Montag, 25. Juli 2016

Tollpatsch-Training extrem - Es geht auch ohne Gebiss!

Und zwar gar nicht mal so schlecht. Ich bin grad ziemlich hin und weg vom Erfolg meines Selbstversuches. Und Romi ist echt ein Schatz! :-)
Seit längerer Zeit trage ich mich schon mit dem Gedanken, mal auf das Trensengebiss zu verzichten und Alternativen zu testen. Dazu muss ich aber einen jener Tage bei ihm erwischen, wo er mir nicht schon beim Putzen auf der Stallgasse Samba tanzt und dabei bis zu 8mal äppelt. Da sein innerer Konflikt - ihr wisst schon, halb Araber, halb Westfale - ihm hin und wieder einen Touch von Schizophrenie beschert, kommt dies gelegentlich vor, auch ohne offensichtlichen Grund. Und beim nächsten Mal ist er dann wieder die Ruhe und Gelassenheit in Person. Übrigens bin ich mir nicht mal sicher, welcher Blutanteil für welches Verhalten verantwortlich ist. Eigentlich habe ich mit Romi 2 Pferde zu betreuen. ;-)
Zurück zum Thema: Am Samstag war also ein "Romi-ist-heute-cool-und-unerschütterlich"-Tag, der bis auf die lästigen Bremsen nichts abenteuerliches zu bieten hatte. Und genau deshalb wollte ich es wagen. Spontan, ungeplant und ohne doppelten Boden. Und ohne lange drüber nachzudenken, einfach mal machen!
Das Stallhalfter erwies sich als ideal, da es relativ eng am Kopf anliegt und große Seitenringe hat. Dort hakte ich 2 Stricke mit Karabinerhaken ein, die mir heute mal als Zügel dienen sollten, quasi ein improvisiertes Sidepull. Da ich keine 14 mehr bin, wo man sowas ohne Absicherung ausprobiert, und weil ich alleine mit dem Pferd zugange war, legte ich mir noch einen Sicherheitsanker in Form der Trense ohne Reithalfter an. Sonst wäre "zuviel los am Pferdekopf"- wie Guido Maria Kretschmer bei "Shopping Queen" wohl anmerken würde. Schließlich trägt Romi ja noch Ohrenmützchen und Fransenstirnband und es sollte von seinem Gesicht ja auch noch was übrigbleiben.
Also los. Wetter so mittel, bedeckt mit sonnigen Abschnitten,  zuvor Regenschauer, also Bremsenalarm. Die Fliegendecke (Modfiziert, dass man die Steigbügel drunter weg holen kann) mit Halsteil drauf sowie uns beide mit Spray einsprühen. Muss ja danach nix mehr einkaufen oder so. :-)
Erstmal die Pylonen hinstellen, dass ein Rechteck entsteht, wo man Achten und Slaloms reiten kann. Und druff auf den Romi. Und hierbei feststellen, dass die Sommerpause vom Zumba sich semi-optimal auf die Beweglichkeit des Hüftbereichs auswirkt. Aber ich lande dennoch pferdefreundlich im Sattel, ich hol mir die Aufsteigehilfe, ist ab 40 ja keine Schande und bevor ich wieder so nen Satz mach wie vor Kurzem, nee danke.
Oben angekommen, mach ich erstmal nen fetten Knoten auf den Trensenzügel und lasse alles lang. Stricke, die als Ersatzzügel fungieren, Beine, Arme, Schultern, stelle mir dabei einen Basset mit unheimlich langen Ohrenlappen vor. Auch Romi ist noch im "Lang"-Modus, ein Zustand, der sich bald ändern sollte!
Es ist unfassbar, echt. Die Schrittphase nutze ich, um mit den Stricken "Fühlung" zum Nasenrücken aufzunehmen. Romi staunt ein wenig und gibt beinahe sofort im Genick nach! Nun fühle ich vermehrt, wie die Hinterhand sich im Schritt mehr nach vorne schaufelt. Das ist spannend! Ich hänge meinem Pferd also nicht im Maul herum, wobei ich auf Trense immer gesteigerten Wert darauf lege, die Nickbewegung nach vorne rauszulassen. Aber das hier, das fühlt sich ganz anders an! Besser! Weicher! Aktiver, mehr Bewegung im Rücken als gewohnt. Ich wende den alten Trick mit der Vorstellung, rückwärts Rad zu fahren, an (danke Sally Swift) und da wird auch die klapprige alte Hüfte geschmeidiger. Yeehaah!
Beim Antraben nehme ich nur den Knoten des Zügels mit in die rechte Hand, damit der nicht hoch zu den Ohren rutscht, alles andere geht über den Impro-Zaum. Und das funktioniert! Ich fasse es nicht. Total klasse, ohne Druck gibt der nach, lang und tief und auch mit etwas mehr Aufrichtung. Zirkel, Schlangenlinien, Mittellinien, Slaloms, alles klappt wie am Schnürchen oder besser am Strickchen. Und macht 'nen Heidenspaß!
Dann verliere ich gänzlich die Nerven und wage einen kleinen Galopp. Auch das ist vom Bewegungsablauf runder, weicher, aktiver. Romi scheint begeistert zu sein, er verzichtet auch bis auf ein wenig Bremsenabwehr auf das sog. "Schnicken", was er nach einer Galopphase gerne mal macht, wenn er dann wieder "nur" traben soll.
Ich versuche noch ein paar Sachen aus der Abteilung "Seitengänge" und siehe da, das etwas hakelige Schulterherein rechts klappt besser und auch das Viereck vergrößern im Trab nach rechts tanzt er geradezu. Nun noch Schritt-Galopp-Schritt-einfache Wechsel und wenn das auch noch ok ist....
Ist es. Seine Lieblingslektionen, bei denen er allerdings gern etwas übereifrig wird, manage ich zusätzlich mit Stimme. Den Trensenzügel habe ich mittlerweile längst vergessen. Hocherfreut beende ich das Training und wir chillen noch ein wenig am Wirtschaftsweg entlang. Und derweil freue ich mich wie Bolle, war das toll!
Hier noch ein paar Schnappschüsse von  Paar- und Einhufern:

Romi und sein Mäxchen ...

...Resi und Lotti (die hier skeptisch schaut) auf der Sommerkoppel!
"Komm, Mäxchen, lass uns die Gehörnten ein wenig herumscheuchen!"


"Waaaas? Nee, lass ma, is waarm!"


Liebe Grüße vom
Copinchen - Einfach mal machen! :-)

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