Huhu, ich bin's mal wieder, eure bezaubernde Jeannie! Leider kann ich euch erst jetzt die Fortsetzung des Advents-Adventures liefern, ich hoffe, das ist nicht allzu schlimm. Deshalb ist das jetzt auch das AAA - das After-Adents-Adventure. Dafür geht es jetzt aber auch wirklich weiter!
Und zwar wie folgt:
Der Einohrige musterte uns immer noch eindringlich, während eine dreifarbige Dame hastig zum Futternapf, der in einer Ecke stand, sprang und ebenso hastig dessen Inhalt in sich reinfutterte. Sie hatte wohl Angst, wir fressen ihr was weg, aber davon waren wir meilenweit entfernt. Schließlich hatte uns das Zweibeiner-Fressen überhaupt in diese Lage gebracht, aber das konnte sie ja nicht wissen. Nun füllte ihr Knuspern und Mampfen den Raum aus, während eine langhaarige, cremefarbene Schöne sie mit ihren blauen Augen missbilligend musterte.
"Rani, hast du Angst, dass eine Hungersnot ausbricht? Wo bleiben deine Manieren? Contenance, s' il vous plait!" rümpfte sie ihr etwas kurz geratenes Näschen. Sie saß, nein, thronte auf einem roten Kissen ziemlich weit oben im Kratzbaum, so dass sie den ganzen Raum überblicken konnte. Und wahrscheinlich die Gouvernante von dieser bunten Truppe mimte.
"Mimi, misch dich nicht immer in Dinge ein, die dich nix angehen. Du und dein vornehmes Getue immer! Ich fresse, weil ich Hunger habe, ok?" entgegnete die Gescholtene.
"Ach Rani, ruiniere dir nur deine Figur. Gerade bei deiner Farbgebung und Zeichnung wirken Katzen gerne mal fett! Und welcher Zweibeiner möchte schon eine fette Katze adoptieren? Also, ich kenne nur welche, die auf Modelmaße stehen. So wie bei mir halt." Mit diesen Worten erhob sich Mimi langsam, streckte die Vorderbeine aus, reckte sich und gähnte einmal herzhaft, machte einen Buckel und streckte dann - elegant wie eine Ballerina im TüTü, einmal das linke und dann das rechte Hinterbein nach hinten raus. Dann sprang sie leichtfüßig die Katzentreppe hinunter, begab sich zum Wassernapf und süppelte ein wenig daraus. Mit einem Tempo, das wir der puscheligen Mimi niemals zugetraut hätten, sprang sie wieder auf ihre Aussichtsplattform und begann, sich ausgiebig das Gesichtchen zu putzen. Nach dieser Prozedur schniefte sie einmal Luft durch ihre kurze Nase, blinzelte uns an und näselte: "SO speist eine Dame zu Mittag. Und nun excuzes moi, ich halte jetzt mein Schönheitsschläfchen. Was ich jedem hier im Raum ebenfalls empfehlen würde, incidemment. Au revoir, meine Lieben!"
Und schon schlüpfte die Dame des Hauses in eine der Katzenhöhlen auf dem Kratzbaum. Man hörte noch ein kurzes, atemloses Schnurren und dann ein leises Schnarchen aus der Höhle.
Mein Bruder und ich schauten uns an. Wo waren wir denn hier gelandet?
Übrigens schien diese kleine Conversation meinen Bruder ein wenig auf die Sprünge geholfen zu haben. Er war längst unter meinem Hinterbein wieder hervorgekommen und saß neben mir. Äußerst interessiert betrachtete er nun Rani, die ihre Mahlzeit noch nicht beendet hatte. Anscheinend gefiel ihm ihre interessante, dreifarbige Fellzeichnung. Vorsichtig, aber dennoch neugierig schob er seine kleine schwarze Nase in Richtung Futternapf und schnupperte.
"Man nennt sie übrigens 'Glückskatzen' ", warf der einohrige Zausel, der dem Gespräch ebenso amüsiert gelauscht hatte wie die anderen Katzen im Raum, ein.
"Ich KANNS nicht mehr HÖREN!" rief Rani mit vollem Mäulchen. "Bisher hatte ich nicht besonders viel Glück, findest du nicht?!"
"Sei nicht so negativ. Glückskatzen sind niemals negativ. Du hast ein Dach über dem Kopf und was zu fressen. Viel zu fressen. Es könnte schlimmer sein!"
