Samstag, 29. September 2018

Mäxchen bloggt: Fly on the Wings of Love Vol.II

Hallo, liebe Freunde des gepflegten Flirts über den Koppelzaun! Ich bin's wieder, euer Mäxchen. Und ihr brennt sicherlich schon darauf, zu erfahren, wie die Lovestory des Jahres mit Romeo und Julia weiter gegangen ist! Und darüber werde ich heute berichten. Es war wirklich herzallerliebst, wie der Große Tollpatsch auf den Flügeln der Liebe über die Koppel schwebte! Alle seine Wehwehchen schienen der Vergangenheit anzugehören und jeder Showtraber hätte neben ihm wie ein müder Ackergaul nach einem harten Tag auf dem Feld ausgesehen.

Julia machte ihm aber auch immer wieder gehörig Dampf. Sie stand ganz dicht am Koppelzaun, ließ sich mit Komplimenten überhäufen und genoss die Aufmerksamkeit des doch ganz ansehnlichen Kavaliers in Rot. Der fand gar keine Zeit zum Grasen  - der Trottel, sag ich nur. Nach dem dürren Sommer endlich mal wieder auf einer saftiggrünen Wiese sein zu dürfen, war fast wie eine Riesenpizza auf dem Teller der Zweibeiner nach einer siebenwöchigen Diät mit Dünstgemüse ohne Salz. Aber nun ja, muss er selber wissen!

Just nachdem diese Romanze richtig ins Rollen gekommen war, da tauchte doch plötzlich Romis Reiterin mit einem Beutel voller Möhren für uns auf, wie üblich. Jetzt könnte es spannend werden, dachte ich bei mir. Vielleicht kann ich kleiner Wicht ja auch mal an der Julia schnuppern, wenn Romi sein Tollpatsch-Training absolviert? Ich bin ja auch kein Stück Holz und dieser Duft von der Dame...hmmm... vielleicht geht da ja was?

Die Reiterin erschien auf der Bildfläche, mitsamt Möhren. Normalerweise bin ich immer der Erste, der angelaufen kommt und auch gleich was Leckeres bekommt. Ihr wisst ja, dass ich ein unwiderstehlich süßes kleines schwarzes Shetty mit Knopfaugen und Wuschelmähne bin? Normalerweise bekommen die immer zuerst was, wegen dem  Niedlichkeitsfaktor!
Und wenn Romi das dann mitkriegt, dann ist er aber ruckzuck an der Möhrenquelle, bevor ich seine Möhre auch noch wegnasche. Da kann er sogar richtig schnell werden, der Große! Aber so charmant wie ich wird er wohl niemals werden. Ich glaube, ich bagger die Kleene auch mal an, dachte ich so bei mir, während ich schon ein Möhrchen kaute. Aber der Große reagierte gar nicht auf die Reiterin. ER hatte nur Augen für seine Angebetete. Da konnten noch so sehr mit Möhrchen gefuchtelt werden!

Die Reiterin ging forschen Schrittes mit vorgehaltener Möhre auf Romi zu, und weil das bekannterweise eine Allzweckwaffe ist, ließ Romi sich davon doch noch ködern, steckte sein Köpfchen ins dargebotene Halfter und ließ sich hocherhobenen Kopfes und Schweifes mitnehmen! Nun winkte meine Chance. Warum soll ich im Stall auf sein Trainingsende warten, wenn ich doch hier quasi das Paradies auf Erden habe, mitsamt charmanter Gesellschaft? Gleich mal abchecken, ob sie auf interessante dunkle Typen mit Wuschelmähne und Plüschöhrchen steht!
Oha. Romi war noch nicht ganz um die Ecke und konnte noch beobachten, wie ich mich der ihm traurig hinterherblubbernden Stute näherte. Ruckartig blieb er stehen, viel höher konnte er seinen Kopf und seinen Araberschweif nicht mehr heben, und ließ einen Brüller los, der der Reiterin auch einen Hörsturz bescheren könnte. Und nun?
Ich sah, wie er um seine Liebe kämpfte, und zwar gegen seine Reiterin und ihrem Führstrick. Nun ist so ein Pferd in Furore natürlich eher unhandlich bis unberechenbar und so ließ sie ihn wieder vom Strick, wegen "is nich". Und dann kam er zurück, schneller als Hurrican "Florence", lauter als ein Technofestival, verliebter als der echte Romeo. Uuuuuiiiii, auf seine älteren Tage, Respeekt, Alder! Dabei hatte ich sie bisher nur gefragt, wie es so geht. Ok, noch ein-zwei Minuten mit mir alleine, und sie wäre mir gnadenlos für immer verfallen. Was denn sonst!

