Stand Freitag 12:45 Uhr hätte niemand auch nur einen Pfifferling für ihn gegeben, die Tierärztin, die ihn mir übergab, hatte schon alles versucht, Kollegen wegen ihm kontaktiert und trotz allem blieb der da noch Namenlose kränklich und mutlos, traurig und ohne Lust zu leben.
An dieser Stelle muss ich mal meine eigenen Erfahrungen mit Bauernhofkatzen (von denen Keiko ja stammt) loswerden. Es ist schwierig. Bauernhofkatzen sorgen für die Schadnagerbekämpfung, kriegen im günstigsten Fall noch etwas Futter dargereicht oder was vom Tisch und existieren so vor sich hin. Und weil sie oft niemals nur eine Tierarztpraxis auch nur von Weitem gesehen haben, sind sie meistens weder geimpft noch entwurmt, auf keinen Fall aber kastriert. Und so vermehren sie sich munter weiter, sind meist scheu und misstrauisch, die Katzenmütter lehren ihre Kinder schon früh, Abstand zum Menschen zu halten und im Hintergrund zu bleiben. So werden auch die Jungen irgendwann zu misstrauischen Müttern, die ihren oft zahlreichen Nachwuchs lehren... na, ihr wisst schon.
Immer öfter hingegen versuchen Tierschutzvereine, die Eigentümer der Katzen(kolonien) zu bewegen, ihre Tiere endlich kastrieren zu lassen, um der Verelendung ein Ende zu setzen. Das finde ich klasse und das möchte ich mit meiner Mithilfe gerne unterstützen! Denn Kastrieren ist aktiver Tierschutz; viele Kitten sterben früh ohne die medizinische Unterstützung, weil es niemanden kümmert, wenn es krank ist oder die Mutter zuwenig Milch hat. Soviel Not könnte einfach unterbunden werden!
Keiko ist wohl eines dieser Katzenkinder, der einfach das Glück hatte, aufgefunden und mitgenommen zu werden. Deshalb ist sein Name - wir erinnern uns: Keiko = japanisch für "Glückliches Kind" - absolut berechtigt, denn er hat eine Chance erhalten, die viele andere Kitten nicht bekommen.
Und so geht es mit dem kleinen roten Kater weiter:
Wie schon geschrieben, sollte Keiko ja in der Badewanne wohnen, die gemütlich und Kittengerecht eingerichtet wurde. Auch um erstmal der bezaubernden Jeannie aus dem Wege zu gehen, die gerade dabei war zu bemerken, dass ihr Status als Star der Familie gerade in akute Gefahr geraten ist. Und das passte ihr ja ganz und gar nicht. Das wiederum ist katzentypisch. Aber: Immerhin hat Jeannie selbst ja mal eine ähnliche Geschichte erlebt, der geneigte Leser wird sich erinnern! Und sie saß auch eine ganze Weile mit 7 oder 8 anderen Katzen in einem Raum im Tierheim, da wird sie ein solches kleines Bündel wohl mal dulden können, oder?
So der Plan.
Keiko, der mittlerweile schon das 2. komplette Fläschchen leergesaugt (!) hatte und mittlerweile schon selbstständig an einer Portion Aufbaunassfutter von der TÄ aus dem Napf lutschte, fühlte sich derweil pudelwohl auf meiner Kommode direkt neben W., der sorgsam darauf achtete, dass er sich vor Gier nicht verschluckt. Auslösend für dieses mittlere Wunder könnte mein Zeigefinger sein, den ich mit etwas Leberwurst versehen und ihm vor die Nase gehalten hatte. Oh, die wollte er haben! Und ruckzuck war der Finger leergeschleckt und noch nach Resten gesucht. Das hat wohl irgendwie ausgelöst, dass seine körpereigenen Reserven nach Nachschub verlangten und so saß er alsbald schmatzend vor einer Portion von 2 Teelöffeln voll Nassfutter, mit ein wenig Milch vermengt. Wir staunten beide nicht schlecht, in was für einer Geschwindigkeit Keiko sich den Brei reingezogen hat und auch, dass er nach ca. 15 Minuten nach Nachschub verlangte. Und das war auch das erste Geräusch, was Keiko hier von sich gegeben hat: Ein krächzendes, gar nicht kindliches "Määäääh", aber dafür nicht minder fordernd.
