Mittwoch, 22. März 2017

Reitschulgeschichten - Des Menschen Leichtsinn ist sein Himmelreich!

Manchmal muss man im Reitstall echt die Augen zusammenkneifen, weil man gar nicht glauben kann, was man da sehen muss. Da werden Führstricke lässig um Handgelenke gewickelt, um Pferde  zum Putzplatz zu führen, Longen ebenso, oder in geradezu lebensgefährlicher Manier auf den Koppeln losgelassen, wenn man es überhaupt durch die manchmal abenteuerlich konstruierten Eingänge schafft. Die meisten Unfälle passieren nicht beim Reiten, sondern im Umgang mit dem Pferd. Es wird wirklich unterschätzt, was da alles passieren kann, selbst beim relativ unverfänglichen Vorgang des Putzens kann eine ganze Menge passieren. Besonders, wenn man sich dabei in Gesellschaft von relativ selbstbewussten Personen befindet, die quasi "aaach, da passiert schon nix, Hauptsache es ist schick" auf der Stirne stehen haben.
Ein kleines Beispiel, wahre Geschichte:

Die Mutter einer Reitschülerin von mir stand mal im Sommer mit sehr schicken Sandalen nebst hervorragend lila lackierten Fussnägeln (passend zur Caprihose, der luftigen Tunika und der Gutschi-Sonnenbrille, lässig ins Haar drapiert ) neben dem Pferd auf der Stallgasse, was die Tochter gerade für ihre Reitstunde putzte. Ihr Pflegepferd, ein gutmütiger Wallach namens Heinrich, hatte leider nur noch ein Auge, war aber vertrauensvoll und artig und Reiten war kein Problem.

Putzen mit stylischer Mutter nebendran aber anscheinend schon, denn obwohl ich sie mehrmals darauf hinwies, dass sie mit ihren blanken Füßen nichts, aber auch gar nichts neben einem immerhin vorne beschlagenen Pferd verloren hätte, ließ sie nicht von ihrer schon peinlich berührten Tochter ab. Blöderweise stand sie auch noch auf der unbeaugten Seite des Heinrichs und es kam, was kommen musste. Sozusagen unweigerlich. Der Braune trippelte sich näher und näher an Muttern ran, und...
dann latschte der 600-Kilo-Wallach der uneinsichtigen Lady dermaßen nachdrücklich auf den unbesockten Fuß, dass sie eine ganze Weile auf den lila Nagellack verzichten konnte. Als wollte er sagen: "Wer nicht hören will, muss fühlen!"
Natürlich war ich genauso erschrocken wie Tochter, Pferd und Mutter, deren dermaßen misshandelter großer Zeh und Mittelfuss innerhalb kürzester Zeit ungeahnte Ausmaße erreichte.  Sie wurde ins Krankenhaus gefahren und ward eine ganze Weile im Reitstall nicht mehr gesehen, im Gegensatz zur Tochter. Nunja, Shit happens!
Eigentlich hätte der gute Heinrich sie aber riechen müssen, denn sie hatte sich sowas von mit Chanel No.5 eingenebelt, dass das arme Pony in der Box daneben erstmal zum Auslüften auf den Paddock gebracht werden musste und es fast 2 Tage dauerte, bis der typische Stallgeruch wieder eine Chance hatte. Und im Geiste hängte ich an der Stalltüre ein Schild auf: "No Mom's, please!"

Aber sie hatte Glück. Der Zeh war nicht gebrochen, nur gequetscht und beim nächsten Besuch trug sie sogar robuste Gummistiefel - allerdings in grellem Pink und mit Glitzersteinchen. ;-)

Liebe Grüße vom
Copinchen! 


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