Dienstag, 7. August 2018

Maxchens Sommerspecial: Bolle auf dem Revoluzzer-Trip!

Tja, liebe Freunde des gepflegten Strandausrittes, unser Bolle war buchstäblich geschockt. Und das bei überaus freundlichen 21°C im Schatten. Aber nützt ja nix: Da muss man durch! ... Oder?

Bolles Besitzerpaar näherte sich unserem Fluchtort. Schon von weitem tönte ihr "Boooollleee! Schätzchen, komm mal schnell her! Booollleeee! Wir haben eine Überraschung für dich! Das wird ganz ganz TOLL! Booolleee!" - "Nun überrumpele den armen Kerl doch nicht gleich wieder so. Du weisst doch, wie sensibel Pferde sind!" fiel er ihr ins Wort. "Da hinten steht er doch und grast friedlich. Da muss man doch nicht so.." - "Als ob DU MEHR AHNUNG VON PFERDEN HÄTTEST ALS ICH!" erwiderte sie unwirsch. "Ich reite schon seit ÜBER 20 JAHREN!" - "Hättest du auch mal 20 Jahre UNTERRICHT genommen, dann wüsstest du auch, wie.." - "BOOOLLLEEE! KOMM HER! LECKERLECKERLECKER!" unterbrach sie ihren Liebsten. Diplomatisch sein konnte sie. Bolle schaute mich und Romi verzweifelt an. "Ihr müüst mir chelfen. Die machen krank mich mit Straiterai!"

Ich stupste den netten Letten an. "Du musst stark sein und dich der Sache stellen.Schau, du bist ein großes, kräftiges Pferd mit Nerven wie Drahtseilen. Romi hätte sich an deiner Stelle schon vor einen Bus geworfen. Du kannst das!" - Romi nickte bekräftigend. "Oh ja. Aber du hast die Power. Zeig ihnen mal, was DU so draufhast! Schluss mit Lustig, ab heute bist du stur wie ein alter Waldesel!"

"Ich glaube, Bolle ist krank, der kommt doch sonst immer, wenn ich Leckerlecker sage. Der hat doch immer Kohldampf!" klagte Bolles Frauchen. "BOLLE HIIIEEER! LECKERLECKER!"

Bolle schien seine Ohren abgestellt zu haben und graste unbeeidruckt weiter. Gut so, Dicker! dachte ich. Die Zermürbungstaktik hat schon so manchen Zweibeiner auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Ermutigend nickte ich Bolle zu. "Genau richtig so!"
Bolle knirschte der Sand zwischen den gewaltigen Zähnen, aber sein Kopf blieb unten. Ich glaubte sogar, ihn innerlich grinsen zu sehen.
"SCHATZ, RUF DEN TIERARZT AN! BOLLE IST NICHT IN ORDNUNG! DER KOMMT DOCH SONST IMMER SOFORT AN, WENN ICH LECKERL.."
"Wieso? Liegt er auf der Seite? Schüttelt er sich in Krämpfen? Humpelt oder hustet er? Nein, er sieht mopsfidel aus. Was sollte ich dem Tierarzt denn sagen? Dass er nicht an den Zaun kommt, nur weil meine Frau das wünscht? Der wäre ja nur unterwegs, wenn er deshalb käme." Herrchen sah das weitaus gelassener als seine Frau.
"Vielleicht hat er sein Gehör verloren. BOOOOLLEEEE!" brüllte sie jetzt noch dreimal lauter und wedelte verzweifelt mit den Bioleckerlie in der Hand. "NUN GUCK DOCH MAL, WAS ICH HIER HABE!"

"Sehr gut so, Dicker. Deine Chefin gibt gleich auf, du wirst sehen!" grinste ich in seine Richtung. "Das maacht richtik Spaass!" brummelte Bolle vergnügt zurück.Seine Grasstelle war zwar schon mehr als leergemampft, aber er wollte noch ein bißchen weitermachen. Deshalb entfernte er sich scheinbar grasend immer weiter vom Zaun weg.

"Mir reichts jetzt, ich hole sein Halfter. Und dann kriege ich ihn!" Erbost warf Frauchen die Bioleckerlies in die Koppel und lief zügig zum Stall. Ich meinerseits nutzte die Gunst der Stunde, lief zum Zaun und steckte mir die Leckerlies in die Backentaschen. Nicht ohne Herrchen höchst amüsiert anzugrinsen.
Der erwiderte meinen Blick. "Naa, du kleines Mäxchen? Was habt ihr drei denn wieder ausgeheckt?" Lächelnd versuchte er, mich durch den Zaun zu tätscheln. Aber nicht mit mir. Für derlei Vertraulichkeiten waren wir noch nicht bekannt genug. Ich kehrte zurück zu meiner Mini-Herde, um die Bio-Kräuter-Leckerlies brüderlich zu teilen.
Herrchen beobachtete das. "Na guck, wenigstens unter den Pferden gibt es noch so etwas wie Teamgeist", sinnierte er, während seine Angetraute mit Knotenhalfter und Führleine zurückkehrte. Schnaufend fragte sie "Und? Hat er sich mal herbewegt? HAAH, die LECKERLIES SIND WEG! WO SIND DIE DENN?"
Herrchen müsste eigentlich taub sein, wenn sie immer in dieser Tonlage mit ihm spricht, dachte ich. Und danke für die Leckerlies, sie schmecken wirklich sehr gut!
Das sagte ich aber nicht laut, denn sonst denkt Frauchen noch, ich wäre ein freches, ungezogenes Shetty. Und das bin ich ja nicht, ne?
Ohne Leckerlies, aber mit schnellen Schritten und dem Halfter kletterte Madame nun über den Zaun und näherte sich Bolle. Sofort bekam ihre Stimme wieder dieses schrille Timbre. "Bollebollebolle kommkommkomm!" flötete sie diesmal etwas leiser.
"Auf mein Kommando reisst du den Kopf hoch und rennst ans andere Ende der Koppel, Bolle!" wisperte ich ihm zu. Er nickte unmerklich.
Ich wartete, bis die Dame auf gut einen Meter an ihm dran war und dann wieherte ich mein hellstes Shetty-Alarm-Wiehern. "LAUF BOLLE LAUF!"
Romi rannte aus Sympathie mit ihm mit, aufgestellten Schweifes und mit hoher Nase. Ein herrliches Bild, eigentlich. Wenn man nicht eines von den beiden Angeberpferden einfangen wollen würde!
Prustend stoppten sie - wie abgemacht - am anderen Ende der Koppel. Frauchen trabte mühsam hinterdrein, ich stand und freute mich. Herrchen sah auch amüsiert aus, derweil.
"Wenn ich es nicht besser wissen müsste, würde ich sagen, das Shetty steckt dahinter", konstatierte er.
Na klar, wer denn sonst? :-)
Und wenn ihr lesen wollt, ob Bolle jemals wieder in den Fängen von Frauchen sein wird, dann schaut mal wieder hier vorbei! Es geht bald spannend weiter!

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