Hiermit schwöre ich noch einmal hochfeierlich meiner ortsansässigen Lieblingsautowerkstatt die Treue, denn das, was nun geschah, wäre meinem Schrauber niemals passiert.
Kapitel III: Unbezahlbar!
Es war sommerlich warm an diesem Dienstagmittag im August. Die Vöglein besangen den sich allmählich ankündigenden Jahreszeitenswechsel, kurzbehoste bzw. -berockte, bestens gelaunte Menschen flanierten zum schräg gegenüber liegenden Mäckes, um sich ein leckeres Eis zu gönnen und Cabriobesitzer fuhren oben offen durch den Kreisverkehr Richtung A 30, um sich einmal richtig den Fahrtwind um die Nase kitzeln zu lassen - oder wie so oft im Stau zu stehen. Dann aber mit Stil und Strohhut und Sonnenbrille.
Ob Fury, mein geliebtes blitzeblaues Auto, und ich jedoch vor Wintereinbruch wieder eine Straße befahren würden, bezweifelte ich langsam. ES IST DOCH NUR EINE VERDAMMTE BATTERIE ZU WECHSELN! Mittlerweile war auch der Auftrag (oh, geliebtes Bürokratenland) dem Drucker entschlüpft, allein es fehlte der zuständige Mechaniker, der wahrscheinlich bei der Mäckesfiliale noch ein zweites Dessert zu sich nahm.
Mein Herr Ritter, der ritterliche, suchte derweil verweifelt in Furys Innerstem nach seiner verlorenen Nuss, es musste ihm ähnlich zumute sein wie dem verzweifelten Gollum, der dem Hobbit Frodo den Ring, seinen Schatz, entlocken oder stehlen will. Ähnlich wie bei Tolkien schien ihm aber Sauron in Gestalt des Geschäftsführers im Nacken zu sitzen! Mordor, äh, mein blauer Fury, wollte aber die einmal eingeheimste Nuss offenbar nicht wieder rausrücken, denn sie blieb dem suchenden Auge nebst Halogentaschenlampe ebenso verschollen wie die versunkene Stadt Atlantis.
Hui! Fröhlich pfeifend betrat der Mechaniker 1, zuständig für Bühne 4, wieder den Ort des Geschehens! Rettung naht, so sehr der Ritterliche sich auch bemühte, helfend zur Hand zu sein, die Anwesenheit des Fachmanns für 3-Schrauben-Batteriesicherung ließ sowas wie einen Funken Hoffnung aufkeimen. Mit einer nicht gelösten Schraube gehen wir schließlich noch lange nicht nach Hause!
Schon schnappte er sich das geduldige Papier mit dem Auftrag, ließ sich grinsend den Schlüssel vom Nussversteck aushändigen und schwupps, stand Fury in den heiligen Hallen des 3buchstabigen Schraubermekkas.
Übrigens hasse ich es, wenn man in meinem Auto den Sitz verstellt. Ich bin nicht so riesengroß und irgendwann habe ich mal die ideale Position des Fahrersitzes gefunden, in der ich schalten, bremsen und gefühlvoll Gas geben kann, ohne mit der Nase auf dem Lenkrad zu hängen. Deshalb fahre ich meinen Fury auch mit Bravour auf jede Hebebühne oder Waschanlage. Diesmal: keine Chance. Dienst nach Vorschrift. Hmpf.
Nach ca. einer Minute saß die Batterie an ihrem Platz und Fury sprang auch freudig wieder an. Sogar besonders melodisch, wie ich mir einbildete. Kein Wunder, bei so einer feinen Batterie mit extra Kaltstartpower und sogar den Polen an den richtigen Positionen. Da gibt es nix mehr zu mucksen!
Mein strahlendes Lächeln ehrlicher Freude über den durchaus positiven, wenn auch teuren Einsatz wurde jedoch jäh unterbrochen vom Mechaniker 2, der sich auf Bühne 3 mit einem zickigen Toyota herumschlagen durfte: "Alles Werkzeug wieder am Platz, Ritter?" Dabei bedachte er das Verkaufstalent mit einem derart grimmigen Blick, dass mir das Blut und Fury die Kühlerflüssigkeit in den Adern gefror. Die NUSS, die dämliche!
Mechaniker 1 nahm dem Ritterlein auch flugs die Halogenleuchte aus der Hand, verrenkte sich akrobatisch in Furys Innerstem, schüttelte den Kopf und schwuppdiwupp war der Blaue auch schon eineinhalb Meter in der Luft. Fachmännisch wurde nun der Unterboden abgeklopft.
Allein ich in meiner Weisheit hielt die Klappe. Dies hier war Männersache und es ging hier auch um mehr als nur eine Schraubennuss. Es ging hier mindestens um einen Kasten Bier, wenn nicht sogar ein Fässchen. Männer unter sich halt.
Klopf klopf-dengeldengel und plötzlich: Da klingt es komisch, da muss sie sein! Unter der Verkleidung ganz vorne am Kühlergrill eine rundliche Verhärtung. Das muss sie sein, die herrliche Nuss!
Etwas lieblos riss Mechaniker 1 nun die Verkleidung herunter, immer gemäß Herstellerangaben, nehme ich an, pflückte die Nuss heraus und übergab sie dem Ritterlein wie ein Kleinod. Dieser wurde tiefrot, übergab das wertvolle Kleinod dem 2. Mechaniker, der es unter gemurmelten Formeln (Wow, Gandalf!) in seinen heiligen Gral bzw. Werkzeugschrank gleiten ließ. Nicht ohne vorher noch ein wenig Schmierfett von der Schale zu putzen. Fury hatte schließlich nicht so richtig saubergemacht.
Der vorwurfsvolle Blick ging an mir vorbei. Ich hatte nun schon meine Kreditkarte in der Hand und wollte diesem Tun und Treiben nun endlich ein Ende bereiten. Zeit ist Geld, Herrschaften!
Nach ein paarmaligem Hin-und Herbuchen wegen der zunächst falschen, dem ortsüblichen Satz zum Entsorgen einer Autobatterie (7,50 €), dem Einbau (17,- €) immerhin inklusive Märchensteuer, der Rückerstattung der Entsorgungsgebühr (7,50€) bei Erwerb einer neuen Batterie und noch ein wenig was für die Kaffeekasse war ich nun um einen Haufen Papier reicher und um einige Euros ärmer. Aber: Hauptsache, Fury springt wieder problemlos an, dann wohl auch im kommenden Winter (Kaltstartpower) und ich habe mal wieder eine Story aus dem echten Leben für meinen Blog, also für euch. Und das ist quasi unbezahlbar! :-)
Es grüßt euch
euer Copinchen (lässt nie wieder fremdschrauben)!
BEYOND GOOD AND EVIL - WELCOME TO MY WORLD! Das Leben ist kein Ponyhof und manchmal bekommt die zweite Maus erst den Käse. Hier bekommt ihr einen kleinen Eindruck meiner Gedanken über alltägliche Dinge, mit denen wir uns herumschlagen müssen, meine Tiere und den Rest der Welt. :-) Ihr könnt mich auf Twitter treffen unter @Copine001!
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