Freitag, 21. Juli 2017

Endlich Urlaub Vol.II: Mit Mann und Maus auf nach Dänemark!

Hmm, ok, der hier erwähnte "Mann" ist 9 Jahre alt und mein Altdeutscher Schäferhund Axel, wenn man so will, und die Maus... ok, der einzige uns begleitende Nager ist dann wohl Meerschweinchen Bommel. Aber Dänemark kann man unangefochten so stehen lassen.

Sollte mein Leben jemals verfilmt werden, so dürfte diese unsere Bahn-Anreise ins Urlaubsparadies eine Extra-Episode verdienen. Es war einfach nur göttlich, wie entgeistert Menschen aus der Wäsche schauen können, wenn wir - quasi die Flodders unter den Bahnreisenden - mit unserer dreischnäuzigen Familienmeute nebst Meerschweinchen-Transportkörbchen ein Zugabteil enterten. Oma mit ihrer Pinki auf dem Arm - wir erinnern uns, Pinkis Mutter war immerhin eine ausgewachsene Dobermannhündin, aber Pinki weigerte sich irgendwie, weiter zu wachsen. Wahrscheinlich, weil sie dann nicht mehr durch die Gegend geschleppt würde. Aber das nur nebenbei. Daneben mein Bruderherz mit Dolly, die vorsichtshalber mit einem Maulkorb ausgestattet wurde. Dolly hatte ja eine sehr unschöne Zeit bei ihren Vorbesitzern, bevor wir sie aus dem Tierheim holten. Nur aus Mitleid übrigens, denn in ihrem damaligen Zustand war sie - gelinde ausgedrückt - keinen Schuss Pulver mehr wert. Oma fand allerdings, dass sie noch eine Chance verdient hätte, auch wenn sie so in unserer leicht chaotischen Familie gelandet war. Aber immerhin war sie mittlerweile vorzeigbar, nicht zuletzt der ungezählten Leckerchen und Extramahlzeiten wegen, die Oma stets für Dolly bereithielt. Dolly dankte es uns, indem sie sich zu einer treuen, wenn auch stellenweise etwas verpeilten Seele entwickelte, die wohl für uns durch jedes Feuer zu gehen bereit gewesen wäre. Übrigens: Auch in den frühen 1980er Jahren konnte man als Mädchen nicht abends alleine im Dunkeln durch die Gegend spazieren, dies ist kein Phänomen der Neuzeit! Aber mit Dolly und auch mit Axel an der Seite war das kein Problem. Jeder Hund für sich war beeindruckend genug, Typen mit schlechten Absichten in die Flucht zu schlagen und zusammen waren wir quasi der Schrecken der Straße. Wenn nicht gar der kompletten Ortschaft irgendwo im Sauerland.
Nun, jene Zugreise über immerhin geschlagene 6einhalb Stunden mit 2- oder 3mal umsteigen war die wohl unlangweiligste Bahnfahrt aller Zeiten. Denn irgendwas war immer los, entweder schimpfte ein Mitreisender völlig ungerechtfertigt über die "Scheiss-Köter" , die im Übrigen bis auf Pinki wohlerzogen unter den Sitzen lagen und eigentlich keinen Anlass zum Schimpfen lieferten, oder Meerschweinchen Bommel fiepte nach Möhrennachschub, was ebenfalls Anlass zum Naserümpfen bot. Nur die anwesenden Kinder fanden Bommel klasse, und ich möchte gar nicht wissen, wieviele gestresste Eltern nach dieser Grenzerfahrung im nächstgelegenen Zoogeschäft am Meerschweinchenkäfig standen, ihre Kinder mit glänzenden Augen im Schlepptau, und erschrocken schauten, wenn sie erfuhren, was ein anständiger Käfig nebst Inventar für so eine "Ratte" kosten sollte.
Die Fahrkartenkontrolleure hingegen lobten unseren Privatzoo sehr, die Tiere seien weitaus angenehmere Reisegäste als so mancher zweibeinige Passagier. Wenn man mal von der zähnefletschenden Pinki auf ihrem Bahnreise-Handtuch absah, die Männer in Uniformen leider auf den Tod nicht ausstehen konnte. Aber darüber lächelte besonders der Schaffner, der bei der Fahrkartenübergabe durch Oma beinahe gebissen wurde, geflissentlich hinweg. Seine Kinder hätten ebenfalls so eine kleine freche Promenadenmischung, die gerne mal jemanden zwicken würde. Er war also Kummer gewohnt und ich glaube, er hätte die Fusshupe seiner Kinder liebend gerne gegen einen unserer beiden Schäferhunde getauscht, die in seiner Gegenwart nicht mal mit dem Ohr wackelten. Zum Glück wusste er nicht, dass Dolly unter ihrem Sitz ihn genauestens beobachtete und hin und wieder mal eine Lefze hob. Aber das konnte man durch den Maulkorb nicht so genau erkennen. Dolly hatte ein gestörtes Verhältnis zu Männern, aufgrund ihrer tragischen Biografie. Wer will es ihr verdenken?
