Samstag, 16. Juli 2016

Abenteuer Pflegestelle: Keiko Vol.I - Ein Leben am seidenen Faden!

Vor ein paar Wochen hatte ich die hervorragende Idee, mich als Pflegestelle für hilfsbedürftige Katzenbabys anzubieten. Wir haben hier schon mal Kätzchen mit der Hand aufgezogen, und warum nicht helfen können, wenn Hilfe gebraucht wird? Auch Jeannie könnte hier hilfreich eingreifen, indem sie als "Ersatzmama" fungiert. Die Idee an sich erwies sich als durchführbar und so kontaktierte ich eine Dame aus einem örtlichen Tierschutzverein. Man wolle sich bei Bedarf bei uns melden.
So weit, so gut.
Vor drei Tagen dann ein Anruf: Ein kleiner Kater, der nicht mehr ganz klein sei, aber nicht fressen wolle und daher noch Milch aus der Flasche zu sich nehmen müsse, brauche dringend Hilfe. Zur Zeit lebe er bei einer Tierärztin und hing noch an einer Infusion - ob ich mir das zutrauen würde? Und im nächsten Satz: Ob ich damit klarkäme, wenn der Kleine es nicht schaffen würde? Eine Frage, die ich mit Ja beantwortete, auch wenn ich mir da nicht so ganz sicher war.
Tags drauf schneite ich bei der Tierärztin herein, mit Tragekorb und ohne Erwartungen. Ich fragte nach dem kleinen Kater und flugs strahlte das Gesicht der Tierärztin auf und schon zog sie den kleinen Namenlosen aus einer Schublade am Empfangstresen. Und es bot sich ein Bild des Jammers! Der kleine rote Tiger hing schlaff im Arm der Tierärztin, ein Auge klein und entzündet, das Fell glanzlos und struppelig und das Schlimmste: In dem geöffneten Auge glomm kein Funke von Lebensfreude, der eigentlich bei Kitten diesen Alters besonders hell strahlt.
Sie erläuterte mir, dass der Kater von einem Bauernhof stammt, die Geschwister in Pflegestellen aufwachsen, nur der Unglücksrabe hier mochte nicht so recht am Leben teilnehmen und nicht fressen. Er würde also nicht mal am Fläschchen saugen, sondern man müsse ihm das lebenserhaltende Getränk mehr oder weniger ins Mäulchen träufeln und hoffen, dass er es schluckt. Er wäre vom Blutbild her unauffällig, organisch auch in Ordnung (das kleine nackige Bäuchlein zeugte von Ultraschalluntersuchungen) und der obligatorische Katzenschnupfen sei bereits ausgeheilt. Er würde aber zu Durchfällen neigen, und das erfolgreich plazierte Getränk oder Aufbaunassfutter verließe den kleinen ausgemergelten Körper auf die eine oder andere Weise unverdaut. Klang gar nicht gut.
Teilnahmslos saß der kleine Fratz auf dem Tierarzttisch, schaute mich relativ uninteressiert an und ließ sich völlig ohne Widerstand noch eine Tablette verabreichen sowie einen Stratz Augensalbe. Katzenuntypisch halt.
Ich bedankte mich herzlich bei der Veterinärin für die große Tasche Utensilien fürs Katerchen und die vielen Informationen, packte das Kätzchen in den Korb und schnallte das Gesamtpaket auf dem Beifahrersitz fest. Der Kleine war noch namenlos, das würde sich sicherlich bald ändern, denn Namen fallen mir meistens auf der Fahrt nach Hause ein. Die bezaubernde Jeannie kam auch auf die Art zu ihrem hübschen Namen.
A propos Jeannie: Sicherlich würde die Dame des Hauses zunächst nicht besonders erbaut über den Familienzuwachs sein, soviel stand fest. Deshalb war der Plan folgender: Katerchens Nest in der Badewanne errichten, wie einst bei den kleinen Flaschenkätzchen, denn da kommt er alleine nicht raus. Das hat sich schon bewährt. Und so schwach, wie der kleine Tiger war, würde er es so bald auch nicht versuchen....
Jener saß anfangs ganz weit hinten in der Ecke des Katzenkorbs, rutschte aber während der Fahrt immer mehr nach vorn ans Gittertürchen und als ich die Abzweigung in unsere Straße nahm, streckte er ein winziges Pfötchen durch. Ein Lebenszeichen! Ansonsten schwieg er sich aus und nahm hin, was als nächstes passierte. Es schien ihm recht egal zu sein...
Er schien wirklich enttäuscht von seinem jungen Leben zu sein, und das in einem Alter, wo andere Artgenossen spielen bis zur Erschöpfung, Futter mampfen und ab und zu noch zur Mutter gehen, um etwas Milch zu sich zu nehmen oder aber schon "reif" für die Vermittlung in ein neues Zuhause sind, wo sie neue spannende Abenteuer erleben und alles tun können, was ein Kitten ausmacht.
Während der Fahrt ging mir der Name "Keiko" durch den Kopf und je öfter ich ihn betrachtete, desto mehr festigte sich der Name. Keiko, das ist japanisch und bedeutet eigentlich "glückliches Kind". Nun war hier eher das Gegenteil der Fall, aber...mal sehen, ob er wirklich so ein Futterverweigerer ist, wie es angekündigt wurde.


Keiko ca. 4 Stunden nach seiner Ankunft hier im Wolkenkuckucksheim..
Ich machte also eine Pipette mit Milch fertig, mein Lebensgefährte W. nahm das Häufchen Elend in den Arm und machte sich mit ihm vertraut. Etwas Milch floss in das Mäulchen und siehe da: Es wurde auch geschluckt und die kleine Portion war schnell im Kater drin! Beim Nachschub war aber schon wieder Feierabend mit dem Mittagessen. Keiko fielen die Augen zu, er war schon erschöpft von der Autofahrt, was nicht an meinem Fahrstil liegen konnte. Aber er hatte etwas aufgenommen und das machte uns beide schon froh!
Das Äuglein nochmal gesäubert, ein Katzenklo fertiggemacht, ein schönes Kissen, ein Wauzi (Original aus dem Jahr 1985) aus Stoff als Wächter und Mama-Ersatz, alles in der Badewanne, natürlich gemütlich mit Deckchen und Spielzeugmaus. Baden wird übrigens völlig überbewertet. Als Wurfkiste ist so eine Wanne viel besser geeignet. ;-)
Schon bald sollte ich aber herausfinden, dass ein echtes Kämpferherz sich von scheinbar unüberwindlichen, glatten Wänden und einer Höhe von ca. 65 cm nicht aufhalten lässt..aber würde er überhaupt überleben?
Was dann geschah, lest ihr im nächsten Teil von "Keiko", hier auf diesem Kanal!

Liebe Grüße
Euer Copinchen (und einer momentan nur semi-begeisterten bezaubernden Jeannie)! :-)



2 Kommentare:

  1. Gänsehaut pur! Ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt, obwohl ich den Inhalt ja kenne, aber so toll geschrieben fühle ich mich mitten drin. Vielen Dank! Andrea Kindt vom TSV

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  2. Da nich für! Ich danke für das Kompliment und hoffe, die Fortsetzung ist genauso spannend! :-)
    Liebe Grüße vom Copinchen!

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