Sowas verunsichert. Sowohl Menschen als auch Katzen sind Gewohnheitstiere und brauchen eine gewisse Tagesstruktur, sonst werden beide nervös und unzufrieden.
So auch meine Wenigkeit.
Jeannie ist eine eher nachtaktive Katze, die seit eh und je bei Einbruch der Dunkelheit ihre "Nachtschicht" antritt, indem sie von oben über ihre Katzenaußentreppe auf die Terrasse herabsteigt und dann dort nach dem Rechten sieht. Manchmal kommt sie wie ein Wiesel mit angelegten Ohren und Turbogeschwindigkeit wieder hereingeschossen und galoppiert wie ein Rennpferd auf der Ziellinie in 5 Galoppsprüngen durch Wohnzimmer, Flur und kommt erst unter dem Bett im Schlafzimmer wieder zum Stehen. Danach latscht sie dann betont gelassen wieder zurück, hüpft auf die Fensterbank und das Spiel beginnt von vorne.
Sie betrachtet die großzügige Terrasse als ihr Reich und verlässt diese auch nachts nicht. Wenn wir zu Bett gehen, kommt sie meist im einer Prinzessin angemessenen Tempo wieder herein und knabbert an ihrem Futter. Dieses Geräusch ist für mich ein Signal zum Einschlafen: Alles ok!
Diese Geräusche vom Hochklettern an der Katzentreppe und Knabbern am Futter blieben nun definitiv aus. Denn: Siehe den Bericht von gestern! Duchess Jeannie zog es vor, komplett draußen zu nächtigen und den Futternapf keines Blickes mehr zu würdigen.
Beunruhigend. Würde sie wohl auch ganz auswandern? Wegen Keiko? Wegen so einem kleinen puscheligen rotgetigerten Kater, der alle Herzen im Sturm erobert, außer ihres?
Von einem entspannten Fernsehabend war ich weit entfernt. Immer wieder schaute ich aus dem Fenster, immer wieder traf mich der beleidigt-hochmütige Blick der schwarzen Schönen mitten ins Herz. Vom schlechten Gewissen getrieben, warf ich ihr wenigstens ein paar Fel*x-Leckerlies zu, die sie gierig futterte. Oh nein! Sie würde gewiss verhungern! Was nun?
Ich ging hinunter und wollte ein wenig Zeit mit ihr verbringen, eine tolle Sommernacht, warm und sternenklar, mit einer halben Scheibe gekochten Schinken in der Hand. Nur einmal über ihr gekränktes Köpfchen streichen, das würde mich schon beruhigen.
Aber nix da. Sie floh vor mir, mit geradem Schwanz und panischem Blick. Meinen Schinken (das einzige, was ihr aus der Menschenwelt einigermaßen schmeckt) ignorierte sie gekonnt.
Ich ging wieder hinein. Wartend, hoffend, bangend.
Nach der gestrigen Szene mit dem Kratzmöbel war sie rausgegangen und seitdem dort geblieben, statt sich für die Nachtschicht auf einem ihrer bequemen Schlafplätze drinnen auszuruhen.
Nach einer weiteren unruhigen Nacht, in der ich immer zum Fenster lief, um festzustellen, dass Madame sich noch dort befand, versuchte ich es früh morgens nach den Hellwerden nochmal mit einer Charmeoffensive. Kurz nach fünf, ich im Nachtoutfit mit krausen Haaren und Panik im Blick. Diese Katze! Wieder huschte sie gekonnt vor mir davon, wieder versuchte ich sie zu locken und gurrte wie ein Täubchen im Liebesrausch.
Immerhin war der abends zuvor dargebotete Schinken verschwunden, die Leckerliestangen, die bisher verschmäht wurden, auch, also hatte sie Hunger. Ach was, Kohldampf! Aber auch ihren verdammten Stolz.
Jeannie residiert auf ihrer Außentreppe |
Da hat man alles im Blick! |
Die kann sooooooo lieb sein! |
Das letzte Bild soll manifestieren, dass Jeannie keine blutrünstige Bestie ist, falls dieser Eindruck entstanden sein sollte. Sie ist nur manchmal etwas "speziell". ;-)
Aber weiter im Text:
Natürlich ließ mich der Gedanke an die Situation zuhause auch auf der Arbeit nicht ganz los. Der Appetit war mir auch komplett vergangen. Was, wenn sie mittags immer noch draußen hockte? Naja, wenigstens Wasser war genügend vorhanden, sie besitzt immerhin einen eigenen kleinen "Froschteich" mit Springbrunnen.
Da war ich ja echt mal kreativ, oder? :-) |
Keiko hingegen war wie immer: Frass wie eine neunköpfige Raupe, verlangte alle dreiviertel Stunde nach Nachschub, war niedlich, goldig, tapsig und ich denk mal auch zufrieden. Der Anschiss vom Vortag hatte ihm nicht viel ausgemacht, außer der Erkenntnis, dass mit der seinerseits wirklich bewunderten Jeannie manchmal nicht gut Kirschen essen ist.
So kam ich nach Hause, bewaffnet mit neuen Leckerlies (die waren alle), Juniorfutter und voller Spannung. Ich stieg die Treppe nach oben und - da stand sie an ihrem Fressnapf, als wäre nix gewesen. Begrüßte mich sogar mit ihrem "maauu". Der Krümel lag derweil in seinem Zimmer und schlief.
Alles GUT! Bestens! Prima! Tutti! HURRAA!
Ich war einfach nur froh. Als ich die Tür zu Keikos Kinderzimmer öffnete, spähte sie neugierig hinein, ohne diesen Psychoblick sogar. Gelassen ging sie zu meinem Bett, hopste hinein und beobachtete den Kleinen, als er aus dem Zimmer tapste. "HIER kommst du nicht hinein", schien sie dabei zu grinsen. Und Keiko?
Schaute sie treuherzig an und maunzte. Wie immer schien er eine Frage zu stellen. Vielleicht hat Jeannie ja in nicht allzu ferner Zukunft eine Antwort darauf.... ?
Möglicherweise schon im nächsten Teil von "Abenteuer Pflegestelle"! ;-)
Liebe Grüße vom
Copinchen (feiert heilfroh Wiedervereinigung mit der bezaubernden Jeannie)!
PS.: Daily Keiko:
Zustand: Stabil, schaut runder aus, heute mit mehr Spieltrieb, aber ihm ist warm
Gewicht: Leicht bergauf! Plus 35 g!
Auge: Wieder unauffällig, nachdem es gestern abend nochmal leicht tränte!
Appetit: Stark vorhanden
Stuhlgang: Einfach perfekt! :-)
Puh, das war spannend! Das wäre ja herrlich, wenn es entspannter wird.
AntwortenLöschenLiebes Copinchen, was für eine Aufgabe! Mein kleiner Bauernhofkater vom Tierschutz, der mal "keine Chance" hatte und im Alter von drei Monaten ein verschnupftes Auge auf dem OP-Tisch lassen musste, wurde diesen Mai vierzehn. Ich drücke die Daumen, dass die bezaubernde Jeannie sich damit arrangieren kann, dass sie einen kleinen Bruder bekommen hat. Und werde natürlich die Geschichte meinem Felix vorlesen. ;)
AntwortenLöschenHuhu Nel Blu! Danke fürs Daumendrücken und es scheint was genützt zu haben! :-)
AntwortenLöschenTolle Sache mit dem Bauernhofkater Felix, er kann sich glücklich schätzen, dass er an dich geraten ist.
Einen Tätschler ans Bärli und liebe Grüße vom
Copinchen ;-)