Donnerstag, 12. März 2015

Trainingstagebuch vom 11.03. - Himmel und Hölle mit Romero!

Ein wahres Idyll empfing mich am Stall von Romero. Kinder malten mit Straßenkreide mehr oder minder gelungene Phantasietiere auf den gepflasterten Hof, die Sonne schien, Mäxchen hatte seine Leckerliesonarsonde online und kam von der Koppel gewetzt wie Fury im Vorspann der TV-Serie, nur in mini. Romero folgte ihm natürlich auf dem Fuße, kann ja nicht angehen, dass Minifury als erstes etwas aus meinem nichtknisternden (das würde den Hofhund anlocken, der auf trockenes Brot abfährt!) Stoffbeutel bekommt. Schließlich ist ER ja der, der dafür arbeiten soll und diese Belohnungen redlich verdient, gell!
Oh, ich vergass übrigens bisher, etwas über die Ausrüstung zu berichten. Ich bin kein Fan von ausbindenden oder gar aufrollenden Hilfszügeln und komme bei ihm mit seinem Dressursattel, Gamaschen und einer Trense mit Mexikanischem Reithalfter und einer einfach gebrochenen Wassertrense gut zurecht. Als Meinungsverstärker reicht mir eine normale Dressurgerte, mit Sporen habe ich ihn noch nie geritten und ich weiss auch gar nicht, ober er welche kennt. Beim Longieren verwende ich generell meine Doppellonge, die wird aber noch nicht um die Hinterhand gelegt, weil Romero beim Longieren generell einmal ausrastet und weil ich meist alleine mit ihm arbeite, ist mir das ehrlich gesagt zu heikel. Was ich aber gelegentlich einsetze, ist eine Hinterhandbandage, d.h. eine Fleecebandage wird vom Gurt aus um den zarten Romipopo gelegt, nicht locker, nicht straff, nur dass es etwas Impuls gibt, mehr unter den Schwerpunkt zu treten. Kitzeln soll sie aber auch nicht. Das klappt ganz gut und damit bin ich sehr zufrieden. Die Doppellonge ermöglicht mir wiederum den Verzicht auf Ausbinder oder Dreieckszügel, was die Handhabung vereinfacht und auch eine bessere Kontrolle mit dem "äußeren Zügel". Eben wegen der Romero-Show-Einlage. Natürlich trage ich Handschuhe beim Longieren, weil ich mir damals jung und dumm diese klassische Brandblase durch die Innenfläche der Hand zugezogen habe, die man üblicherweise bekommt, wenn man zu faul ist, sich Handschuhe zum (An)Longieren mit jungen, unberechenbaren Pferden zu holen. Diese Lektion "Lernen durch Schmerzen" sitzt fürs Leben. ;-)
Das Training gestaltet sich angenehm durch das schöne Wetter und den guten Boden, meinem Pylonendreieck und der Ruhe rundherum. Bis, ja bis wir zum leidigen Thema "Rechtsgalopp" kommen. Er schafft einfach keine ganze Bahn-Runde, sondern fällt entweder aus oder wird heftig, drückt aufs Gebiss und will davon stürmen. Linker Hand geht es mittlerweile phantastisch und ich komme auch gut zum Sitzen. Ich denke mal, es ist dieses Huhn-Ei-Ding: Ich gebe die Galopphilfe, bleibe aber sitztechnisch ein bißchen hinter ihm, weil ich ein Losrennen befürchte und er hält sich deswegen fest. Ach mensch. Es fehlt ihm evtl. auch die Kraft, um ein-zwei harmonische Runden zu drehen. Also weiter trainieren und den Rechtsgalopp nur ankratzen und langsam steigern bzw. an die Longe verlagern.
An Kondition mangelt es ihm derweil nicht! Er schwitzt nicht arg und wenn, dann da, wo es gewollt ist: Zwischen den Popobäckchen und ein wenig am Hals, nach immerhin einer ganzen Stunde Reiten (inkl. der 20 Minuten Schritt zu Anfang).
Mittlerweile mache ich aber auch mehr Pausen (was ich ehrlicherweise in der Vergangenheit öfter vergessen habe *schäm*) am hingegebenen Zügel und er geht jetzt auch nicht mehr direkt in den Feierabendmodus, wenn der Zügel lang ist. Dies war zu Anfang der Fall: Zügel lang = Zeitlupenschritt ohne Bereitschaft, wieder neu anzutraben oder gar zu galoppieren! Wie ein cleveres Schulpferd ging Romi direkt in die Energiesparphase über und ließ sich nicht mehr motivieren. Vielleicht sollte ich dann mal versuchen, eine neue Münze einzuwerfen! :-)
Aber das ist Vergangenheit. Nun macht er brav weiter, wird aber immer ..hm, was ist das richtige Wort dafür... wacher und versucht, meine nächste Hilfe im Voraus zu erahnen und umzusetzen. Hier kann ich auch die Gerte weglegen, denn er ist jetzt aufmerksam und wach am Schenke und auf Gewichtshilfen reagiert er sowieso prima. Vorne im Maul wird er nun allerdings murkeliger und versucht, sich vermehrt auf die Hand zu legen. Immer wieder v/a traben lassen und die Zufriedenheit wiederherstellen lässt ihn wieder ruhiger werden. Ist aber der "Point of no Return" erreicht, fängt er an, mit dem Kopf zu schlagen, drängt zum Ausgang hin und das ist spätestens das Zeichen zum Aufhören, denn das wird dann nicht mehr besser. Hier noch einmal eine Lieblingsübung einfließen lassen - bei Romi das Ultimative: Angaloppieren aus dem Schritt links ^^ zufrieden machen, also rauskauen lassen und dann Schritt und Schluss. ;-)
Heute haben wir aber noch ein Special: Die Kinder haben mit der Kreide fleißig gemalt und auch so ein Himmel-und-Hölle-Hüpfkästchending (die älteren werden sich erinnern..) aufs Pflaster gezaubert. Ich reite mit Romi hin und er stutzt erstmal. Was soll das denn sein? Ein schwarzes Loch, das Pferde verschlingt? Eine Falle? WTF?
Sein Trockenreit-Sekundenschlaf ist verflogen. Hier lauert eine Gefahr und deshalb erst mal prusten und trippeln. Die künstlerischen Kinder kichern entzückt, dass dieses große Pferd so einen Bammel vor ihren Werken hat.
Ne, da will er nicht drüber. Ich springe ab, stelle mich in den "Himmel" und locke ihn. Er kommt sofort, wo er sieht, dass ich nicht verschlungen werde und sich auch keine Feuersbrunst auftut. Auch die rosa Schweinchen und der blaue Hund scheinen nicht mehr allzu gefährlich. So kann ich wieder aufsitzen und eine kleine Runde über Himmel, Hölle und rosablaue Schweinehunde reiten. ;-)

Liebe Grüße und eine schöne Restwoche wünscht euch
euer Copinchen! :-)

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