Gerne erfüllten wir ihm den Wunsch. Er hatte ja soviel aufzuholen!
Am Abend verlangte er auch noch regelmäßig Futter, die Milch hatten wir mittlerweile weggelassen und die kalorienreiche Nahrung pur serviert. Es machte keinen Unterschied: Keiko mampfte und kaute und schluckte und wir staunten und freuten uns wie Bolle. Jeannies neugierige, aber misstrauische Blicke von der Fensterbank ließen Keiko eher unbeeindruckt, machten nur mich etwas nervös. Die würde den kleinen Puschel doch nicht attackieren?
Nach ein wenig "Staring down" - man kennt es vom Boxsport - verließ Jeannie ihren Tribünenplatz und ging nach draußen. Die würde schon ziemlich geknickt sein, dachte ich und das war sie auch. Aber ein kleines Leben ist wohl wichtiger als ein wenig verletzter Prinzessinnenstolz. Natürlich wurde Jeannie auch betüdelt und umsorgt und mit vielen netten Worten bedacht, aber sie kam tatsächlich erst wieder herein, als sie Keiko sicher in der Badewanne bei geschlossener Badezimmertür wusste.
Dieser befand sich auch dort und hatte sogar schon sein Klo benutzt. Und lag am vorderen Ende des Klos, eingeschlafen. Auf dem Bauch, die Nase noch in der Streu abgelegt. Ich befreite ihn von den Krümeln, fühlte die warme, trockene Nase, legte ihn auf sein Kissen neben Wauzi, wünschte ihm eine gute Nacht und hoffte, ihn am Morgen noch lebend anzutreffen. Irgendwann schlief auch ich erschöpft ein, Jeannie an meiner Seite kraulend.
Am nächsten Morgen krabbelte ich aus meinem Bett, der Kaffee war schon fertig und ein kleiner Keiko krabbelte schon auf W.s Schulter herum! Was für ein Anblick nach einem unruhigen, traumlosen Schlaf um fünf Uhr früh!
Und es war ein völlig anderer Keiko, der mich krähend begrüßte: Ein schon fast neugieriger, puscheliger kleiner roter Flausch, der mir stolz den schon wieder leergefressenen Napf präsentierte! Und das entzündete Äuglein hatte sich auch ein wenig erholt!
Keiko am Samstagmorgen (nein, den Tabak hat er nicht geraucht!) |
Der Blick aus dem wieder offenen Auge ist noch ein wenig skeptisch... |
Und sofort wurde klar: Das hier ist "Papa"s neuer Liebling. :-)
Die Waage brachte es an den Tag: Keiko hatte über Nacht mehr als 120 Gramm zugenommen, Tendenz steigend!
Voller Freude klatschten wir uns ab. Der kleine traurige Kater schien sich also entschlossen zu haben, weiterzuleben. Und das ist ein kleines Wunder, wenn nicht sogar ein mittleres!
Als er wieder schläfrig wurde, verfrachtete ich ihn wieder in sein Nestchen in der Wanne. Aber: da hatte er was dagegen, er krähte mich an, sein Domizil schien ihm nicht wirklich zuzusagen. Aber Jeannie sollte auch entspannt fressen dürfen! Also schloss ich die Tür hinter mir und gab Jeannie ihr Futter. Sie nahm nur ein paar Brocken und entschwand wieder auf die Fensterbank. Soso.
Als ich wieder ins Bad ging, um nach Keiko zu schauen, begrüßte er mich direkt von der flauschigen Badezimmermatte. Nanu, wie hat er das denn geschafft????
Es wird wohl sein Geheimnis bleiben, auf jeden Fall war der Hopser vom Badewannenrand sowas wie ein Sprung ins Leben!
Dass das auch so bleibt, hofft
das Copinchen ( und die be
Ich kann den Kleinen direkt in seinem Nest und auf W.sehen! An manchen Stellen halte ich die Luft an, wieder total mitreißend :-)
AntwortenLöschenIch kann den Kleinen direkt in seinem Nest und auf W.sehen! An manchen Stellen halte ich die Luft an, wieder total mitreißend :-)
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