Hallo, liebe Freunde des gepflegten Sommerlandlebens, ich bin's mal wieder, euer Mäxchen! Und es ist wieder so herrlich, schön auf der Weide unter der alten Eiche abzuchillen. Noch besser als sonst, denn ich habe jetzt einen eigenen Funkmast auf der Koppel und meine W-Lan-Verbindung hat sich dadurch glatt um mehrere Hotspots erweitert. Jetzt kann ich sogar aus dem Stall bloggen, was vorher überhaupt nicht möglich war. Willkommen im Jahr 2017, hurraaa!
Zwar wurde uns dafür ein Stückchen von der großen Koppel abgeknapst, aber - wie der Name schon sagt - das ist eine wirklich große Koppel mit soviel Gras drauf, dass Romi und ich alleine das nie alles abfressen konnten. Obwohl dort schon einmal Heu gemacht wurde! Es ist also wirklich eine sehr große Koppel.
Ja, und nun sind ja unsere gehörnten Freunde auch noch dabei, 3 an der Zahl. Die fressen auch ordentlich was weg. Wenn, ja, wenn....
Es waren wieder diese OMG-Momente mit dem Großen Tollpatsch, die das Leben hier auch irgendwie interessanter gestalten. Du lieber Shettygott, was hat DER wieder für ein Theater gemacht!
Es ging um nichts geringeres als die Territorialrechte zwischen Ein- und Paarhufern. Mit anderen Worten: Romi wollte die Kühe nicht mit auf die große Koppel lassen. Schließlich ist das UNSERE sukzessive SEINE Koppel (ich als Beistellpony hab ja grundsätzlich nix zu vermelden außer hier heimlich im Blog).
Die kleine Koppel wurde also geschlossen und das Weidetor für die große Wiese, bequem vom Stall aus zu erreichen, feierlich eröffnet. Romi trippelte schon nervös von einem Huf auf den anderen, beinahe wäre das eine 1 A Piaffe geworden. Wenn das seine Reiterin gesehen hätte! Dann wurde das Tor geöffnet, Romi trabte mit ganz hoch erhobenen Kopf und Schweif los, trompetete einmal kurz wie die Südstaatler im Rezessionskrieg und da ahnte ich schon: Oh oh. Ich glaube, der führt was im Schilde. Und das könnte noch sehr für Gesprächsbedarf sorgen, seitens der Paarhufer und auch unserem etwas narzisstisch angehauchten Arabowestfalen...
Es kam also, wie es kommen musste. (Hier einen richtig dicken Seufzer hinzufügen)
Romi durchtrippelte gekonnt das Weidetor, ließ einen besonders luftintensiven Abschnauber aus seinen bereits geröteten Nüstern, galoppierte einmal komplett am Außenzaun entlang, um dann den langsam hinterherlatschenden Rindviechern entschlossen den Weg abzuschneiden. Das war besagter OMG-Moment, ich wollte hier auf keinen Fall zwischen die Fronten geraten bzw. im Weidetor stehenbleiben, denn hier baute der Große Tollpatsch geradezu eine Drohkulisse auf. Flach angelegte Ohren, dunkelrote Nüstern, gebleckte Zähne und Trommelwirbel mit den Vorderhufen. Das sollte bedeuten: DU KOMMST HIER NICH REIN! UND DU AUCH NICHT!
Ich für meine Wenigkeit beschloss, mich langsam, aber aufmerksam beobachtend und natürlich frisches Gras knabbernd, in den Hintergrund zurück zu ziehen und mich unauffällig zu verhalten. Ein leises Grinsen konnte ich mir allerdings - mit Verlaub - nicht verkneifen. Romi, wie er leibt und lebt und herrscht. Sämtliche römischen Kaiser würden vor Neid blasser werden als der italienische Marmor, mit dem sie ihre Paläste bauen ließen!
Beeindruckt blieben die Kühe zunächst stehen, ihre Hörner bildeten ein großes Fragezeichen zwischen ihren hin und her flappenden Ohren. Auch das Kalb, was mittlerweile eine stattliche Größe erreichte, allerdings kastriert und noch dazu seiner Hörner beraubt wurde, auf dass er uns in einem Anfall von jugendlich-männlichem Leichtsinn nicht aufspießte.
"Ey, Alta, was is los? Lass mich und meine Mudda da mal durch, maan!" blökte der Teenie nörgelig. Romi schüttelte seinen Kopf, dass die feuerrote Mähne nur so wirbelte.
