Zu Anfang muss ich noch einmal darauf hinweisen, dass diese tragische Geschichte keinesfalls meiner Phantasie entsprungen ist, sondern sich tatsächlich so zugetragen hat und immer noch zuträgt. Zu den heutigen dramatischen Ereignissen kann ich erst später etwas schreiben, weil ich es erst einmal verdauen muss. Aber ich schreibe es noch auf, ohne Gnade...
Aber weiter im Text, damit ich langsam, aber sicher mal zu den aktuellen Ereignissen vorstoßen kann. Bis dahin ist aber noch viel anderes geschehen, so leid es mir tut, das muss nun erstmal sein.
Man sagt ja viel über Leute, die auf Unterstützung vom Amt angewiesen sind: Dass sie den ganzen Tag rumhängen und in den Tag hineinleben, ihnen alles wurscht ist und so weiter. In vielen Fällen, den meisten sogar, tut man den Menschen damit absolutes Unrecht! Nicht jeder hat das Glück, einen tollen Job zu haben und ein gutgefülltes Bankkonto, relativ sorgenarm zu leben und absolut zufrieden zu sein.
Jacki auch nicht. Aber sie scheint damit zufrieden zu sein, in den Tag hineinzuleben, einen netten Flat-TV und ein Sofa zur Verfügung und ansonsten nicht viel zu tun zu haben.
Weil sie am Tage also viel Ruhe und Freizeit hat, aber relativ wenig Action, wird der tägliche Streit mit Micha eben in die Nacht verlegt. Zwischen Null und zwei Uhr morgens ist ja die beste Zeit, sich mit Vorwürfen zu überladen, den Hunden Bällchen zu werfen und auch mal den einen oder anderen Teller zu zerschmettern.
Die über ihr wohnende Nachbarin Mila kann ein Lied davon singen und sie, die einem sehr stressigen Job nachgeht mit verschiedenen Schichten, war damit die Unglücklichste von uns allen, denn sie bekam alles relativ ungefiltert mit.
Eines Nachmittags stellte Mila Jacki zur Rede, was die nächtliche Unruhe soll und dass sie auch mal durchschlafen wollte. Mila brach daraufhin in Tränen aus, erklärte wortreich, was für ein A*schloch Micha sei und wie er sie traktieren würde, dass er fremdginge und ausserdem - vielleicht ahnt es der eine oder andere schon - habe sie 2 positive Schwangerschaftstest da liegen.
Da Jacki, wie schon erwähnt, stets sehr lautstark spricht, entging mir das Gespräch nicht und bei der Erwähnung des Schwangerschaftstests wurde mir beinahe schwarz vor Augen.
Nächste Woche sei der Termin beim Gynäkologen und dann hätte sie Gewissheit.
Vor meinem geistigen Auge flammte unverzüglich das hier auf:
und eine Welle von Solidarität und Mitgefühl für Jacki brach sich an meinen rotierenden Synapsen auf. Ich weiss nicht, ist das irgendwie hormonell veranlagt? Mir machte es beinahe etwas Angst, aber in dem Moment war ich der Meinung, Jacki müsse geholfen werden. Mila war anscheinend auch dieser Meinung, denn kurz drauf verabredeten wir uns zu einem Spaziergang mit drei Hunden, der wirklich bemerkenswert werden sollte.
Also: Jacki (die mutmaßlich schwangere Auster) übernahm Moyo, die Welpin, die mittlerweile auch schon ein mittelgroßer Hund war, nur halt noch sehr, sehr jung und unerzogen.
Mila nahm den rüpeligen Josh, weil sie die meiste Erfahrung mit solchen Hunden aufweisen konnte und
ich nahm Jimmi, den Hund von Mila, weil wir uns schon sehr gut kannten und auch schon öfter miteinander spazieren gegangen sind.
Dieses Trio infernale machte nun den Wald rund um Tackenburg unsicher. Ziel war, Josh ein wenig Leinenführigkeit zu vermitteln mit Leckerlie und Konsequenz, und mal einen Müdemach-Spaziergang natürlich, denn beide Hunde waren chronisch unterbeschäftigt. Und mal Jacki auf den Zahn fühlen, ihr Möglichkeiten aufzeigen und solche Dinge halt, auch das war ein Grund für diesen Spaziergang.
Josh zankte also mit Mila um die Alpharolle im Rudel, Moyo ahmte sein Verhalten schon nach und Jimmi fing schließlich auch an zu blödeln, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Natürlich war Josh und sein unermüdliches Fiepen, Ziehen und anderen-Hunden-Angstmachen-wollen der Mittelpunkt.
Es fiel auf, dass Jacki ihr Handy dabei hatte, das auch unermüdlich klingelte, im 15-Minuten-Takt. Der Anrufer war: Micha! Und zwar ausschließlich. Schließlich musste er ja genau wissen, was wir so zu besprechen hatten. Es war wirklich übel, denn es passte ihm anscheinend nicht, dass Jacki so lange mit uns unterwegs war und er das ganze nicht unter Kontrolle hatte! Jacki erzählte uns auch, wie gemein er zu ihr sei und seine neue Freundin auch, wie oft er sie alleine ließe, ohne Geld und was zu essen und trinken. Und auch ohne Hundefutter.
So kam es, dass wir nach einem 2einhalb-Stunden-Marsch mit einer Möglichkeit, die Hunde spielen und flitzen zu lassen, noch einen Abstecher zum Supermarkt machten. Mila kam mit einer großen Tüte Lebensmittel und Hundefutter wieder heraus. Josh machte allerdings keine Anstalten, einen müden Eindruck zu machen, sondern war noch genauso agil und nervös wie anfangs. Jimmi war genervt von Josh und die Kleine war einfach nur noch platt und müde.
So kamen wir wieder daheim an. Mittlerweile hatte sich die Solidarität gefestigt und wir waren fest davon überzeugt, dass Micha die Wurzel des Übels und Jacki das Opfer sei.
Aber wie schrieb ich neulich schon: Nichts ist so, wie es scheint!
Mehr dazu in der nächsten Episode (wir nähern uns also dem Hier und Jetzt) und jetzt muss schnell noch was Niedliches herbei:
Liebe Grüße, euer erschöpftes Copinchen! ;-)