Dienstag, 25. Juli 2017

Tollpatsch-Training: Feuchtgebiete!

Es regnet und regnet und regnet diese Woche. Und bekanntlich haben wir nur einen kleinen Außenreitplatz zur Verfügung. Das ist nicht gerade toll, wenn der Sommer größtenteils ins Wasser fällt. Aber deshalb komplett aufs Reiten verzichten? Pustekuchen! Ok, ich will ehrlich sein, einen Moment lang dachte ich ans Kneifen, als der Regen heute morgen und mittags so richtig derbe herniederplätscherte. Aber als es am Nachmittag dann wenigstens ein paar Regenunterbrechungen gab, und immerhin trage ich ja einen Helm, einen recht neuen sogar, da gab es kein Halten mehr. Ab ins Auto, ab zu Romi und Mäxchen, die Möhren waren ja vorsorglich schon eingekauft und sollen die etwa schlecht werden? Natürlich nicht!
Die Wolkendecke wurde tatsächlich immer mal wieder etwas weniger dicht und dunkel und das musste ausgenutzt werden. Es regnet tatsächlich seit fast 3 Tagen ohne Unterlass, aber die Gunst der Stunde galt es zu ergreifen.
Ok, während des Putzens waren wieder alle Schleusen geöffnet und so kam Romi zu einer besonders gründlichen Inventur mitsamt Faszienlockerungsgriffen und einer Massage des Beruhigungspunktes am Ohr zum Kopfsenken. Und der zeigte sogar Wirkung, weil der Fuchs tatsächlich recht aufgeregt in den Stall kam und etwas Deeskalation dringend nötig hatte. Wahrscheinlich weil Resi, die Gehörnte, eine Lücke im Zaun ausgenutzt und rüber zu den Pferden ging und zurück, wie es ihr gerade gefiel. Die kann schließlich nicht machen was sie will, diese kleine braune Paarhuferin. Das wäre ja noch schöner!
Mit diesem Griff ans Ohr schaffte ich sogar die Voraussetzung für das Reiten mit dem Sidepull, das ich neulich aus einer Schmuddelecke, wie sie sich in beinahe jeder Sattelkammer befindet, befreit, gesäubert und ausprobiert hatte. Das Sidepull ist gebisslos, beinahe ein Halfter mit Zügeln dran, dick gepolstert am Nasenrücken und bisher das Beste an Zäumungen, de ich jemals an Romi getestet habe. Das Bitless Bridle war schon super, aber leider fing Romi nach einer guten halben Stunde mit dem Kopf zu schütteln an. Grund: Die gekreuzten Riemen finden mit dem Schwitzen wohl an zu scheuern am Kiefer, und der Fuchs ist soo ein Sensibelchen, der macht dann einfach nicht mehr weiter. Muss er ja auch nicht.
Ein unrühmliches Experiment neulich war die Schenkeltrense, ein einfach gebrochenes Gebiss mit langen Aufzügen seitlich, was ich ebenfalls in der Schmuddelecke fand. Es spart womöglich die Benutzung eines Reithalfters, weil die Aufzüge dazu dienen, das Gebiss am Platz zu halten, damit es nicht bei geöffnetem Maul einfach durch das Pferdemaul flutscht. Das fehlende Reithalfter nutzte Romi sofort aus, streckte seine Zunge über das Gebiss und übernahm kurzerhand die Kontrolle. Schließlich flappte die Zunge auch wieder seitlich aus dem Maul raus, Anlehung komplett futsch und ruckzuck das gewohnte Olivenkopfgebiss mit dem mexikanischen Reithalfter wieder aufgeschnallt. Und mich tagelang geärgert über das Experiment. So ein Mist, was habe ich mir da eingebildet?
Erstmal wieder gut Wetter machen mit Vorwärts-Abwärts am langen Zügel mit der gewohnten Trense und dann fiel mir das Sidepull in die Hände. Einen ruhigen Tag erwischt, Romi damit geritten und strahlend wieder abgestiegen. Klasse! Ich liebe gebissloses Reiten, es hilft sehr dabei, die Haltung des Reiters und die genaue Umsetzung der Gewichtshilfen zu trainieren und Romi dankt es, indem er trotzdem auf dem nichtvorhandenen Gebiss kaut und sehr aktiv mit der Hinterhand wird. :-)
Aber zurück zum eigentlichen Thema: Wieder hört es beinahe auf zu regnen, jetzt schnell Sattel und Sidepull ans Pferd, Helm auf und ab auf den Reitplatz. Oh oh, der Dauerregen hat ihn zu einem Drittel in eine Seenlandschaft verwandelt! Und Romi ist doch eher wasserscheu! Wenn der schon durch eine Pfütze soll, versucht er, irgendwie daran vorbeizutänzeln!
Und jetzt ist am unteren Teil des Reitplatzes Land unter. Nun, man könnte jetzt einfach auf dem oberen Teil bleiben und den Naturwassergraben einfach weglassen. Aber nein, nicht heute! Heute geben wir uns das ganze Regenwasserprogramm. Natürlich nicht mit einem Ruck, sondern mit Geduld und ja, auch ein-zwei Leckerlies! Das Sidepull ist auch hier ein Vorteil, Romi kann damit mampfen, ohne sich zu verschlucken. Ist ja schließlich ein Großer Tollpatsch! ;-)
Vorsichtig, ganz vorsichtig nähert er sich der Wasserlache, er kann ja nicht erkennen, wie tief es ist. Huuuch! Ist das NASS! Er zögert, ich lenke ihn ganz am Rand, wo er noch Boden erkennen kann. Tapfer watet er durch die Matsche, was ich belohne und dann dauert es gar nicht lange, und Romi wagt sich sogar ins "Tiefe", dort, wo unsere Slalompylonen den Kampf gegen die Wassermassen noch nicht verloren haben. Das klappt auch, wenn auch noch mit Skepsis. Aber befeuert vom Lob am Hals, im Ohr und auch noch mal im Mäulchen wird er mutiger, bis er schließlich über den Teil, der mal der Hufschlag war, stapft und damit den längsten und schwersten Teil des kleinen Teiches überwunden hat. Zwischendurch gab es an Land immer ein wenig Abwechslung mit Volten, Galöppchen als Belohnung für ein gutes Schulterherein (vorsichtig, wegen glitschig) und Übergänge aus und im Trab. Als er 2x durchs "Tiefe watet und nun auch ganz ohne Futterlob nochmal  gehen würde, läute ich den Feierabend ein, denn jetzt wird es nicht mehr zu toppen sein. Zeitgleich zeigt uns Petrus, was er wassertechnisch noch drauf hat, denn kaum steht Romi wohlbehalten im Stall, öffnet der Himmel seine Schleusen und es schüttet wieder bis zum jetzigen Moment, wo ich das eben Erlebte direkt in die Tastatur tippe.
Egal, Romi hat jetzt das kleine Seepferdchen bestanden und das hat einen Riesenspaß gemacht! :-)
Mit regnerischen Grüßen
Euer Copinchen! :-)

P.S.: Romi hatte neulich Geburtstag und ist mittlerweile 15 Jahre alt. Happy birthday!

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