm nehmen und knuddeln. Sollte machbar sein.

Allerdings: Ich kam mir bereits am Brötchenregal im vorderen Bereich des Ladens vor wie ein Schwerverbrecher, zumindest wie jemand, der schweres Unrecht zu tun im Begriffe ist. Wahrscheinlich bin ich verborgen unter meiner Maske auch puterrot geworden. Ich huschte von Regal zu Regal, als wenn ich einen Überfall auf den Kassenbereich vorhätte. Dabei tat ich nur, was vor einem halben Jahr pupsnormal war und keinen Anlass für missbilligende Blicke gewesen war: Ich ging durch einen Supermarkt mit meinem kleinen blauen Einkaufskorb.

Dass die meisten Kunden ihre Wagen irgendwo abgestellt und auch "ohne" durch die Regalreihen gingen. geschenkt.

Im Kassenbereich mit sorgfältig und wohl auch millimetergenau abgeklebten grellorangenen Streifen, die den exakten Abstand zwischen zwei Kunden demonstrierten, kam ich mir ohne Wagen tatsächlich komplett verloren vor. Es war, als ob alle anwesenden Personen darüber die Nase rümpften. Ich wollte nur noch raus aus dem Laden, egal ob mit oder ohne Ware.
Dennoch schaffte ich es, meine Sachen mit Abstand auf das Kassenband zu legen und  möglichst unauffällig zu wirken (hoffe ich jedenfalls).
Dennoch brachte die hochgezogene Augenbraue der Kassiererin angesichts des fehlenden Wagens meine vorgetäuschte Coolness stark ins Wanken.
"Ich hab keine Münze für den Wagen dab..."
"SIE WISSEN ABER, DASS EIN WAGEN HIER PFLICHT IST!!" wies sie mich zurecht. Am liebsten hätte sie das sicher noch über ihr Mikrofon gebrüllt, das neben der Kasse angebracht war. Ich wurde noch kleiner.
"Ja, natürlich, Normalerweise hab ich auch..."
Die Hände der Kassiererin scannten meinen Einkauf, der eiskalte Blick scannte mich von oben bis unten. VERRAT! REGELBRUCH! schien ihr anklagendes "21,79 Euro" zu brüllen. Ja, hab ich denn wirklich gegen alle Gebote der Gesellschaft verstoßen? Bin ich ohne Einkaufswagen ein Mensch zweiter Klasse?
Ich zahlte mit der EC-Karte, meine Hand zitterte. Es schien gerade besonders lange zu dauern, bis auf dem Display das erlösende "Zahlung erfolgt" erschien.
Trotzdem wünschte ich noch einen schönen Tag. Die Verbrecher in TV-Filmen machen das ja auch immer so.

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