Dann fiel mir blitzartig seine Verletzungsanfälligkeit ein. Was, wenn diese eine Liebe wieder mit einem Sehnenschaden oder Schlimmeren endete, und damit auch wieder Stallknast? Bloß nicht, dachte ich und lief zur Reiterin. Eine weitere Möhre und ich ging brav mit zum Stall.
Nach weiteren 10 Minuten, die ich zwar nicht sehen, aber hören konnte, war der Tollpatsch auch endlich am Halfter auf der Gasse angebunden. Mit großen, rotgeränderten Augen, blutfarbenen Nüstern und immer noch nach Julia brüllend. Fast tat er mir sogar ein bißchen leid in diesem Zustand, ein Romeo auf Freiersfüßen!
Während seines Trainings absolvierte er seine Aufgaben brav, aber doch ein wenig eiliger als sonst, um nur ja schnell wieder zurück auf die Koppel rennen zu dürfen, und dort weiterzuschäkern. Die Rindviecher schauten sich das ganze Drama übrigens aus sicherer Entfernung von dort aus an, wo das leckere Grün am Höchsten stand. Diese Nutznießer, diese. Aber nicht schlecht gestaunt haben die, wozu ihr Chef so alles fähig ist! :-)

Als das Training zuende und Romi wieder abgesattelt war, fraßen wir schnell unsere Belohnungsmöhrchen und ließen sogar noch etwas für die gehörnte Fraktion übrig. Ein Novum, eigentlich! Aber diese Lovestory war einfach nur zu spannend und so nahmen wir beide die Beine in die .. ja, Hufe, ne? und machten uns so schnell wie möglich wieder zurück zum Ort der Liebe. Romis Schrei zur Wiederaufnahme der Beziehung war übrigens episch und hätte manch gestandenen Herdenhengst vor Neid zum Schimmel werden lassen können. Unfassbar, dieser Romi in love!
Aber - wie auch die Originalgeschichte - endete dieser Samstagsflirt eher tragisch. Fragt nicht, warum und wieso, aber "Julia" war inzwischen wieder in ihren Stall geholt worden und an ihrer Stelle standen nun 2 Wallache auf ihrer Seite des Koppelzauns...
Diese sahen den wild auf sie zugaloppierenden Rotfuchs mit schreckgeweiteten Augen sekundenlang an an, um ihrerseits die Flucht zum anderen Ende ihrer Koppel anzutreten. Wenig später standen sie zitternd am Weideausgang, um von ihren Zweibeinern ganz schnell abgeholt zu werden. Zitternd vor Aufregung stand Romi an der Stelle, wo vor einer guten Stunde noch die schöne Julia graste.
"Romi, alter Junge. Die Liebe ist ein scheues Reh", versuchte ich ihn zu trösten.
"Sie war so ... schön!" seufzte er. "Und sie fand mich nett."
Mir brach es beinahe mein kleines Shettyherz, ihn so zu sehen.
"Komm, mein Freund. Hier hinten wächst ganz viel Gras, lass uns erstmal was futtern."
Seufzend schloss der Große Tollpatsch sich mir an und wich mir in den folgenden Stunden nicht von der Seite. Aber seid gewiss, nur EIN blöder Spruch von den Rindviechern und es hätte Rinderfilet zum Abendbrot gegeben!
Bis zum Abend hatte Romi sich wieder einigermaßen beruhigt und sein  gewiehertes "Ich hab's aber immer noch drauf, hihihihihiiii!" schallte noch eine Zeitlang durch den kleinen Ort, irgendwo im Münsterland. ;-)

Es grüsst euch
euer Mäxchen (wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen)! :-)

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