Sonntag, 22. Juli 2018

Mäxchen bloggt ein Sommerspecial: Der freut sich wie Bolle!

Tja, liebe Freunde des gepflegten Überraschungsausflugs, so ist das nun mal im Leben. In einem Moment ist die Welt noch einigermaßen in Ordnung und im nächsten...;-)
.. und so geht die Geschichte weiter:

Leise, ganz leise, damit Bolle nicht auf uns aufmerksam wurde (der Ahnungslose spielte immer noch mit seinem Birkenknabberast), stupste ich den Großen Tollpatsch an: "Sollen wir es ihm schonend beibringen oder warten wir einfach ab?"
"Nicht jetzt, Mäxchen", antwortete Romi ebenso leise. "Später, im Stall, wenn wir unter uns sind", fügte er mit einem Blick auf die gespitzten Ohren der Stute Rosi hinzu. Rosi war das Informationsmedium in unserer Weidegemeinschaft: Aktueller als eine Onlinezeitung, dramatischer als ein Spielberg-Film und schneller als ein Gepard im Beuteanflug. Rosi eben. Und die hatte wohl Wind von der Neuigkeit bekommen. Warum können Zweibeiner nicht EINMAL unauffälliger agieren!
"HUHUUUU!" schallte es  bereits von der Nachbarweide herüber und Rosi kam betont lässig zum Zaun galoppiert. "Alles gut bei euch Jungs?"
"Jaja, Rosi, alles bestens, bei euch Mädels?" entgegnete ich ebenso lässig.
"HABT IHR SCHON GEHÖÖÖRT?"zwitscherte Rosi aufgeregt."DIE RONJA HAT BEIM TURNIER DEN VORLETZTEN GEMACHT!" Rosi schüttelte sich vor Lachen und wieherte albern. "Den VORLETZTEN! Dabei tut sie immer so gebildet, aber nichtmal eine A-Dressur vernünftig hinkriegen. HIHIHIHIIIHIHI!"
"Ah, äh, naja. Man kann ja nicht immer gewinnen, ne?" zwinkerte ich der eigentlich hübschen Schimmelstute zu. Wenn sie nicht so geschwätzig wäre, wäre sie eigentlich auch eine Julia für Romi. ;-)
Der hingegen war nicht gerade in Flirtlaune, nicht mal zum Tratsch am Koppelzaun aufgelegt. Um nicht am Gespräch teilnehmen zu müssen, tat er so, als hätte er ein leckeres Grasbüschel gefunden und schnoberte über den Boden.
"DU ROOOMIIIII?" flötete Rosi. Sie jedenfalls wäre nicht uninteressiert an einer kleinen Romanze.
"Was meinst du, welche Farbe würde am besten zu meinen Augen passen? Meine Zweibeinerin will mir ein neues Halfter kaufen. Pink? Lindgrün? Oder besser ein Gestreiftes?" Sie klimperte mit ihren wirklich üppigen Wimpern.
Romi brachte nur ein staubtrockenes - was ja kein Wunder war, denn das Gras wuchs noch nicht so recht - "Blau. Nimm einfach blau" hervor. Aufs Flirten verstand er sich prächtig. Aber wer soll es ihm verdenken, an solche Banalitäten zu denken, wenn sein zweitbester Freund Bolle soeben in Gefahr geraten war?
"BLAU IST ABER DOCH EHER WAS FÜR ALTGEWORDENE SPRINGTUSSIS, FINDEST DU NICHT? ICH BRAUCH WAS HIPPES, FRISCHES FÜR MEINEN SPIRIT!"
"Dann geh doch zu NETTO" knirschte Romi. Er, der selber eitel ist bis in die Schweifspitze, hatte dafür nun gerade so gar keinen Sinn. "Komm, Mäxchen. Wir müssen etwas besprechen." murmelte er mir zu und Seite an Seite schritten wir auf Bolle zu, ans andere Ende der Koppel.
"BIS SPÄTER MAAAL, JUNGS! GRÜSST DEN DICKEN BOLLE VON MIIIIR!" rief Rosi hinter uns her. Sie war anscheinend ein bißchen traurig, dass ihre Neuigkeit bei uns nicht auf Begeisterung gestoßen ist, und ihr neues Halfter wohl auch nicht wirklich.
"Bolle, wir sind doch gute Freunde, ne?" eröffnete Romi das Gespräch. Bolle blickte auf, ließ Birkenast Birkenast sein und schluckte. Gespräche, die so eröffnet werden, haben meistens keinen besonders erfreulichen Inhalt.
"Ja, Romi. Bis in den Tod. Wir drei. Romi, Mäxchen und Bolle."
"So nämlich. Wir wollen dir was berichten, was wir eben von deinen Leuten mitbekommen haben. Du musst tapfer sein. Ganz tapfer."
Nur wer Bolle gut kannte, konnte erkennen, wie seine Ohrenspitzen zu zittern begonnen hatten.Verdattert suchte er nach Worten.
"Ist sich einer von ihnen kraank? Oder beide? Lassen sich scheiden und können nicht sich einigen, wer bekoomt Bolle? Oder .. oder soll ich mit ihr zu Tunier? Oh njet, das ist sich gaanz bestimmt, ein Turnier...!"
Bolle stand das Wasser in den Augen und sein Hals begann zu schwitzen. Seine Ohren zitterten nun komplett. Ein Turnier war sein absoluter Horror. Er zeigte sich nicht gern vor vielen Leuten und Pferden.
"Nein, so beruhige dich doch", versuchte ich es ganz vorsichtig. "Es ist .. äh.. etwas völlig anderes und vielleicht wird es sogar ganz lustig."
"GANZ LUSTIG?" Rosi von Gegenüber hatte ihre Ohren überall. "WAS IST GANZ LUSTIG?"
"Oh nein, nicht dass die das jetzt mitbekommt. Los, ab hinter den Baum dahinten, Jungs!"
Im Galopp stoben wir davon, hinter der alten Erle war es windgeschützt, da konnte Rosi lauschen, wie sie wollte.
Und Romi ließ die Katze aus dem Sack, kurz und unvermittelt: "Bolle, du fährst mit deinen Leuten demnächst in den Strandurlaub. Kein Turnier, keine Scheidung, keine Krankheit. Es ist halt nur... Strandurlaub."
Bolle erbleichte unter seinem braunen Fell im Gesicht und seine langen Ohren zitterten nicht mehr, sie hingen jetzt seitwärts hinunter. "Stranduuurlaub" wiederholte er tonlos. "Mit Chäf und Chääfien."
Romi und ich nickten langsam.
"Uund ohne oich."
Wir sahen uns an und nickten wieder.
"Laasst micch allain. Icch muuss denken nach." sagte Bolle mit Grabesstimme. Der freute sich ja nun nicht gerade wie Bolle. Was man aber auch guut kann verstähen.

Wie es weitergeht, erfahrt ihr in der nächsten Folge. Wird Bolle jetzt durchdrehen? Wird Chääfien durchdrehen? Wird Chääf durchdrehen? Es bleibt spannend! ;-)

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