Die "kurzen" Wintertage mit dem künstlichen Licht ab 16:00 Uhr liegen erstmal hinter uns.
Draußen atmet die Natur spürbar auf: Das Schlimmste ist doch wohl hoffentlich vorbei!
Die Singvögel tun ihre Begeisterung mit lautem Piepsen, Tschilpen und Pfeifen kund. Erste Bäume schicken sich an zu erblühen, die Schneeglöckchen mit ihrem schlichten Weiss verabschieden das Grau des sich dahin trollenden Winters. Bald schon werden die bunten Krokusse sie ablösen, mit dem leuchtenden Gelb der Narzissen und Osterglocken konkurrieren.
Auf den Äckern und Feldern gibt es jetzt auch schon viel zu tun: Nach dem Aufpflügen der ehemals steinhart gefrorenen Erdkrume freuen sich die "Touristen", also Zugvögel wie Graugänse und ihre Weggefährten über frische Nahrung aus der Tiefe des Bodens auf der langen Reise zurück in ihre Sommerquartiere. So ein herrlicher Anblick!
Aber nun lassen wir mal die Dichter zu dem Thema zu Wort kommen, die diese besondere Stimmung noch besser zum Ausdruck bringen können!
Los geht's:
Schneeglöckchen
's war doch wie ein leises Singen
In dem Garten heute Nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
»Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht.« -
's war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt' die stillen Glöcklein sacht,
Dass sie alle tönen müssen
Von der künft'gen bunten Pracht.
Ach, sie konnten's nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
In dem Garten heute Nacht,
Wie wenn laue Lüfte gingen:
»Süße Glöcklein, nun erwacht,
Denn die warme Zeit wir bringen,
Eh's noch jemand hat gedacht.« -
's war kein Singen, 's war ein Küssen,
Rührt' die stillen Glöcklein sacht,
Dass sie alle tönen müssen
Von der künft'gen bunten Pracht.
Ach, sie konnten's nicht erwarten,
Aber weiß vom letzten Schnee
War noch immer Feld und Garten,
Und sie sanken um vor Weh.
So schon manche Dichter streckten
Sangesmüde sich hinab,
Und der Frühling, den sie weckten,
Rauschet über ihrem Grab.
Joseph von Eichendorff
(1839)
(1839)
Frühlingsbotschaft
Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald:Lasset uns singen,
Tanzen und springen!
Frühling, Frühling wird es nun bald.
Kuckuck, Kuckuck lässt nicht sein Schrei'n:
Kommt in die Felder,
Wiesen und Wälder!
Frühling, Frühling, stelle dich ein!
Kuckuck, Kuckuck, trefflicher Held!
Was du gesungen,
Ist dir gelungen:
Winter, Winter räumet das Feld.
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(ca. 1827)
(ca. 1827)
Frühlings Ankunft
Grüner Schimmer spielet wiederDrüben über Wies' und Feld.
Frohe Hoffnung senkt sich nieder
Auf die stumme trübe Welt.
Ja, nach langen Winterleiden
Kehrt der Frühling uns zurück,
Will die Welt in Freude kleiden,
Will uns bringen neues Glück.
Seht, ein Schmetterling als Bote
Zieht einher in Frühlingstracht,
Meldet uns, dass alles Tote
Nun zum Leben auferwacht.
Nur die Veilchen schüchtern wagen
Aufzuschau'n zum Sonnenschein;
Ist es doch, als ob sie fragen:
»Sollt' es denn schon Frühling sein?«
Seht, wie sich die Lerchen schwingen
In das blaue Himmelszelt!
Wie sie schwirren, wie sie singen
Über uns herab ins Feld!
Alles Leid entflieht auf Erden
Vor des Frühlings Freud' und Lust –
Nun, so soll's auch Frühling werden,
Frühling auch in unsrer Brust!
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
(ca. 1827)
(ca. 1827)
Frühling
Nun ist er endlich kommen dochIn grünem Knospenschuh;
»Er kam, er kam ja immer noch«,
Die Bäume nicken sich's zu.
Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuss auf Schuss;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muss.
Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: »Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.«
O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh':
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag's auch du.
Theodor Fontane
(1851)
(1851)
Liebe Grüße und geniesst den Vorfrühling!
Euer heute etwas lyrisch angehauchtes
Copinchen! :-)
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