Er neigte seinen Riesenkaterkopf hinunter zu uns und raunte leise: "Wisst ihr, manche Katzen wissen einfach nicht zu schätzen, was es bedeutet, immer eine kleine Leckerei vorzufinden. Die Zweibeiner sind nicht so schlecht, wie Rani immer behauptet. Sonst gäbe es dieses Tierheim doch gar nicht, oder?"
Entsetzt starrte ich auf sein fehlendes Ohr und mir dämmerte nun endlich, wo wir gelandet waren.
Im Tierheim!
Na bravo.
Da, wo die armen Tiere manchmal monatelang auf ein neues Zuhause warteten, weil sie aus ihrem alten Zuhause plötzlich rausgeworfen wurden oder wegen schlechter Behandlung selber weggelaufen waren. Mama hatte uns auch von diesem Ort erzählt. Das schlimmste in ihrer Schilderung war allerdings das ständige Eingesperrtsein und Besichtigtwerden durch die gläserne Tür zum Katzenzimmer. Wahrlich ein schrecklicher Gedanke, der mir einen eisigen Schauer über den Rücken jagte. Ab sofort wünschte ich mir, unsichtbar zu sein.
Der Einohrige schien meine Gedanken lesen zu können, oder mein Gesichtsausdruck hatte ihm verraten, was gerade in mir vorging. Plötzlich legte er sich vor uns nieder, schnurrte bedächtig durch seine 3 verbliebenen Barthaare und blinzelte uns versöhnlich an. Es hätte nur noch gefehlt, dass er sich eine Tabakpfeife angezündet hätte.
Vertraulich streckte er uns eine seiner gewaltigen Vorderpfoten entgegen.
"Ihr seid in Sicherheit und das ist das Wichtigste", brummte er mir ins Ohr. "Ich schätze diesen Ort nur aus dem Grund, weil die wirklich schlimmen Zweibeiner nicht hier sind, sondern draußen. Aber dafür sind sie draußen öfter anzutreffen. Ihr müsst verstehen, die Leute hier wollen euch nichts Böses, die wollen, dass es euch gut geht und ...und... und dass ihr Beiden ein schönes neues Zuhause findet bei Zweibeinern, die euch lieb haben und mit euch spielen und euch immer das beste Futter servieren. Die sich freuen, nur weil ihr bei ihnen seid. Und dafür tun die hier eine ganze Menge!"
Ich schaute ihn an, mein Bruder schaute ihn an. Ein Leben ohne Freiheit soll toll sein? Einfach nur leben, um Zweibeiner zu bespaßen? War das sein Ernst? Ich hätte ihn für schlauer gehalten, ehrlich gesagt.
"Ihr zweifelt, ne? Ihr seht mich und meine Gestalt und denkt euch, der alte Rufus ist total übergeschnappt. Aber hey, ich hatte mal ein tolles Zuhause bei einem älteren Zweibeiner. Ich bin den ganzen Tag und die halbe Nacht draußen herumgestrolcht und wenn ich abends hereinkam, war mein Napf frisch gefüllt mit dem Besten vom Besten. Danach wurde ich eine halbe Stunde gekrault oder auch eine ganze und dann wurde die Tür wieder für mich aufgemacht und ich ging raus oder nicht. Ach, das "Tür auf-Tür zu" Spiel kennt ihr ja noch gar nicht? Es ist köstlich, ein Heidenspaß für jede Miezekatze!"
Er lachte laut auf bei der Erinnerung an diese Schelmereien, die ich ihm durchaus zutraute. Und lächelte ein ganz klein wenig.
Rufus - endlich erfuhren wir also auch seinen Namen - kriegte sich gerade gar nicht mehr ein vor Lachen. Es dröhnte durch den ganzen Raum, bis es von einem kleinen Stimmchen aus der unteren Kratzbaumetage unterbrochen wurde: "PSSSSSST! Leise! Sonst wacht Mimi wieder auf und hält uns wieder Vorträge!"
Ein kleiner roter Kater hatte sein Köpfchen aus einer der Höhlen gesteckt und uns darauf aufmerksam gemacht, dass es wirklich besser wäre, Mimi weiter schlafen zu lassen. Weil alle anderen betreten schwiegen und mit dem Kopf nickten, schien das wirklich das Beste zu sein.
Und ob Rufus Lachanfall die Prinzessin nun wirklich aus dem Schlaf gerissen hat, wie mein Bruder auf die hübsche, aber etwas mollige Rani reagiert und wie die Geschichte weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Teil. Coming soon!
Es grüßt euch
eure bezaubernde Jeannie!
Niemand süppelt so elegant sein Wasser wie Prinzessin Mimi, die Perserdame! ;-) |
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