"Deine Mudda stinkt sogar auf Fotos", konterte der Fuchs trocken. Ich staunte Zaunpfähle, so langsam scheint meine Therapie etwas bei ihm zu bewirken! Das war bemerkenswert schlagfertig für so ein Warmblut.
Besagte Mutter, deren Ausscheidungen zuweilen wirklich etwas blümerant rochen, hatte nun keinen Bock mehr auf den Kindergarten. Sie scharrte mit ihren zweizehigen Füßen und senkte den Kopf, auf dass ihre wirklich langen Hörner auch ja gut zur Geltung kämen. Leider machte sie dabei die Rechnung ohne den Wirt, in diesem Fall Romi, der just in dem Moment sowas von senkrecht in die Luft stieg, dass die kleinere, eher schüchterne Resi den eiligen Rückzug vorzog und in den Stall wetzte. Dabei rempelte sie versehentlich ihre Artgenossen an, die daraufhin ebenfalls das Heil in der Flucht suchten, nur halt nach vorne! Wie die geölten Blitzen rammten sie den Pfahl mit dem Weidetor um, sprangen mehr oder minder elegant über die Fragmente desselben und wetzten keuchend an dem Fuchs vorbei.
Ich wollte, ich hätte ein Foto davon machen können, aber diese verdammten Touchscreens reagieren nur sehr schlecht auf Shettyhüfchen. Es war jedenfalls ein Bild für die Götter, wie der verdutzte Große Tollpatsch vor den Trümmern des Weidetors weiterstieg und stieg, um dann zu realisieren, dass die Rindviecher sich längst am anderen Ende der Koppel tummelten. So schnell habe ich Romi noch nicht rennen sehen und wieder einmal machte sich die Angst vor einem Sehnenschaden oder einem verstauchten Fesselgelenk breit. Verfluchter Idiot!
Ich beschloss, nun akiv ins Geschehen einzugreifen, spuckte in die Hüfchen und rannte ebenfalls los, als wäre der leibhaftige Shettydämon hinter mir her. Jetzt hilft nur noch Deeskalation, sonst haben wir gleich die Tierärztin auf dem Hof.
Nur Resi, die etwas simpel gestrickte Gehörnte, steckte neugierig den Kopf wieder aus dem Stall, sah, dass alles sich weiter hinten im Grünen tummelte und latschte gemächlich zum Ort des Geschehens...
Romi brachte nun seinen neu entdeckten Cow-Sense ins Spiel und versuchte, mittels Westernpferde-Skills die Herde wieder zurück in den Stall zu treiben. Raus aus meiner Prärie! Das sind MEINE Weidegründe und ihr dämlichen Büffel habt hier NIX ZU SUCHEN! brüllte er in einer Tour. Wo er das wohl wieder her hat? Geht der Bursche etwa heimlich in mein Internet und guckt "1000 Meilen Staub" oder "Bonanza"?
Nach sage und schreibe zweieinhalb Stunden harter Galopparbeit mit etlichen Spins, Sliding Stops (OMG, DIE SEHNEN!) und vielen bösen Blicken und Schnauben hatter er die 3 Rindviecher immerhin so müde gemacht, dass sie sich freiwillig in den gemütlichen Stall zurückzogen. Ok, vielleicht bin ich daran auch nicht ganz unschuldig, denn ich habe ihnen versprochen, dass sie, wenn Romi wieder Training hat, die schöne Weide ganz für sich hätten! Das fanden sie toll und zogen schließlich ab. Dafür musste ich mich nicht mal besonders anstrengen, aber ich habe zugegebnermaßen schon erst ein wenig mit Romi "Cowboy und Indianer" gespielt. Hihi! Das macht ja richtig Spaß!
Später kam die Reiterin von Romi und wunderte sich gar sehr, dass er so müde und träge beim Training war, dass er kaum noch zu einer Runde Galopp zu überreden war....;-)
Aber die Rindviecher hatten - wie versprochen - für eine gute Stunde die Koppel für sich ganz alleine. Diplomatie kann ich!
Es grüßt euch
euer immer noch etwas erschöpftes
Mäxchen! (Deeskalationstrainer im Pferdesport)
BEYOND GOOD AND EVIL - WELCOME TO MY WORLD! Das Leben ist kein Ponyhof und manchmal bekommt die zweite Maus erst den Käse. Hier bekommt ihr einen kleinen Eindruck meiner Gedanken über alltägliche Dinge, mit denen wir uns herumschlagen müssen, meine Tiere und den Rest der Welt. :-) Ihr könnt mich auf Twitter treffen unter @Copine001!
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