Zum Glück steht der Fuchs im Offenstall, in der sog. Mehrzweck-WG mit seinem Shetty Mäxchen und den 3 Rindviechern. Die schauen oft fasziniert beim Training zu, ich hab manchmal den Eindruck, sie würden vielleicht sogar mitmachen wollen. Lotti, die anfangs etwas introvertierte Mutterkuh, lässt sich mittlerweile auch von mir anfassen und sogar ein Halfter anlegen - und wieder abnehmen. Das war vor einem halben Jahr noch schier undenkbar, sie hatte noch ein altes Halfter am Kopf, was auch noch kaputt war, und das konnte ich mit ein bißchen Cow-Sense und ein paar Kilo Möhren (jeweils verabreicht mit Anfassen-dürfen an der Nase, später auch am Kopf und Hals) erfolgreich entfernen. Seitdem ist das Eis gebrochen und Lotti ist geradezu zutraulich und kommt auch angerannt, wenn Romi und Mäxi ihre Belohnungsmöhrchen bekommen. Die 1-kg-Tüte reicht also so langsam gar nicht mehr aus!
Aber ich schweife ab: Es geht hier ja vorwiegend um den Großen Tollpatsch.
Eine kleine Bestandsaufnahme von gestern:
- Seine Beine sind alle ok, die Vorderbeine mit den betroffenen Sehnen klar und kalt.
- Hufe sind im hervorragenden Zustand, er läuft barhuf und neigt nicht zu brüchigen Hufwänden, Hornsäulen oder Strahlfäule.
- Ernährungstechnisch ist er im grünen Bereich, obwohl er gerne am Heu rummäkelt und Gras ist ja noch nicht verfügbar., Kraftfutter gibt es nur an den Tagen, wo er auch gearbeitet wird. Also in letzter Zeit nicht allzu oft.
- Die Muskulatur von Hinterhand, Rücken, Bauch und Hals hat mittlerweile ziemlich Luft nach oben. Da muss dringend wieder etwas getan werden!
- Er trägt natürlich noch dichtes Winterfell, war während der Frostperiode zusätzlich eingedeckt. Sonst neigt sein etwas langer Rücken zu Verspannungen, die schmerzhaft erfühlbar sind. Seine Decke hielt ihn trocken und warm, so dass es in diesem Winter dort kaum zu Problemen kam.
- Psychisch ist er zur Zeit ausgeglichen. Das ist aber nicht immer so, denn 2 Herzen wohnen, ach! in seiner Brust: Einmal der temperamentvolle, manchmal etwas durchgeknallte Araber mütterlicherseits, einmal der arbeitsame, treue Westfale väterlicherseits, der immer alles richtig machen will. Anfang Januar hatte er noch 2 Wochen lang ein Silvestertrauma, wobei er mich auch einmal richtig abgeworfen hat, weil irgendwo etwas im Wind flatterte und knatterte. Momentan ist er nervlich aber fast wieder die Ruhe selbst, was sehr hilfreich ist. 👍👍👍
Jetzt geht es weiter mit der Aufwärm-Trabphase: Auch erstmal lang und möglichst tief, was nicht immer der Fall ist. Romi ist ein neugieriger Bursche und tatsächlich mag er immer noch seine Herde bewachen, die vorsorglich erstmal im Stall eingesperrt bleibt, solange das Training dauert. Ist besser so, wie die Erfahrung zeigt.
Im Trab wird der Zügel etwas verkürzt, die Variationen im Tempo eingebaut und auch immer wieder ein Übergang zum Schritt mit möglichst wenig Hand. Hier liegt der Schlüssel für eine erfolgreiche Trainingseinheit. Das Antraben immer wieder energisch zu Anfang, später muss man schon wieder verwahrend einwirken, wenn der "Motor auf Betriebstemperatur" ist. Er soll mit den Hinterbeinen zuerst antreten und antraben.
Seine Lieblingsgangart Galopp kann man nach einigen dieser Übergänge gerne mit einfließen lassen. Da freut er sich, der Fuchs, und sein Schweifbarometer wird gehisst wie eine Fahne. Erstmal ordentlich durchspringen lassen und: Galoppsprünge mitzählen! Auf beiden Händen mindestens 120 Galoppsprünge im Arbeitstempo fordern, danach eine kurze Entspannungspause.
Auch wenn Romi muskeltechnisch gerade ein dünnes Hemdchen trägt: Konditionell ist er nicht unbedingt so hintendran. Er schwitzt vorne nur geringfügig, aber nach dem Reiten entdecke ich die "guten" Schweissflecken an den Pobäckchen. Das liegt daran, dass er sich bei jedem Angaloppieren etwas mehr auf die Hinterhand setzt. Den Effekt kann man gut nutzen und Romi hat einen Heidenspaß daran, aus dem Schritt anzugaloppieren. Der Übergang zurück zum Schritt gelingt auch meist überraschend gut mit einer leisen Stimmhilfe und der halben Parade. Das sitzt also und darauf kann man bald wieder aufbauen.
Was aktuell noch nicht so gut klappt, ist Schulterherein und Seitengänge. Das blockt er noch charmant ab, dafür fehlt ihm wohl noch ein wenig die Muskulatur. Hier werde ich demnächst vor dem Reiten ein wenig mehr mit Bodenarbeit versuchen, das zu verbessern. Ich werde berichten!
Die Arbeitsphase ist auch noch kurz zu halten, damit Romi den Spaß an der Sache behält. Also: Lange Aufwärmphase mit allen 3 Grundgangarten, spielen mit Tempi und Übergängen, noch nicht allzu sehr fordernd, damit er nicht "zumacht". Kurz gehaltene Arbeitsphase mit Ansätzen im Schritt und Trab zu Schulterherein, Volten, viel Biegearbeit um Pylonen herum und auf dem Zirkel. Das bleibt also ausbaufähig.
Zufrieden trotten wir danach im Schritt den Wirtschaftsweg entlang, der wieder aufgetaut und rutschfrei ist, und ein Stück am Feld entlang. Danach freuen sich alle über die orangefarbene Belohnung, egal ob Einhufer oder Paarhufer. Die haben sich ja für das Warten im Stall schließlich auch eine Prämie verdient, oder? ;-)
Bis zum nächsten Mal & liebe Grüße
euer Copinchen!
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