Aber auch die längste und witzigste Zugfahrt geht einmal zuende, und nachdem wir auch noch zwei  Taxifahrer ergattert hatten, die einen großen Kombi fuhren und bereit war, uns und unsere Tiere zu befördern - übrigens kein Problem in Dänemark! - da ging der Urlaub so richtig los! Wir bestaunten die lange Brücke, die die Insel Romo mit dem Festland verband, atmeten die salzige Meeresluft ein, lachten und freuten uns auf die kommenden 2 Wochen als Inselbewohner im Ferienhäuschen. Dass dies einer der besten Urlaube aller Zeiten werden sollte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht. Aber die Pferde, die konnte ich von Weitem schon sehen. Stichwort Äppelhaufen in den Dünen! Denn das Häuschen befand sich sogar in eben diesen Sandhügeln kurz vor der ewig rauschenden Brandung der Nordsee. Ein Idyll wie aus dem Bilderbuch, der Prospekt hatte nicht zuviel versprochen! Und unsere Viecher waren nicht nur geduldet, sondern ausdrücklich willkommen geheißen, wie man dem Brief auf dem Esstisch entnehmen konnte. Nun, hoffentlich blieb das auch so.
Wir warfen Taschen, Koffer und Beutel in die nächste Ecke, leinten unsere Hunde an und machten uns sofort auf zum Strand, der ungefähr 200 Meter entfernt auf uns zu warten schien. Nur Bommel, der blieb als Hauswache zurück! Der kleine Kerl war auch völlig erschöpft von den Streicheleinheiten und den "Na, duuu?"'s der zahlreichen Kinder, denen wir auf den Weg hierher - ins Paradies! - begegnet waren. Wir konnten ihn guten Gewissens zurücklassen und uns auf den Weg machen. Das Wetter war herrlich, der Wind war das, was man gemeinhin eine "steife Brise" nennt und es war außerdem gerade Ebbe. Also genug Platz für einen ausführlichen Spaziergang. Die Hunde würden Augen machen!
Und genau das machten sie auch. Sowas hatten sie wohl noch nie gesehen! Dünen mit dutzenden Kaninchen, dahinter einfach nur Weite und Fläche mit kreischenden Seemöven ganz hinten, wo sich die kleinen Wellen am Strand brachen. Fussgänger, Jogger, Meeresrauschen und WOW! Ganz hinten sah man eine Gruppe Reiter auf ihren Pferden, die gemächlich im Schritt spazierenritten.
Selbst dem eher zurückhaltenden Rüden Axel gingen fast die Augen über. Aufgeregt schnupperte er an allem, was herumlag und fiepte leise. Pinki begann zu kläffen, sie wollte von der Leine los, was aber noch nicht zu machen war und Dolly stand geradezu fasziniert vor den Kötteln von Kaninchen und war kurz davor, sich darin zu wälzen. Dolly war grundsätzlich zu allem fähig.
"Jaa, jetzt sind wir im Urlaub", sinnierte Oma in die einsetzende Flut hinein. Sie war glücklich, das sah man ihr an. Und wir waren es mit ihr. Die kommenden 2 Wochen konnten nur superspitzenklasse werden.
Höchst beeindruckt schaute ich meinerseits den immer größer werdenden Pferden mit ihren Reitern entgegen, sie kamen auf uns zu. Ich hörte nichts mehr außer den leise im Sand trappelnden Pferdehufen und dem Schnauben der Pferde, ich sah nichts mehr außer glatten, glänzenden Pferdekörpern, die leicht geschwitzt tänzelten und anscheinend auf den nächsten Strandgalopp warteten. Ich war - kurz gesagt - hin und weg, im wahrsten Sinne des Wortes.

Dolly und ich, wir hatten unsere Passion gefunden: Die Hündin die Dünenkaninchen und ich die Strandpferde.
 Und wie diese Geschichte weitergeht, erfahrt ihr im dritten Teil von : Endlich Urlaub mit dem Familienzoo in Dänemark! ;-)

Liebe Grüße vom
Copinchen -  und Bommel!

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